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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff
Autoren: Jill Mansell
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Hilfsbereit streckte er die Hand aus, die Handfläche nach oben, und zeigte so die Größe seines Neffen an. »Du erinnerst dich an Eddie.«
    »Deine Schwester.« Miranda atmete langsam aus. »Du hast mich glauben lassen, sie sei deine Freundin.«
    »Habe ich?« Danny runzelte die Stirn, wenn auch gar nicht überzeugend. »O nein, sie ist eindeutig meine Schwester. Obwohl sie sich sicherlich wünscht, dass ich eine Freundin hätte. Tatsächlich ist sie so darauf aus, mich in festen Händen zu sehen, dass sie ihre Zeit damit verbringt, mich mit ihren Single-Freundinnen zu verkuppeln.«
    Er sah nicht gerade begeistert aus. Vorsichtig – und mit einem Hauch von Eifersucht – sagte Miranda: »Und du hast noch keine gefunden, die dir gefällt?«
    Der Drachen, dessen Schnur nun wieder ganz aufgerollt war, war zu Dannys Füßen gelandet. Er flatterte störrisch gegen die gefallenen Blätter wie ein aufsässiger Teenager.
    »Er kann nicht fliehen, wenn wir drauf sitzen.« Danny hielt einen Flügel mit seinem in Timberland-Stiefeln steckenden Fuß am Boden, bis Miranda sich auf den Drachen gesetzt hatte, dann setzte er sich neben sie. »O ja, ich habe tatsächlich eine gefunden, die mir gefällt.«
    Sein ausgeblichenes Jeansknie war nur Zentimeter von ihrem entfernt und sein Ton erstaunlich beiläufig. Fast als ob er ihr von einem Auto erzählte, das er gesehen hatte und das er zu kaufen gedachte.
    Miranda schluckte und versuchte sich auf das Panorama vor ihnen zu konzentrieren. Dies war London, Heim für Millionen und Abermillionen von Menschen. Doch konnte in diesem Augenblick einer verwirrter sein als sie?
    Schließlich sagte sie lahm: »Na ja, gut. Wie ist das Mädchen so?«
    »Schwierig.« Danny schüttelte den Kopf und tippte auf den knallroten Stoff hinter ihnen. »Wie dieser Drachen. Tut nie, was man von ihr will. Steuert ständig in alle falschen Richtungen … verheddert sich dauernd in anderen Drachen …«
    Mirandas Herz begann zu hämmern. In ihrem Bauch flatterten Schmetterlinge.
    »Geht sie im Augenblick mit jemandem?«
    »Nein. Ich habe mich ein paar Monate fern gehalten, um ihr Zeit zu lassen, über etwas hinwegzukommen, was passiert ist.« Er verstummte kurz. »Es war nicht leicht, aber ich wusste, ich musste es tun.«
    Krach bumm, krach bumm, hämmer, hämmer, hämmer.
    »Wie sieht sie aus?«, fragte Miranda und hielt hilflos den Blick auf den fernen Horizont gerichtet.
    »Oh, hässlich. Nein, das ist ein Witz«, antwortete Danny, als ihre Schultern steif wurden. »Überhaupt nicht hässlich. Unglaublich dunkelbraune Augen. Ein Mund, der sehr zum Küssen einlädt. Dunkelgrünes Haar mit goldenen Teilen an den Enden.«
    »Strähnchen«, murmelte Miranda. »Nicht Teile.«
    »Und natürlich hat sie einen entzückenden kleinen Hintern. Nicht dass es schlimm ist, einen großen zu haben«, fuhr Danny fort. »Große sind auch in Ordnung.«
    Die Aussicht wurde, wie Miranda feststellte, etwas verschwommen. Sie wischte sich mit dem Handrücken schnell über die Augen.
    »Warum jetzt, Danny? Nach all der Zeit, was hat dich deine Meinung ändern lassen?«
    »Gar nichts.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich hatte mich schon vor Monaten entschieden.«
    »Aber …«
    »Andere Drachen«, sagte Danny einfach. »Wie ich gesagt habe, sie hat sich ständig in andere Drachen verheddert.« Er hielt inne, und seine dunklen Augen blickten ernst. »Bist du über Miles hinweg?«
    Miranda nickte und konnte nicht sprechen. Direkt über ihnen schwebte wie ein Adler ein großer gelb-brauner Drachen. Ein paar Meter weiter hüpfte ein kleines Mädchen auf und ab und schrie: »Lass ihn nicht runterkrachen, Daddy, lass ihn nicht auf die Köpfe dieser Leute krachen!«
    »Schädelbruch«, seufzte Danny. »Genau was wir brauchen. Hast du eine Ahnung, wie lange ich diesen Moment schon geprobt habe? Er sollte so romantisch werden.«
    »Er ist es trotzdem.« Miranda breitete die Arme aus. »Mit mir hier zu sitzen, mit mir einen Hirnschaden zu riskieren … das nenne ich wahnsinnig romantisch.«
    Danny lächelte und berührte ihre eisige Wange.
    »Wahnsinnig sicher.«
    »Weiter«, flüsterte Miranda, »küss mich, los. Und wer zuerst zum Drachen hochschaut, ist ein Feigling.«
     
    »Daddy, Dad, was machen die Leute da?«
    »Stellen sich zur Schau, Rachel.«
    »Daddy, warum hat einer von ihnen grünes Haar?«
    »Weil es ein Exhibitionist ist, Liebling. Achte gar nicht auf sie.«
    Miranda begann hilflos zu kichern, und der Kuss löste sich auf.
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