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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot
Autoren: Iain McDowall
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von der merkwürdigen Angst ergriffen, das Ding könnte sie von der Straße pflücken, den Volvo einfach packen und hoch in die Luft heben.
    Brady sah ihn, als sie aus der Kurve herauskamen. Einen Traktor. Kurz vor der nächsten Biegung. Groß und langsam.
    »Nein!«, schrie Maria, als er unvermindert schnell darauf zuschoss. »Du kannst den Gegenverkehr nicht sehen. Wenn da jemand kommt . . .«
    Brady brachte es fast noch fertig, sie höhnisch anzugrinsen.
    »Red nicht. Da kommt keiner. Hier kommt nie einer. Festhalten.«
    Er riss den Volvo auf die schmale rechte Spur und trat mit aller Kraft aufs Gas. Sie hatten den Traktor bereits hinter sich gelassen und steuerten den Scheitelpunkt der Kurve vor sich an, als Maria ein rotes Etwas vor sich auftauchen sah. Dann sah sie nichts mehr.
     
    Kurz nachdem der Krankenwagen die Unfallstelle erreichte, brachte der Streifenwagen auch Jacobson und Kerr. Jacobson ließ den Fahrer seinen Job tun und die Straße absperren. Die Hubschrauberbesatzung hatte bereits die Feuerwehr gerufen, und die Sanitäter trugen Birgit Kruijsdijk auf einer Bahre in einen der Krankenwagen, um sie ins Krankenhaus Crowby zu bringen. Dass sie offenbar noch einmal davongekommen war, grenzte an ein Wunder. Irgendwie war es ihr gelungen, ihren Wagen so weit zur Seite zu reißen, dass der Volvo ihn ein ganzes Stück hinter dem Fahrersitz erwischt hatte. Der Clio war in zwei Teile gerissen worden. Birgit hatte etliche Knochenbrüche und ein schlimmes Schleudertrauma erlitten. Aber sie würde sich erholen, meinte der Notarzt. Sie würde es überleben.
    Brady hatte noch einen schwachen Puls, also kümmerten sich die Feuerwehrmänner zuerst um ihn. Sie brauchten einen Schweißbrenner, um ihn aus dem Wrack zu holen. Er war bewusstlos, atmete aber noch, als die Sanitäter ihn vorsichtig auf eine Bahre hoben und hinüber zum Hubschrauber brachten. Die Frau war wahrscheinlich gleich tot gewesen. Sie schnitten ihren übel zugerichteten Körper aus dem Blech und legten ihn auf die Straße. Einer der Sanitäter holte einen Leichensack.
    Jacobson und Kerr hatten nach wie vor ihren eigenen Job zu tun. Bei dem Unfall waren Wrackteile und alle möglichen anderen Dinge aus den Autos auf die Straße und das angrenzende Feld geschleudert worden. Kerr und Jacobson suchten darin nach einem möglichen Hinweis auf das Versteck der Entführer. Jacobson war jetzt so gut wie sicher, dass sie irgendwo hier draußen Unterschlupf gefunden hatten. Aber »irgendwo« reichte nicht, »wo« war die Frage, und da war das »irgend« böse im Weg. Kerr fand eine Handtasche, die womöglich der Frau gehört hatte, und schüttete ihren Inhalt aus. Lippenstifte, Makeup, ein rosa MP3-Player, ein Portemonnaie mit fünfzig Pfund in Fünfern und tausend Pfund in Fünfzigern. Dazu vier Kreditkarten, alle auf andere Namen ausgestellt. Aber kein Hinweis auf eine Adresse. Sie wollten schon aufgeben, als Jacobson eine zwei Tage alte Ausgabe des ›Evening Argus‹ neben einer Fußpumpe für die Reifen fand, oder besser gesagt: fast darüber gestolpert wäre. Er blieb mit dem Schuh daran hängen, kam leicht aus dem Gleichgewicht, und fast hätte es ihn hingeworfen. Die Zeitung war auf der Seite mit dem Sudoku-Rätsel aufgeschlagen, und jemand hatte in der oberen linken Ecke eine unsaubere Skizze hinterlassen: Pfeile und miteinander verbundene Doppellinien, die eventuell Richtungen symbolisierten. Es gab auch ein paar hingekritzelte Worte, aber Jacobson konnte sie nicht entziffern, genauso wenig wie Kerr.
    Ein halbes Dutzend Polizeifahrzeuge stand mittlerweile an der Straße aufgereiht. Jeder Wagen, der irgendwo in der Nähe gewesen war, hatte den Weg hergefunden. Jacobson und Kerr sahen Helen Dawson, die ländliche Streifenschönheit, tief im Gespräch mit einem stämmig aussehenden Feuerwehrmann.
    »Sagt Ihnen das was?«, fragte Jacobson, ging auf sie zu und hielt ihr die Zeitung hin.
    Sie sah sich die Skizze aufmerksam an.
    »Tut mir leid, Sir. Ich kann die Kritzelei nicht entziffern«, sagte sie. »Aber ich weiß nicht, vielleicht wenn . . .«
    Sie deutete auf das »x« im Zentrum der Skizze.
    »Das könnte, nehme ich an . . .«
    Jacobson unterdrückte seine Ungeduld.
    »Was könnte es sein?«, fragte er.
    PC Dawson breitete die Zeitung auf der nächsten Motorhaube aus und deutete erneut auf das »x«.
    »Angenommen, das ›x‹ steht für die Kirche von Crowcross, und Sie folgen den Pfeilen, dann denke ich, kommen Sie hier hin.«
    Jacobson verfolgte,
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