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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot
Autoren: Iain McDowall
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wusste, schnellsten Weg zurück nach Crowby.
     

41
    Sie hatten Glück. Der Hubschrauber der Luftunterstützung war gerade auf einem Kontrollflug entlang dem kurzen Stück Autobahn bei Crowby und musste nicht erst durchgecheckt und gestartet werden. Das Ding flog runde zweihundertvierzig, also vier Kilometer pro Minute. Der Streifenwagen raste ins selbe Zielgebiet, mit Sirene und Blaulicht. Der Fahrer erklärte Jacobson und Kerr, die Entfernung müsse in fünfzehn Minuten zu schaffen sein. Jacobson nickte. Sein Ohr schien seit dem Anruf wie verwachsen mit seinem Handy. Der Beobachter oben im Hubschrauber stand in direktem Funkkontakt mit dem Wach- und dem Einsatzraum, und irgendwer im Präsidium, der sich mit diesen Dingen auskannte, hatte Jacobsons Handy mit in die Schaltung genommen. Es kann immer noch falscher Alarm sein, dachte er. Tracey Heald und ihr Freund waren fast noch Kinder und konnten sich leicht geirrt haben. Aber zweierlei ließ ihn dennoch hoffen: einmal die Fahrzeugbeschreibung, ein weißer Volvo, und dann, dass sie ihn an der Tankstelle in Crowcross entdeckt hatten, das gerade außerhalb des Kreises lag, den sie gestern Abend gezogen hatten. Nach Boden Hall waren es von da keine zehn Kilometer.
     
    Brady merkte erst, dass sie den Transporter an der Kreuzung verloren hatten, als es zu spät war. Er dachte schon daran, umzudrehen, um ihn zu suchen, fuhr dann aber weiter Richtung Boden Wood und überlegte fieberhaft, was er als Nächstes tun sollte. Sein Plan war spontan entstanden und hätte vielleicht nicht mal funktioniert, aber wenigstens war es ein Plan gewesen: eine ruhige Stelle im Wald zu finden, auf das Mädchen und ihren Begleiter zu warten und sie mit der Walther in ihre Gewalt zu bringen. Er wusste, dass es nicht reichte, sie einfach nur abgehängt zu haben. Jetzt würden sie zur Polizei rennen und Alarm schlagen. Das hier war nicht Birmingham, Crowby oder Coventry. Hier ließen sich ganze Landstriche absperren und isolieren.
    Maria sagte nichts. Sie hatte geglaubt, Brady bereits in übler Verfassung erlebt zu haben, wütend, am Arsch. Aber das jetzt war neu, und es machte ihr Angst. Brady scheint völlig panisch, dachte sie. Brady hat Angst.
    »Es ist Samstag. Da sind Wanderer, Müslifresser und sonst welche Leute im Wald«, sagte er schließlich. »Wir schnappen uns einen anderen Wagen und machen uns damit aus dem Staub.«
    »Und was ist mit Annabel und Adrian?«, fragte Maria.
    »Die müssen sehen, wo sie bleiben. Wir haben keine Zeit, sie erst abzuholen.«
    Maria spürte die Panik jetzt auch. Brady drehte total durch. Sie hatten noch nie ein Auto gestohlen, sie wussten ja nicht mal, wie man so was machte. Und falls er daran dachte, Geiseln zu nehmen, umso schlimmer. Annabel war die Einzige von ihnen, die gelernt hatte, mit einer Pistole umzugehen. Doch das taugte alles sowieso nicht, war zu wild, zu unkalkulierbar. Maria wollte in Brady einen Gott sehen, dem sie huldigen konnte, aber er enttäuschte sie. Hier vor ihren Augen verwandelte er sich in einen Sterblichen, der sich vor Angst in die Hosen schiss.
    Sie hörte den Hubschrauber einen Sekundenbruchteil vor Brady. Sie fuhren über offenes Feld, bis zum Wald war es vielleicht noch ein Kilometer. In der schwachen Septembersonne konnte sie den Hubschrauber jetzt auch sehen, eine schwarze Silhouette über dem gepflügten Acker zu ihrer Linken mit einem schemenhaften Rotorkreis über sich, und dann war er direkt über ihnen, machte einen Höllenlärm, und eine laut plärrende Stimme schallte zu ihnen herunter. Das einzige Wort, das sie verstand, war »Polizei«.
    Brady raste weiter, trat das Gaspedal durch. Vor ihnen lagen noch ein paar Kurven, dann kam Boden Wood. Wenn sie dort von der Straße bogen, konnte ihnen der Hubschrauber nicht folgen. Dadurch würden sie Zeit gewinnen und eventuell eine verzweifelte letzte Chance haben.
    Das Handy, das sie mitgenommen hatten, klingelte. Maria griff danach. Im Display sah sie, dass es Annabel war. Brady sagte ihr, sie solle nicht rangehen. Ausschalten solle sie das Ding. Das Risiko sei zu groß, sagte er, der Hubschrauber könne eine Abhörmöglichkeit haben, und dann bringe sie der Anruf direkt zum Cottage. Ach was, scheiß auf die beiden, dachte er, wenn sie uns erwischen, warum dann nicht auch Annabel und Adrian?
    Der Hubschrauber klebte an ihnen, flog drohend über ihnen, so laut jetzt, dass sein Lärm alles andere erstickte. Sie mussten sich anschreien, um sich zu verstehen. Maria wurde
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