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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar
Autoren: Mark Zak
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meinen Taxischein wegnehmen!«
    Sein pechschwarzer Riesenschnäuzer bebte vor Empörung.
    »Nur weil du einen Fahrgast rausgesetzt hast?«
    »Das war kein Fahrgast, das war eine rassistische Blondine aus dem Osten.«
    »Woher weißt du, dass sie aus dem Osten war?«
    »Ist doch logisch: weil sie den Flug nach Leipzig kriegen wollte und so ein Sächsisch gesprochen hat, dass ich Kopfschmerzen bekam. Josif, du weißt, für mich sind alle Menschen gleich, die einzigen, die ich jetzt hasse, sind Rassisten und Sachsen.«
    »Was ist denn passiert?«
    Josif warf einen Sechserpasch und gewann schon wieder. Doch Ahmet war es egal. Er hätte sich eher unwohl gefühlt, wenn der fast 20 Jahre ältere Josif ihm seinen Wagen hätte sauber machen müssen. Ahmet warf sich in Erzählerpose.
    »Also, pass auf. Sie steht am Eigelstein, abends, kalt, Regen, in ihrem Dominakostüm, es war ja an Karneval. Ich lass sie einsteigen und fahr sie zum Flughafen, wir kommen ins Gespräch, wo kommst du her und so weiter. Sagt sie: ›Ich hatte auch mal einen türkischen Freund.‹ ›Schön‹, sag ich, ›wie lang wart ihr denn zusammen?‹ ›Eine Nacht‹, sagt sie. ›Ach so‹, sag ich, ›und, war es schön?‹ Sagt sie: ›Ich wusste ja, dass man euch Türken beschneidet, aber dass es gleich so viel ist, hätte ich nicht gedacht.‹«
    »Oh … und da hast du die Nerven verloren?«
    »Nein. Überhaupt nicht. Ich bin ganz cool geblieben. Ich hab sie nur rausgesetzt an einer Nothaltebucht an der Autobahn.«
    »Im Dunkeln, im Regen, im Dominakostüm?«
    »Was hättest du denn gemacht?«
    3
    Gabriel Sandini saß in der zweiten Reihe im Zuschauerraum seines Theaters und schaute gequält auf die Bühne.
    Es war der letzte Durchlauf vor der Generalprobe, und was er sah, erinnerte ihn an einen alten Witz. Sagt der Regisseur zu den Schauspielern: Spielt, wie ihr noch nie gespielt habt! Und sie spielten, als hätten sie noch nie gespielt.
    Sandinis hageres, fein geschnittenes Gesicht war ein einziger Krampf, nervös strich er sich durch das schulterlange graue Haar. Die Regieassistentin Anna Hiller, eine smarte junge Frau mit kurzen blonden Haaren und knabenhafter Figur, saß neben ihm und schrieb eine SMS auf ihrem Handy.
    Auf der Bühne wurde das »Abendmahl« gegeben, ein Höhepunkt der neutestamentarischen Überlieferung und der Sülzer Theaterhausinszenierung. Die zwölf Apostel, die in diesem Fall schwule kalifornische Aussteiger waren, saßen in der bekannten Reihenfolge am Tisch.
JESUS: Einer unter euch wird mich verraten.
PETRUS: Ich werde dich niemals verraten.
JESUS: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich drei Mal verleugnen.
PETRUS: Auch wenn ich sterben müsste, ich werde dich niemals verraten.
JUDAS (kauend, ohne Jesus anzuschauen): Auch ich werde dich niemals verraten.
    Sandini hielt es nicht mehr aus.
    »Mann! Manfred! Verdammte Scheiße! Du sollst dabei nicht kauen! Und sieh Jesus an, wenn du mit ihm sprichst, auch wenn du Judas bist! Wir wollen dir glauben. Ich hab das Gefühl, du erschlägst ihn gleich. Und du, Petrus, bist hier nicht bei einer Travestieshow. Spiel nicht so tuntig.«
    »Aber wir sind doch alle schwul … ich meine, im Stück.«
    »Ja, gerade deshalb muss man ja nicht so drauf rumreiten. Weniger ist mehr, glaub mir.«
    Anna Hiller hob die Hand.
    »Ich muss jetzt auch was sagen.«
    »Jetzt nicht, später!«, blaffte Sandini.
    »Doch, genau jetzt«, widersprach Anna. Sie stand auf und ging zum Ausgang.
    »Ich muss sofort nach Hause, den Babysitter ablösen. Max hat hohes Fieber. Wir sehen uns morgen.«
    »Na dann geh halt! So, wir steigen noch mal ein.«
    Der Jesus-Darsteller schaute ihr besorgt hinterher.
JESUS: Einer unter euch wird mich verraten …
    4
    »Von Jahr zu Jahr jünger! Siehst wie immer blendend aus.«
    Josif umarmte Heidi. Ahmet, der sie bei ihrer Allgegenwart im Kölner Stadtbild erkannt haben musste, schlich ehrfürchtig, als wäre sie ein seltenes Museumsexponat, um sie herum und verschwand nach draußen.
    »Magst du einen Kaffee?«
    »Danke, gern.«
    »Silvia, machst du uns bitte einen Cappuccino und einen Espresso?«
    Heidi hörte, wie die Sekretärin hinter ihr aufstand und in die Küche ging. Heidi und Josif setzten sich.
    »Was führt dich zu mir, Heidi?«
    »Jurij betrügt mich.«
    Diese Information schien Josif nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Denkst du oder weißt du?«
    Heidi holte ihr iPhone aus der Tasche.
    »Das habe ich gestern aufgenommen. Die Tür war
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