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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten
Autoren: Katie Fforde
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Toiletten im nächsten Ort und auf jeden Pub, den sie besuchten. Alle zwei Tage füllte Lucas die altertümliche Blechwanne, sah zu, wie Perdita glücklich darin plantschte, und gab ihr Recht, dass das Wasser aus dem Bach nicht vergeudet sei, da der Fußboden ebenfalls seinen Teil abbekam.
    Wenn der Abend schön war, legte Lucas den Rost eines alten Backofens über das Feuer und grillte etwas Fleisch.
    Am letzten Nachmittag, bevor sie abreisen mussten, brachte Lucas Perdita zu einer Stelle, an der man mit etwas Glück Steinadler und Weihen, Berghasen und in der Ferne sogar Hirschrudel sehen konnte.
    Sie verbrachten viel Zeit damit, über das Tal zu den Bergen im Hintergrund zu schauen, den Himmel zu beobachten, wie er dunkler wurde, die Farbe von Enteneiern annahm und schließlich einen rötlichen Schimmer bekam. Perdita hatte lange nicht mehr gesprochen, und schließlich fragte Lucas sie, ob alles in Ordnung sei.
    »Ich musste nur gerade an etwas denken, das Kitty einmal zu mir gesagt hat, über die Trauer.«
    »Was denn?«
    »Das war vor etlichen Jahren, als ich noch zur Schule ging. Ich hatte sie nach Lionel gefragt, ihrem Mann. Sie antwortete ›Wenn man jemanden verliert, den man liebt, vergehen die Tage so langsam, und der Verlust hinterlässt ein gewaltiges, unauslotbares Loch im eigenen Leben. Aber ganz allmählich, nach Jahren, beginnt dieses Loch sich zu schließen, auch wenn das manchmal ein sehr, sehr langsamer Prozess ist. Es ist wie beim Flicken‹, meinte sie. ›Langsam, ganz langsam, zieht man Fäden über ein Loch und webt sie zusammen, bis man, nach Jahrzehnten vielleicht, feststellt, dass das Loch nicht mehr da ist.‹« Perdita drehte sich zu ihm um und lächelte traurig. »Natürlich ist da immer noch ein verdammt großer Flicken. Die Socke wird nie wieder heil sein, aber wenigstens ragen die Zehen nicht mehr heraus. Dein Leben funktioniert wieder.« Sie lachte und weinte gleichzeitig. »Kitty hat mir das erzählt und dann hinzugefügt: ›Ich weiß nicht, wie du zurechtkommen wirst, Liebes. Ich habe dir nie beigebracht, wie man flickt.‹«
    Er barg sie in seinen Armen und hielt sie sehr fest. Schließlich versprach er: »Ich werde dir helfen. Ich kann sehr gut flicken.«
    Perdita war halb aufgeregt, halb litt sie Todesqualen, als sie vor Kittys Haus vorfuhren. Ein Teil von ihr hatte erwartet, dort auf Möbelwagen zu stoßen und auf Roger, der sie mit Antiquitäten füllte. Oder - und sie musste zugeben, dass das höchst unwahrscheinlich war - das Haus mit Abbruchgenehmigungen bedeckt zu sehen und die Wagen von Handwerkern dort vorzufinden, ein Hinweis darauf, dass das Grundstück schon bald Reihenhäuser mit Garagen »beherbergen« würde.
    »Ich bin froh zu sehen, dass das Haus noch steht«, bekannte sie, als Lucas bremste.
    »Warum um alles in der Welt sollte es nicht mehr stehen?«
    »Ich weiß es nicht, nicht wirklich. Ich hatte nur nicht erwartet, dass die Dinge so aussehen würden wie früher, nicht nachdem andere Dinge sich so sehr verändert haben. Wie wir zum Beispiel.«
    Lucas strich ihr sachte mit dem Finger übers Kinn. »Wir könnten versuchen, uns auf den Vordersitzen des Wagens zu lieben, aber es wäre vielleicht vernünftiger, ins Haus zu gehen und nachzusehen, ob ein Brief vom Anwalt da liegt.«
    Perdita rührte sich nicht von der Stelle. Das Haus war nicht niedergebrannt, aber sie wusste nicht, in welchem Zustand sie es hinterlassen hatte. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie Monate fort gewesen, nicht nur zwei Wochen. Spinnweben und Ratten, möglicherweise sogar Wiesel und Dachse und andere Geschöpfe aus der Wildnis konnten es in ihrer Abwesenheit besetzt haben. Ganz zu schweigen von Einbrechern.
    Sie hatten auf halbem Weg in einem Motel übernachtet, sodass sie nicht im Dunkeln ankamen, und jetzt wirkte alles überraschend wohl geordnet. Die Tatsache, dass sie durch die Einfahrt gefahren waren, ohne dass welkes Laub ihnen den Weg versperrte, war ein gutes Zeichen. Auf dem Grundstück vor dem Haus wuchs weniger Unkraut denn je, weniger als zu Kittys Zeiten, da die alte Dame so viele Gräser gemocht hatte, die andere Gärtner mit Freuden ausrissen.
    »Komm schon, meine kleine Auster«, drängte Lucas, »es wird dir besser gehen, wenn du das Schlimmste weißt.«
    »Jemand hat den Garten in Ordnung gebracht«, stellte Perdita erfreut fest, obwohl sie gleichzeitig Angst hatte, dass etwas Kostbares auf den Komposthaufen gewandert war. »Ich frage mich, wie es im Haus
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