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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot
Autoren: Iain McDowall
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bringen, aber so kommen wir an keiner einzigen Kamera vorbei.«
    Sein Finger hielt mitten auf einer Seite inne.
    »Hier steigen wir in den Zug. Es ist ein unbemannter Bahnhof auf einer Nebenstrecke, von dem wir direkt nach Birmingham New Street kommen. Keine Kameras, kein Bahnhofspersonal und wahrscheinlich, mit etwas Glück, auch keine weiteren Fahrgäste.«
    Adrian gab den Joint an Annabel weiter. Brady griff nach den vier weißen Umschlägen, die ordentlich aufgereiht neben dem Atlas gelegen hatten. Jeder trug auf der Vorderseite den Namen von einem von ihnen, in Marias eleganter Handschrift. Brady hatte ihr die Beschriftung aus den gewohnten Gründen befohlen, aber auch, weil seine eigene Schrift kaum zu lesen war.
    »Die Fahrkarten nach Birmingham, die Karten für den Fernverkehr und dann natürlich die E-Ticket-Bestätigungen für die Flüge.«
    Er verteilte die Umschläge, und alle prüften ihren Inhalt.
    Der Plan war, dass sie in verschiedene Zugwaggons stiegen, Züge zu vier verschiedenen Flugplätzen nahmen und vier verschiedene ausländische Ziele anflogen. Der Treffpunkt war dann Nordzypern, von heute ab gerechnet in exakt vier Wochen. Die Temperaturen waren dort Ende Oktober noch angenehm, und es gab keinen Auslieferungsvertrag mit England, wegen dem sie sich Sorgen machen mussten. Der Plan war sicherer als sicher, setzte immer noch eins drauf, war verfeinert, weiter verfeinert und noch mal verfeinert worden. Aber nur so ging es. Nur so wurde man nicht gefasst.
    »Und Blondie lassen wir einfach hier?«, fragte Adrian und meinte damit January Shepherd.
    Er wollte Brady diesen Punkt ein letztes Mal bestätigen hören.
    »Nein, Ad, ich lauf schnell noch mal rüber und schlitz ihr die Kehle auf, bevor wir verschwinden«, sagte Annabel.
    Keiner lachte. Brady nahm einen Schluck Wasser.
    »Sehr komisch«, sagte er. »Wie du genau weißt, Adrian, wird John Shepherd die Adresse von mir per SMS kriegen, sobald ich sicher am Gate bin und sie die Erste-Klasse-Passagiere an Bord lassen.«
    Annabel gab den Joint an Maria weiter, wenigstens versuchte sie es, aber Maria schenkte ihr nicht die geringste Beachtung.
    »Maria?«, fragte sie verwirrt.
    Völlig mechanisch nahm Maria den Joint, tat aber nichts damit und sagte auch nichts.
    »Was zum Teufel ist los mit dir, Maria?«, fragte Annabel wieder.
    Maria zog den Aschenbecher heran und legte den Joint auf dessen eingekerbtem Rand ab.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie endlich. »Aber ich fürchte, es gibt da ein Problem. Ich fürchte, wir haben vergessen, etwas zu checken.«
    Die drei anderen starrten sie an. Das einzige Geräusch kam von einem Stück Holz, das irgendwo im Inneren des großen Ofens knackte.
    »Was?«, fragte Brady. »Was haben wir vergessen?«
    Maria sah ihm ins Gesicht, und alle Unterwerfungsspielchen waren vergessen.
    »Das verfluchte Benzin, Brian«, sagte sie. »Ich glaube, wir haben für die Fahrt nicht mehr genug Benzin im Tank.«
     

40
    Jacobson und Kerr saßen hinten im Streifenwagen. Sie kamen zurück vom Waitrose-Komplex und warteten an einer roten Ampel, dass das Licht auf Grün sprang. Der uniformierte Beamte vorn auf dem Beifahrersitz war Gary Bose von der Einheit für bewaffnete Einsätze. Wie er und der Fahrer trugen auch Jacobson und Kerr kugelsichere Westen, die für jedes Szenario vorgeschrieben waren, in dem mit Schusswaffeneinsatz gerechnet werden musste. Schon die bloße Möglichkeit reichte aus. Jacobson stand in ständiger Verbindung mit dem Einsatzraum, und er hatte dem Fahrer gesagt, es bestehe keine Notwendigkeit, mit Blaulicht zurück ins Präsidium zu fahren.
    Es war eine weitere Sackgasse gewesen. Emma Smith hatte einen Bericht gefunden, der eine zusätzliche Überprüfung sinnvoll erscheinen ließ. Ein Bauer direkt am Rand des Acht-Kilometer-Kreises hatte den zwei Streifenbeamten, die ihn gestern spät noch aus dem Bett geklingelt hatten, vom verlassenen Cottage eines Schäfers erzählt, zwei, drei Kilometer von seinem Besitz entfernt. Heruntergekommen, wenn nicht gar schon einsturzgefährdet. Allerdings habe er in letzter Zeit beim Vorbeifahren ein paar Mal Licht darin gesehen. Einmal habe ein Auto vor dem Cottage gehalten, und vielleicht drei, vier junge Leute seien ausgestiegen. Ich hab eure Leute davon informiert, selbst kann man sich da schließlich nicht weiter einmischen, und ich dachte, ihr kümmert euch verdammt noch mal drum, hatte er den Beamten erklärt. Als sie ihn fragten, ob er das Auto näher
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