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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff
Autoren: Jill Mansell
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an die Stirn. »Ich wollte es zurückgeben und den Unterschied ausgleichen, aber dann hat Fenn mir gesagt, ich solle die Handtücher holen, und da …«
    »Und Sie dachten, Sie kämen damit durch.« Alice Tavistock sprach immer, als hätte sie eine Pflaume im Mund. Jetzt klang sie, als ob sie die Kerne ausspuckte. »Gaunerin, Diebin.«
    »Ich bin keine Diebin!«
    Fenn schloss die Augen.
    »Miranda, was hast du mit Mrs. Tavistocks Geld gemacht?«
    »Ich habe es jemandem gegeben.«
    Fenn runzelte die Stirn und fragte: »Was? Murmel nicht vor dich hin, rede anständig.«
    Miranda hob den Kopf. Ach Gott, er sah nicht gerade glücklich aus.
    »Ich habe es einem Obdachlosen gegeben, damit er sich eine Tasse Tee kaufen kann.«
    »Mein Geld!«, fauchte Alice Tavistock. »Heißt das, du hast meine sechzig Pence einem dreckigen, schnorrenden Bettler gegeben? Mädchen, was fällt dir ein?«
    So viel zu ihrer Fähigkeit zusammenzuzählen, dachte Miranda rebellisch.
    »Er ist kein Bettler.« Sie konnte ihr das nicht durchgehen lassen, jemand musste ihn verteidigen. »Er bettelt nie. Und es waren auch keine sechzig Pence«, schloss sie, »es waren siebzig.«
     
    Miranda liebte den Friseurberuf, trotz der miserablen Bezahlung für die Lehrlinge. Sie war froh, in Fenns Salon zu arbeiten, sie liebte es, Haare zu schneiden – wenn sie mal die Möglichkeit dazu bekam – und sie genoss den Kontakt zu den Kunden.
    Nun ja, zu den meisten.
    Der große Nachteil war, dass man nett zu ihnen sein musste, auch wenn sie sich schrecklich benahmen.
    »Ich bin keine Diebin«, sagte sie zu Fenn, nachdem er seiner empörten Kundin das Geld aus der Kasse ersetzt, sich vielmals entschuldigt und sie zur Tür gebracht hatte.
    »Das weiß ich. Aber diesmal hast du dich auch nicht gerade richtig verhalten, oder«, meinte Fenn.
    »So eine Hexe! Diese Frau verbringt ihr Leben damit, mit den Wohltätigkeitskomitees anzugeben, in denen sie mitarbeitet. Wie kann sie so kleinlich sein?«
    »Das ist nicht der Punkt. Alice Tavistock ist unsere Kundin.«
    »Sie ist eine knickrige alte Keule«, murmelte Miranda.
    »Genug. Jetzt hör mir zu.« Fenn sah auf seine Uhr. »Bev muss um eins zum Zahnarzt. Du musst für ein paar Stunden den Empfang übernehmen.«
    »Du meinst … keine Mittagspause?«
    O Schreck! Mirandas dunkle Augen weiteten sich entsetzt. Sie war jetzt schon hungrig. Und außerdem, erinnerte sie sich schuldbewusst, bin ich da nicht die Einzige.
    Aber es hatte keinen Sinn. Fenn warf ihr einen seiner ernsten Ich-bin-der-Boss-Blicke zu.
    »Ich denke, das ist unter den Umständen fair. Meinst du nicht?«
     
    Chloe sah zu, wie die Kassiererin jeden Artikel aufnahm, über den Scanner laufen ließ und übers Laufband schickte. Wie die Preise bei
The Generation Game.
Ohne das Kuscheltier.
    Ein Paket Hühnerbrüste.
    Eine Zitrone.
    Ein halber Liter Milch, halbfett.
    Brokkoli.
    Eine kleine Kiste sehr teurer neuer Kartoffeln.
    Ein Schwangerschaftstest.
    The Generation Game.
Sehr passend.
    Chloe hielt den Atem an und fragte sich, ob das Mädchen ihr heimlich einen wissenden Blick zuwerfen würde, doch als sie aufsah, sagte sie nur gelangweilt: »Das macht fünfzehn Pfund siebzig. Haben Sie eine Clubkarte?«
    Heutzutage brauchte es eindeutig mehr als ein paar Hühnerbrüste und einen Schwangerschaftstest, um das Interesse einer Kassiererin zu wecken.
    Als sie wieder im Special Occasions ankam – perfekte Geschenke für jede Gelegenheit –, hängte Chloe die Einkaufstasche an ihren Mantelhaken und sah sich unten in der winzigen Toilette im Spiegel an.
    Ihre Finger bebten, als sie das Zellophan von dem Teststreifen riss. Die Worte auf dem Beipackzettel tanzten vor ihren Augen.
    O Gott, das ist sehr, sehr ernst.
    Ich kann mir keinen Fehler leisten, dachte Chloe, und ihr wurde ganz elend. Sieh es als eine Prüfung an, lies langsam und sorgfältig die Anweisungen durch. Konzentriere dich, konzentriere dich und hör verdammt nochmal auf, so zu zittern.
    Ein Hämmern an der Tür ließ sie vom Klositz hochschießen.
    »Chloe? Bist du da drin?«
    Na, wer sonst sollte es wohl sein?, dachte Chloe resigniert.
    »Äh … ja.«
    Zumindest war sie nicht schon mitten in einer komplizierten Turnübung mit Pipetten und strömendem Urin gewesen.
    »Okay.« Bruce, ihr Chef, klang ungeduldig. Er hatte nie verstanden, warum eine Frau länger als dreißig Sekunden auf der Toilette brauchte. »Hab ein Auge auf den Laden, ja? Ich muss telefonieren.«
    »Zwei Minuten«, rief Chloe
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