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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
Autoren: Lisa Kleypas
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Das spärliche weiße Haar bedeckte nur halbherzig seinen roten Schädel, und ein Spitzbart umrahmte sein Kinn wie die Barthaare eines Löwen. Unverwandt maßen seine verschlagenen braunen Augen die beiden jungen Männer.
    »Ihr seid also Kevin und Cameron Cole,« sagte er mit geschraubtem irischem Akzent. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Keiner von ihnen gab eine Antwort.
    »Wer ist der Ältere?«, wollte Cavan wissen und machte es sich in einem weich gepolsterten Sessel bequem. Augenblicklich stürzte ein Lakai herbei und schob ihm den kostbaren Schemel unter die Stiefel.
    »Er«, sagte Cam und zeigte auf Kev, der ihm einen Seitenblick zuwarf. Doch Cam überging den Gesichtsausdruck seines Bruders und sagte beiläufig. »Wie habt Ihr uns gefunden, Mylord?«
    »Ein Wappenexperte ist kürzlich in London auf mich zugekommen und hat mir berichtet, dass Ihr ihn für seine Dienste bezahlt habt. Er hat herausgefunden, dass die Tätowierung auf Eurem Arm früher einmal das Wappentier der Coles gewesen ist. Als er mir die Zeichnung zeigte, die er davon angefertigt hat, wusste ich auf der Stelle, wer Ihr seid und warum Ihr danach habt suchen lassen.«
    »Und der Grund wäre?«, fragte Cam leise.
    »Ihr wollt Einlass in die gehobene Gesellschaft erlangen und finanziellen Profit aus der Angelegenheit schlagen. Ihr wollt den Namen Cole tragen.«

    Cam lächelte freudlos. »Glaubt mir, Mylord, ich will weder Geld noch Euren Namen. Ich wollte lediglich wissen, wer ich bin.« Seine Augen blitzten verärgert auf. »Und ich habe den verdammten Historiker bezahlt, damit er mir die Information zukommen lässt und sie nicht zuerst an Euch weitergibt. Ich werde mir den Kerl wohl noch vorknöpfen müssen.«
    »Warum wolltet Ihr uns sehen?«, fragte Kev unvermittelt. »Wir wollen nichts von Euch, und Ihr bekommt nichts von uns.«
    »Zuallererst mag es Euch interessieren, dass Euer Vater verstorben ist. Er hat vor einigen Wochen das Zeitliche gesegnet. Ein Reitunfall. Er war schon immer ungeschickt im Umgang mit Pferden. Letztlich hat es ihm den Kopf gekostet.«
    »Unser Beileid«, sagte Cam ungerührt.
    Kev zuckte nur mit den Schultern.
    »Das ist alles, was Ihr zum Tod Eures Vaters zu sagen habt?«, wollte Cavan wissen.
    »Leider kannten wir unseren Vater nicht gut genug, um einen zufriedenstellenderen Gefühlsausbruch an den Tag legen zu können«, sagte Kev mit bitterbösem Sarkasmus. »Entschuldigt das Ausbleiben von Tränen.«
    »Ich will etwas anderes als Tränen von Euch.«
    »Das klingt fast schon nach einer Drohung«, stellte Cam fest.
    »Mein Sohn hat eine Frau und drei Töchter zurückgelassen. Keine Söhne, abgesehen von Euch.« Der Earl verschränkte die blassen, knotigen Finger. »Die Ländereien können nur an männliche Nachkommen weitergegeben werden, und in der weitverzweigten
Familie der Coles gibt es keine. Wie die Dinge im Moment stehen, wird der Cavan-Titel und alles, was damit einhergeht, mit meinem Tod erlöschen.« Seine Kiefermuskeln spannten sich an. »Ich werde das über Jahrhunderte tradierte Erbe nicht für immer verlorengehen lassen, nur weil Euer Vater zeugungsunfähig war.«
    Kev hob eine Augenbraue. »Ich würde einen Mann mit zwei Söhnen und drei Töchtern nicht gerade zeugungsunfähig nennen.«
    »Töchter sind bedeutungslos. Und Ihr beide seid halbe Zigeuner. Man kann wohl kaum behaupten, dass es Eurem Vater gelungen ist, die Familieninteressen zu wahren. Aber wie dem auch sei. Die Situation ist nun einmal, wie sie ist. Ihr seid erbberechtigt.« Eine säuerliche Pause folgte. »Ihr seid meine einzigen Erben.«
    Die gewaltige kulturelle Kluft zwischen ihnen offenbarte sich in diesen wenigen Sekunden. Hätte Lord Cavan irgendeinen anderen Mann der Londoner Gesellschaft mit einer solch großzügigen Offenbarung überrascht, hätte dies höchstwahrscheinlich einen ekstatischen Freudentaumel nach sich gezogen. Aber zwei Roma mit der Aussicht auf sozialen Aufstieg und materielle Güter zu locken, brachte Cavan nicht die Reaktion ein, mit der er gerechnet hatte.
    Stattdessen schienen die beiden außergewöhnlich – wenn nicht gar unerträglich – desinteressiert zu sein.
    Cavan wandte sich verärgert an Kev. »Ihr seid Viscount Mornington, der Erbe des Mornington Anwesens in der County Meath. Nach meinem Tod werdet
Ihr ebenfalls Schloss Knotford in Hillsborough erben, sowie das Fairwall Anwesen in der County Down und Watford Park in Hertfordshire. Bedeutet Euch das denn nichts?«
    »Nicht
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