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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff
Autoren: Jill Mansell
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Klingt nach Teenagern mit Zahnspangen, die versuchen zu knutschen.«
    Wenn sie sich deprimiert fühlte, so bemühte sie sich, dies für sich zu behalten. Was sollte es schließlich schon bringen, ständig zu klagen, wie eng das Leben geworden war? Das war ein sicherer Weg, am Ende ohne Freunde dazustehen.
    Stattdessen konzentrierte Florence sich darauf, der Welt ein fröhliches Gesicht zu zeigen. Und sie hielt sich regelmäßig die guten Seiten ihres Lebens vor Augen. Sie hatte ihr Haus und keine Geldsorgen. Sie hatte Miranda. Und ihre Beine mochten nutzlos sein, doch konnte sie noch ihre Hände benutzen, was hieß, dass sie ein Champagnerglas halten, trickreich Poker spielen und selbst Make-up auflegen konnte. Nicht immer sehr toll, wie Florence sich bereitwillig eingestand. Aber es gab Schlimmeres im Leben als ein etwas zittrig aufgetragener Lidstrich.
    Als die Uhr auf dem Kaminsims halb sieben schlug, rollte Florence hinüber zum Wohnzimmerfenster. Sie hielt gerne Ausschau nach ihrer Mieterin. Sobald sie Miranda die Straße entlangkommen sah – wobei sie meistens in den Taschen nach ihrem Haustürschlüssel wühlte, holte sie eine Flasche Lager aus dem Kühlschrank und goss sich selbst einen anständigen trockenen Sherry ein.
    Das war auch das Tolle an Rollstühlen. Wenn der erste Drink des Tages direkt in die Knie ging – na ja, na und?
    Florence fummelte immer noch am Eiswürfeltablett herum, als die Haustür zugeschlagen wurde und Miranda schrie: »Ich bin daheim.«
    »Du bist halb erfroren. Geh und setz dich ans Feuer«, protestierte Florence, als Miranda durch die Küchentür trat, um zu helfen. »Ich schaffe das schon.«
    Miranda knallte mit dem Tablett gegen die Oberkante des Kühlschranks, sodass die Eiswürfel in alle Richtungen auseinander stoben.
    »Meine Hände sind schon taub.« Sie ließ Eiswürfel in Florence’ Glas fallen. »So, fertig. Jetzt können wir uns beide ans Feuer setzen.« Sie zog eine Grimasse. »Und ich kann dir von meinem wunderbaren Tag erzählen.«
    Graupel tropften in Mirandas Nacken, als sie ihren Kopf zurückwarf, um das Lager direkt aus der Flasche zu trinken. Ihr kurzes schwarzes Haar, das zu einem Igelschnitt gestutzt und im Moment von dunkelblauen und grünen Strähnen durchzogen war, leuchtete wie der Flügel einer Elster.
    »… deshalb hatte ich keine Mittagspause, und als ich aus dem Salon kam, war er schon weg«, schloss sie, ohne den Schaum auf ihrer Oberlippe zu bemerken. »Armer Kerl, ich fühle mich schrecklich, weil ich ihn so im Stich gelassen habe.«
    »Du kennst dein Problem«, meinte Florence tröstend, »du hast ein zu weiches Herz.«
    »Ich mache mir Sorgen um ihn. Was hat er nur für ein Leben? Ich meine, stell dir nur vor, nirgends wohnen zu können.«
    Florence schnaubte in ihren Sherry. »Ha, ihn zu bedauern ist das eine. Solange du ihn nicht herbringst und erwartest, dass ich ihn auch bedauere.«
    Sie hätte Miranda durchaus den Versuch zugetraut, sie zu überreden, einem alten übel riechenden Penner zu erlauben, bei ihnen einzuziehen.
    »Du bist herzlos«, stellte Miranda fest.
    »Ich bin nur kein Weichei, das ist alles. Egal«, Florence wurde ernst, »ich muss dir etwas erzählen. Leider keine guten Nachrichten.«
    »Was?« Mirandas dunkle Augen weiteten sich. »Bist du krank?«
    »Nein, aber mein Bankkonto. Du hast doch vom Absturz des Aktienmarkts letzte Woche gehört?«
    Miranda hatte nichts gehört, nickte aber trotzdem. Dinge der Hochfinanz entgingen ihr eher.
    »Nun ja, mein Anlageberater hat mich heute Nachmittag angerufen. Meine Anteile sind den Bach runtergegangen. Im Grunde bin ich pleite.« Florence verstummte und sah verlegen drein. »Die Sache ist die, ich werde leider deine Miete erhöhen müssen.«
    Miranda schluckte. Sie begann sich unbehaglich zu fühlen.
    »Oh. Okay. Ähm … um wie viel?«
    »Nun ja, ums Doppelte?«
    Gott im Himmel.
    Mirandas Gesichtsausdruck war sehenswert. Florence brüllte vor Lachen und klatschte in die Hände.
    »Ha, April, April!«
    Miranda blieb der Mund offen stehen.
    »Du meinst … meine Miete wird nicht erhöht?«
    »Natürlich nicht!«
    »Du bist nicht pleite?«
    »Es hat keinen Zusammenbruch des Aktienmarktes gegeben. Du solltest versuchen, ab und zu die Zeitung zu lesen«, kicherte Florence, »dann wüsstest du so etwas.«
    Miranda atmete wieder.
    »Es ist nach Mittag«, protestierte sie. »Aprilscherze nach Mittag zählen nicht.«
    »Früher hatte ich keine Möglichkeit. Außerdem«, Florence’
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