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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar
Autoren: Mark Zak
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ist tot.«
    »Ich weiß. Seit über 2000 Jahren.«
    »Nein, nicht der Jesus! Der Schauspieler, der ihn gespielt hat, Christian Pechstein. Ist gestern in den Flammen umgekommen. Also doch mein Fall. Die Fenster wurden eingeschlagen, und das Theater ist von drei Seiten mit Benzin angezündet worden. Ich bin mit der Spurensicherung am Tatort. Ich wünsche dir noch einen schönen Ostersonntag.«
    »Judith, warte …« Doch sie legte auf.
    Josif schaute verärgert das Telefon an, wollte Judith anrufen, doch das Telefon klingelte erneut. Erleichtert nahm Josif ab:
    »Lass uns bitte nicht streiten. Hast du schon jemanden in Verdacht, der Jesus umgebracht haben könnte?«
    Am anderen Ende der Leitung war es einige Sekunden still. Dann hörte Josif die Stimme des Vermieters:
    »Wer Jesus umgebracht hat, ist mir egal. Was mir nicht egal ist, ist die Miete, die nicht bezahlt wurde.«
    »Herr Çoban, wegen der Kommunalwahl auf der Krim hat sich meine KGB-Rentenzahlung um ein paar Wochen verzögert. Sobald das Geld kommt, wird die Miete überwiesen. Auf Wiederhören.« Josif legte auf.
    »Josif, das mit der Rente ist doch glatt gelogen, stimmt’s?« Silvia begann den Tofu-Bohnen-NelkenAufstrich ganz dünn auf eine Reiswaffel aufzutragen.
    »Nein, das ist nicht gelogen, sondern erfunden, Silvia.«
    »Wo ist denn da der Unterschied?«
    »Ist für dich Lüge und Erfindung das Gleiche?«
    Silvia überlegte kurz: »Nein.«
    »Na siehst du, was fragst du dann?«
    Bondar bezog keine KGB-Rente, weil er nach der Wende den Dienst quittiert hatte und aus der DDR in den Westen gegangen war. Die einzige konstante Einnahmequelle, die er hatte, war die Afghanistan-Veteranen-Rente. Sie betrug umgerechnet 35 Euro im Monat. Ansonsten waren seine Einkünfte mehr als unregelmäßig. Die resultierten hauptsächlich aus den sporadischen Sicherheits- und Betreuungsdiensten für reiche russische Geschäftsleute und manchmal sogar für Oligarchen.
    Wer in Russland viel Vermögen besitzt, hat auch mächtige Feinde. Im Ausland wollen solche Leute anonym bleiben, manchmal reisen sie sogar inkognito. Wenn sie nach Deutschland kommen, sei es geschäftlich oder als Touristen, benötigen sie – außer den eigenen Bodyguards – einen Mann vom Fach mit tadellosem Ruf, dem sie hundertprozentig vertrauen können. Einen, der perfekt Deutsch spricht und sich in Deutschland sehr gut auskennt.
    Meistens mietete Josif eine erstklassige, aber unauffällige Limousine, mit der er sie chauffierte. Er war ihr ständiger Begleiter: Bodyguard, Übersetzer, Fahrer, Berater. Er buchte Hotels, fuhr mit zu den Geschäftsverhandlungen, zum Shoppen, ins Casino, zu den Fußballspielen oder zum Skifahren. Josifs Honorar betrug 1000 Euro am Tag zuzüglich Spesen.
    2006 war ein besonders gutes Jahr gewesen. Ein fußballverrückter Oligarch namens Romanowitsch, der in England und Russland Fußballvereine besaß, kam im Sommer für vier Wochen zur Weltmeisterschaft nach Deutschland. Im selben Jahr buchte er Josif noch mal für drei Wochen in Kitzbühel, wo er mit seiner Frau und der fünfjährigen Tochter Skiurlaub machte. Er war es, der Josif den Kimono schenkte und noch einen weißen italienischen Designeranzug, der vermutlich mehr gekostet hatte als Josifs Lada. Leider war es das Abschiedsgeschenk. Ohne Josifs Verschulden endete der Auftrag nicht wirklich zufriedenstellend.
    Es passierte Folgendes: Josif fuhr mit der Frau und der Tochter des Oligarchen zum Skifahren. Romanowitsch hatte, wie vorher mit Josif geplant, über Magenverstimmung geklagt und war im Hotel geblieben. Kaum war Josif losgefahren, ging Romanowitsch in Josifs Zimmer. Dort bekam er Besuch von zwei ausgesprochen attraktiven slowakischen Studentinnen, die ihr Studium am Wiener Konservatorium mit gelegentlichen erotischen Dienstleistungen finanzierten. Romanowitsch hatte die jungen Frauen vor Kurzem beim gemeinsamen Essen mit dem damaligen italienischen Ministerpräsidenten kennengelernt.
    Zuerst schien alles nach Plan zu laufen. Doch die Weisheit »Der Mensch denkt, Gott lenkt« macht leider auch vor überzeugten Atheisten und Multimilliardären nicht halt. Wegen einer Unwetterwarnung wurden alle Skipisten geschlossen. Alina, die Frau des Oligarchen, beschloss spontan, zurück ins Hotel zu fahren, sich umzuziehen und einen Shoppingausflug nach Mailand zu unternehmen. Josif bestellte ein Helikoptertaxi und rief Romanowitsch an – jede Planänderung musste natürlich mit ihm abgesprochen werden –, doch bei all
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