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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen
Autoren: Barbara Cartland
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war.
    Bis Mittag musste eine Lösung gefunden werden, aber welche? An wen könnte sie sich wenden? Nur Hawthorn, der Rechtsberater, kam dafür infrage. Bevor er über eine so große Summe entschied, würde er aber bestimmt darauf bestehen, erst die Einwilligung des Herzogs zu bekommen. Aber was könnte sie anderes tun, als ihn zu fragen?
    Unter Ravellas Augen lagen tiefe Schatten, als Lizzie am nächsten Morgen die Vorhänge ihres Schlafzimmers öffnete und das Tablett mit dem Frühstück neben das Bett stellte.
    „Oh, Miss, wie aufregend alles ist!“, sagte sie.
    „Was ist es denn heute?“, fragte Ravella. Sie wusste, dass Lizzie eine unverbesserliche Plaudertasche war und für ihr Leben gern klatschte.
    „Es betrifft Lord Wroxham, Miss.“
    „Was ist los mit ihm?“, fragte Ravella hastig.
    „Sie wissen doch wohl, wo er wohnt, Miss? In der Charles Street, um die Ecke von uns entfernt.“
    „Das wusste ich nicht, aber erzähle!“
    „Da hat er sein Haus“, berichtete Lizzie weiter. „Als der Diener James heute Morgen Hector auf die Straße führt, sieht er vor der Haustür von Lord Wroxham eine Menschenmenge, alles Händler und Gläubiger. Die ballern mit ihren Fäusten gegen seine Haustür. Einige schrien sogar laut gegen die geschlossenen Fenster an, denn Seine Lordschaft hatte sich verbarrikadiert.“
    „Sich verbarrikadiert?“, wiederholte Ravella ungläubig.
    „Ja, Miss, denn es ist seit Langem bekannt, dass Seine Lordschaft pleite ist. Nun heißt es, dass die Gerichtsdiener ihn holen werden, bevor der Tag zu Ende geht. Oh, Miss, ich hoffe sehr, dass ich zuschauen kann, wenn er abgeführt wird!“ Genussvoll erinnerte sich Lizzie an einen ähnlichen Vorfall.
    „Als sie Sir Rupert Grenard verhafteten und ihn zum Schuldgefängnis brachten, hat er sich ununterbrochen zur Wehr gesetzt. Sechs Männer waren nötig, um ihn aus seinem Haus zu zerren. So was hatte man noch nicht gesehen! Es war die reinste Hetzjagd.“
    „Und du glaubst wirklich, dass Lord Wroxham ins Gefängnis muss, weil er kein Geld hat?“, fragte Ravella entsetzt.
    „Todsicher, Miss. James sagt, dass mindestens ein Dutzend Gläubiger Seiner Lordschaft vor dem Haus versammelt sind.“
    Ravella stieß das Tablett mit dem Frühstück heftig beiseite und befahl: „Bring mir sofort meine Garderobe und beeil dich!“
    „Warum diese Hast?“, fragte Lizzie. „Tu, was ich dir sage!“
    Der Ton war sehr scharf und Lizzie so darüber erstaunt, dass sie ohne ein weiteres Wort geschäftig zwischen Kleiderschrank und Kommode hin und her lief.
    In kürzester Zeit hatte Ravella sich angezogen. Der Morgen war schon fortgeschritten. Da es durch den Ballbesuch am Abend zuvor spät geworden war, hatte man sie erst um zehn Uhr geweckt.
    „Trinken Sie doch wenigstens Ihre Schokolade aus“, bat Lizzie, als Ravella sich zum letzten Mal über das Haar fuhr und Bänder an ihrem Kleid aus blauer Gaze befestigt hatte.
    „Ich mag nicht mehr. Weißt du vielleicht, ob man Seine Gnaden schon geweckt hat?“
    „Ja, Miss. Ich hörte, wie Mr. Scudamore gestern Nachmittag erklärte, dass Seine Gnaden heute nach Newmarket wollten.“
    „Nach Newmarket!“, rief Ravella. „Oh, Lizzie, warum hast du mir das nicht früher gesagt? Hoffentlich komme ich nicht zu spät!“ Stürmisch riss sie die Tür auf und lief den Gang hinunter zu den Räumen des Herzogs. Kaum hatte sie diesen Flügel des Hauses betreten, als ihr auch schon eine trübe Vorahnung sagte, dass es zu spät sei. Die Tür des Schlafzimmers stand offen. Eines der Hausmädchen lag auf den Knien und säuberte den Kamin.
    „Ist Seine Gnaden fortgegangen, Gwen?“, fragte Ravella. Die Antwort wusste sie im Voraus, zwang sich aber doch, diese Frage zu stellen.
    Das Mädchen hielt inne und lächelte erfreut.
    „Guten Morgen, Miss. Ja, Seine Gnaden hat das Haus vor etwa einer halben Stunde verlassen.“
    „Hat Scudamore ihn begleitet?“
    „Ja, Miss. Ich hörte Seine Gnaden sagen, dass er über Nacht wegbleiben würde. Vielleicht käme er morgen zurück, aber wahrscheinlich erst übermorgen.“
    Tief bedrückt wandte Ravella sich ab. Langsam schritt sie durch den Bogengang, bis sie vor der geöffneten Tür des Wohnraums stand. Hier umfing sie ein Gefühl völliger Leere, wie es von Zimmern auszugehen pflegt, deren Bewohner fortgegangen sind. Ihr Blick fiel auf die Eichentäfelung rechts vom Kamin.
    Ganz langsam, wie unter einem Zwang, ging sie auf den Sekretär zu. Dort war der Schlüssel, wo Scudamore
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