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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen
Autoren: Barbara Cartland
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aber wie angewurzelt stehen.
    „Ihrer Cousine?“, fragte sie nochmals.
    „Ja, meiner Cousine.“ Während er sprach, beobachtete der Graf sie genau.
    „Sie werden sich daran erinnern, dass ich Ihnen die Prinzessin Heloise de Falaise St. Cloud zeigte, als der Herzog ihr gestern Abend den Hof machte. Natürlich ist es für alle noch ein Geheimnis außer für ihre intimsten Freunde, aber ihre Heirat mit dem Herzog wird in Kürze öffentlich bekannt gegeben.“
    Mit geheuchelter Besorgnis fuhr er fort: „Jetzt werden Sie auch verstehen, meine liebe Miss Shane, warum mir so viel daran lag, Ihren Vormund vor jedem Skandal zu bewahren. Mein Interesse galt nicht seinen Gefühlen, sondern meiner Blutsverwandten, die ich schützen wollte.“
    Um Ravellas Herz legte sich ein eiserner Ring. Mit fast übermenschlicher Anstrengung rang sie nach Fassung und verabschiedete sich mit einem Knicks.
    „Ich hoffe, die Prinzessin wird Ihnen dankbar für Ihre Bemühungen sein“, sagte sie so kühl wie möglich. Dann ging sie schnell in Richtung Stanhope Gate fort.
    Der Graf sah ihr nach. Als sie außer Hörweite war, lachte er leise vor sich hin. Dann brach er ungeniert in Gelächter aus und griff nach der Eintausendpfundnote in seiner Westentasche.
    Hastig legte Ravella die Strecke nach Melcombe-Haus zurück. Sie hatte nur den einzigen Wunsch, sich in die Abgeschlossenheit ihres Schlafzimmers zu flüchten. Aber sie mochte sich noch so sehr beeilen – vor ihren Gedanken konnte sie nicht davonlaufen.
    Der Herzog und die Prinzessin! Sie sah das reizende, herzförmige Gesicht der jungen Französin vor sich, erinnerte sich an ihren feinen Hals, die zarten Schultern. Die Augen der Prinzessin waren wie tiefe, dunkle Gewässer, von einem Kranz langer Wimpern umgeben. War es da verwunderlich, dass der Herzog in sie verliebt war und sie heiraten wollte?
    Endlich hatte Ravella den Unterschied zwischen der Señorita Deleta und den Damen der obersten Gesellschaftsschicht erkannt. Die Prinzessin war schön, aber sie war auch eine Dame von Rang; darum stand ihr im Leben des Herzogs nur die Rolle der Ehefrau zu.
    In diesem Augenblick, als sie durch die Curzon Street nach Hause eilte, erkannte Ravella die Wahrheit. Sie liebte den Herzog! Sie hatte ihn vom ersten Augenblick an geliebt, als er in ihr Leben trat, um sie vor der verhassten Annäherung Lord Wroxhams zu schützen. Von Anfang an war es die leidenschaftliche, anbetende Liebe einer Frau zu einem Mann gewesen.
    Wie blind sie gewesen war! Wie dumm, kindisch und töricht! Jetzt wusste sie, warum es sie jedes Mal so bitter geschmerzt hatte, wenn er böse auf sie war. Sie wusste nun aber auch, warum sein Lächeln, die Berührung seiner Hand oder einfach seine Gegenwart ihr Herz mit Glück und Freude erfüllt hatten. Dann war es ihr immer so vorgekommen, als sei die ganze Welt in goldenes Licht getaucht.
    Oh, Sebastian! Wie sollte sie es ertragen, zusehen zu müssen, wie er eine andere Frau heiratete?
    Sie hatte Melcombe-Haus erreicht. In der Eingangshalle sah Ravella den Kutsch-Mantel des Herzogs mit den mehrfach übereinander gelegten Kragen und seinen Hut aus Biberfell auf einem Stuhl liegen. Fragend sah sie den Butler an.
    „Ja, Miss, er ist unerwartet zurückgekommen“, erklärte Nettleford. „Es hatte einen leichten Zusammenstoß gegeben, und ein Wagenrad war beschädigt. Da wäre es leichtsinnig gewesen, weiterzufahren. Seine Gnaden sind deshalb zurückgekommen und haben den offenen Zweispänner bestellt, den er selbst nach Newmarket kutschieren will. Der wird gleich vorfahren, Miss.“
    „Ist Seine Gnaden in der Bibliothek?“
    „Ja, Miss.“
    Ravella lief zur Bibliothek. Dort stand der Herzog am Fenster, mit der Morning Post in der Hand.
    „Warum bist du weggefahren, ohne es mir vorher zu sagen?“
    Der Herzog zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe.
    „Guten Morgen, Ravella“, meinte er betont höflich. „Seit wann bin ich verpflichtet, dir oder anderen Menschen Rechenschaft über jeden meiner Schritte abzulegen?“
    „Entschuldige, bitte. Ich war nur betrübt, als ich hörte, dass du weggefahren warst. Ich wollte dich nämlich so gern in einer besonderen Angelegenheit sprechen.“
    „Das kannst du jetzt, aber fasse dich bitte kurz. Ich vermute nämlich, dass mein Wagen in wenigen Minuten vorfahren wird.“
    Ravella setzte an, aber in diesem Augenblick wurde die Tür, ohne anzuklopfen, aufgerissen. Blass und verstört stand Scudamore vor ihnen.
    „Euer Gnaden!“, rief er
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