Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi
Autoren: Leonie Swann
Vom Netzwerk:
Sie sehen zufrieden aus.«
    Der Mann klang säuerlich. »Eine Herde braucht einen Hirten. Ham würde sie dir sicher abkaufen, wenn du weiter keinen Ärger mit ihnen willst.«
    Die Schafe standen starr vor Entsetzen, aber die Frau zuckte mit den Achseln.
    »Ham ist kaum ein Schäfer«, sagte sie. »Er würde sich nicht kümmern. «
    »Es gibt verschiedene Arten, für jemanden zu sorgen. Mit Liebe und mit Strenge, mit dem Wort und mit dem Schwert. Der Herr hat uns das gelehrt. Wichtig ist die Ordnung.« Die große Nase des Schwarzgekleideten starrte der Frau vorwurfsvoll ins Gesicht. »Wenn du nicht selbst mit Ham sprechen willst, kann ich das für dich tun«, fügte er dann hinzu.
    Die Frau schüttelte den Kopf, und die Schafe atmeten auf.
    »Nein, das mit Ham ist lange vorbei. Aber ich weiß nicht einmal, ob das alles überhaupt mir gehört. Es gibt ein Testament. George hat es bei einem Anwalt in der Stadt gemacht. Es muss ein sehr ungewöhnliches Testament sein, er hat lange gesucht, bis er den richtigen Anwalt dafür gefunden hat. Darin steht, wem das alles gehört. Ich will es nicht. Ich hoffe nur, er hat ihr nichts vermacht.«
    Plötzlich schien sie die Weide nicht mehr schön zu finden.
    »Gehen wir?«
    Der Mann nickte. »Nur Mut, mein Kind. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.« Sie stapften davon, mitten durch George’s Place, wo sie einige frische Triebe niedertrampelten.
     
    *
    Othello knirschte mit den Zähnen. »Ich bin verdammt froh, dass der Herr nicht mein Hirte ist.« Die anderen nickten.
    »Bevor sie uns an den Metzger verkaufen, hau ich ab«, blökte Mopple. Sie staunten. Mopple war eigentlich nicht gerade kühn. Aber er hatte Recht.
    »Und ich laufe über die Klippen«, erklärte Zora. Die anderen wussten, dass Zora insgeheim hoffte, zu den auserwählten Wolkenschafen zu gehören.
    »Ihr bleibt hier«, sagte Miss Maple sanft. »Immerhin wissen wir jetzt, was ein Testament ist. Es bestimmt, wem Georges Sachen und Schafe von nun an gehören.«
    »Ja! Es liegt in einem Wald in der Stadt!«, fügte Heide hinzu.
    »Und es wird dem Langnasigen sagen, dass George uns niemals an den Metzger verkauft hätte!«
    Sie waren wirklich erleichtert.
    »Hoffentlich finden sie es bald!«, fügte Lane hinzu.
    »George war kein Lamm«, sagte Heide.
    »Die Frau war zu alt, um sein Kind zu sein«, sagte Mopple.
    »Er hat gelogen«, sagte Othello. »Der Große mochte George nicht, kein bisschen. Und ich mag ihn nicht. Und den anderen Herrn, von dem er gesprochen hat, mag ich auch nicht.«
    »Dieser Herr war es!«, platzte Heide auf einmal hervor. »Er hat George bei sich aufgenommen. Dann ist es passiert. Sie haben sich gestritten, erst mit Worten, dann mit dem Schwert. Nur war gerade kein Schwert da, drum hat er den Spaten genommen. Der Langnasige hat es ja fast zugegeben!«
    Mopple stimmte ihr zu. »Wahrscheinlich haben sie sich über Ordnung gestritten. George war nicht sehr ordentlich, außer im Gemüsegarten.« Er blickte verschämt Richtung George’s Place. »Wir müssen als Nächstes herausfinden, wer dieser Herr ist.«
    Maple sah ihn skeptisch an.
    Cloud hatte bis dahin geschwiegen. »Der Herr ist ein Lamm«, sagte sie jetzt.
    Die anderen starrten sie verblüfft an. Auch Cloud selbst sah überrascht aus.
    »Er ist ein Hirte«, widersprach Heide. »Ein sehr schlechter Hirte, viel schlechter als George.«
    Cloud schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Es ist anders. Wenn ich mich doch nur besser erinnern könnte …« Cloud starrte auf ein Grasbüschel vor ihren Hufen, aber die Schafe merkten, dass sie an etwas ganz anderes dachte.
    »Der Mann … ich kenne ihn. Er war schon einmal auf unserer Weide, vor langer Zeit. Ich war noch ein Lamm. George hielt mich auf dem Arm, er hatte mir gerade die Hufe geschnitten. Alles roch nach … nach Erde und Sonne … wie ein Sommerregen. Ein so schöner Geruch und dann … etwas Bitteres. Ich konnte sofort riechen, dass George den Mann nicht mochte. Der Mann wollte George zu etwas einladen, aber seine Stimme war unfreundlich. Er wollte das Vieh segnen. Ich wusste nicht, was segnen bedeutet, aber es klang wie sengen. Ich wusste, dass ich das Vieh war – das hatte George gerade vorher gesagt, als ich nicht stillhielt. Ich bekam Angst. George lachte. ›Wenn du Ham meinst, den segnest du doch jeden Sonntag‹, sagte er. Der andere wurde sehr wütend. Ich weiß nicht mehr, was er sagte, aber er sprach viel von dem Herrn, und davon, dass er die Schafe von den Böcken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher