Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot
Autoren: Iain McDowall
Vom Netzwerk:
jemanden gekämpft, hatte es nie gemusst. Aber es hatte auch eine Zeit gegeben, da sie keinen klaren E-Dur-Akkord anschlagen konnte, nicht eine klare Note.
     
    Brady, Annabel, Maria und Adrian saßen um den Küchentisch herum. Annabel, Adrian und Maria teilten sich einen Joint, um sich zu beruhigen. Brady hatte, wie zu erwarten gewesen war, dankend abgelehnt. Es war nicht so, dass er nichts nahm, alle wussten das, aber keiner von ihnen, nicht mal Annabel, war je dahintergekommen, was es war und wie regelmäßig er es nahm. Das jetzt war ihre letzte Besprechung, die letzte Einweisung. Was immer es an Spannungen gegeben hatte, was immer geschehen war, war im Moment nicht von Belang. Es ging ums Ganze. Jetzt oder nie.
    Brady fragte Adrian, ob er sicher sei, dass die Überweisungen funktionieren würden, und ob es wirklich nichts gebe, was schiefgehen könne.
    »Die E-Mail, die wir Shepherd schicken, ist idiotensicher«, sagte Adrian. »Ich habe die Anweisungen Schritt für Schritt aufgelistet. Er muss ihnen nur folgen. Und vergiss nicht, er wird nicht versuchen, die acht Millionen auf einmal zu überweisen. Er schickt sie uns in Hunderttausenderbündeln, in Intervallen von einer Minute.«
    »Das heißt, du hast sie jeweils bereits weitergeschickt, wenn die nächste Überweisung eintrifft?«
    »Genau, wobei ich das Geld in hübschen kleinen, unauffälligen Zehntausenderbündeln auf die nächste Ebene von Empfangskonten schicken werde, und darauf folgen noch zwei Ebenen. Wir haben Konten in praktisch jeder Zeitzone.«
    Brady winkte ab. Er hatte genug gehört, um sich zu beruhigen. Aber Annabel, die es nie wirklich kapiert hatte, fragte jetzt noch, wo dabei die berühmte »Datensatzsperre« ins Spiel komme.
    Adrian musste fast lächeln, er wurde langsam warm. Brady zwang sich ebenfalls ein halbes Lächeln ab. Das Ganze erinnerte an die Stunden, da sie zu dritt an einem der Kantinentische in dem elenden, beschissenen Callcenter in Watford gesessen hatten. Drei hinter den Erwartungen zurückbleibende Universitätsabgänger (oder sagen wir zweieinhalb), die nicht weiterkamen, deren Ziele zu Staub zerfielen und die herumrätselten, wie zum Teufel sie ihr Leben in den Griff bekommen konnten.
    »Das erste Konto ist das unsicherste, Annabel«, erklärte Adrian. »Die Polizei wird keine Schwierigkeiten haben, Shepherds Überweisung bis dorthin zu verfolgen. Wenn sie gut sind und schnell genug arbeiten, können sie Shepherds herausgehende Daten sogar über ihren eigenen Server schicken. Doch selbst wenn sie das Konto sofort identifizieren, können sie es nicht einsehen, bis ich mich daraus auslogge, und genau das ist der Witz. Es geht wie bei einer online vorgenommenen Platzreservierung für einen Flug oder ein Hotelzimmer. Wenn du einen bestimmten Platz oder ein bestimmtes Zimmer buchst, sind beide für jeden anderen Nutzer unzugänglich, bis du deine Buchung abschließt oder den Vorgang abbrichst. Sonst käme man zum Fughafen oder ins Hotel und müsste womöglich feststellen, dass noch eine Vielzahl anderer Leute genau die gleiche Buchung gemacht hat.«
    »Das heißt, wenn sie Zugang zum ersten Empfangskonto bekommen«, sagte Maria und gab den Joint an Adrian weiter, »ist das Geld längst schon wieder weg.«
    Maria hat es natürlich wieder mal gleich kapiert, dachte Brady. Sie war superclever und die Einzige von ihnen, die für das Projekt echte Karrierechancen in den Wind geschrieben hatte. Allerdings hatte sie sich dabei von anderen Betrachtungen leiten lassen. Sie war die dritte Sklavin, die er und Annabel bei sich in der Wohnung aufgenommen hatten. Ihre Vorgängerinnen hatten sich schnell als unbefriedigende, oberflächliche Fetischnacht-Blender erwiesen. Maria dagegen war echt, und er und Annabel hüteten sie wie einen Schatz.
    Adrian nahm einen tiefen Zug.
    »Genau das ist es«, sagte er. »Ich lasse den Laptop im ersten Konto eingeloggt, bis er rausgeworfen wird. Das können leicht zwanzig, dreißig Minuten sein, nachdem ich das letzte Bündel Geld weiterüberwiesen habe.«
    Brady stand auf und holte sich selbst ein Glas Leitungswasser, was absolut erstaunlich war.
    »Was uns zu unserem Abgang bringt«, sagte er, setzte sich wieder und schlug den kleinen Straßenatlas »Birmingham und sein Umland« auf. Er folgte der Route mit dem Zeigefinger über mehrere Seiten.
    »Adrian hat die Strecke noch einmal auf Geschwindigkeits- und Überwachungskameras überprüft. Wir fahren fast hundert Kilometer, um fünfzig hinter uns zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher