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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei
Autoren: Carlene Thompson
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sein. Wie kam es eigentlich zu diesem Unfall?«
    Da Rebekka schlecht sagen konnte, »Na ja, ich hatte eine Vision und war im Bewusstsein eines kleinen Jungen, der wahrscheinlich entführt worden ist«, musste sie improvisieren. »Unmittelbar vor mir habe ich einen fürchterlichen Blitz gesehen. Ich bin so erschrocken, dass ich ruckartig auf die Bremse trat und ...«
    »Und haargenau in Peter Dormaines hundertjähriger Eiche landeten.«
    »Peter Dormaine?«
    »Ja. Der Unfall ist vor Dormaines Restaurant passiert.« Er runzelte die Stirn. »Wussten Sie denn nicht, wo Sie waren?«
    »Klar wusste ich das«, beeilte sie sich zu sagen. »Ich hatte es nur eine Sekunde lang vergessen. Ich war ganz schön durcheinander.«
    »Kein Wunder. Ohne den Sicherheitsgurt würden Sie jetzt ziemlich böse aussehen, junge Frau.« Er hielt kurz inne. »Sie erkennen mich nicht mehr, hab ich Recht? Ich bin Clayton Bellamy.«
    Clay Bellamy? Der Freund ihres Stiefbruders Doug, der ihr als junges Mädchen heftiges Herzklopfen verursacht und sie auf allerlei lächerliche romantische Ideen gebracht hatte?
    Rebekka schloss die Augen wegen des grellen Lichts, das auf sie herableuchtete. Ihr brummte der Schädel, während ihr übriger Körper seltsamerweise schmerzfrei war, was sich zweifellos bald ändern würde. »Hi, Clay«, sagte sie matt.
    Sie sah ihn erneut an. Die Lider seiner graublauen Augen fielen nach außen hin leicht ab, und er trug sein dichtes goldblondes Haar nach wie vor ein wenig länger als die meisten Männer. Sein Lächeln, gesäumt von tiefen Grübchen, entblößte ebenmäßige weiße Zähne. Es hätte ein hübsches Jungengesicht sein können, mit nahezu makellosen Zügen, aber seine Augen waren eine Spur zu traurig, und sein Gesicht wies mehr Linien auf, als man es bei einem Mann erwarten würde, der nur wenig über dreißig war. Die raue Stimme fügte auch noch ein paar Jährchen hinzu. Clay war auf angenehme Weise gealtert und mittlerweile definitiv ein erwachsener Mann und nicht mehr der bemerkenswerte Junge von damals. Als sie sich zuletzt gesehen hatten, war er 22 und sie 17 gewesen.
    »Wie kommt es, dass du jetzt mein Arzt bist?«, fragte Rebekka.
    »Ich kann mir meine Patienten aussuchen.« Clay lächelte. »Schön, dich zu sehen, selbst unter diesen Umständen, Sterndeuterin. «
    Rebekka hatte den Spitznamen vergessen, den Clay ihr gegeben hatte, als sie elf Jahre alt gewesen war und fasziniert von der Astronomie. Sie war nie sicher gewesen, ob er sich nicht über sie lustig machen wollte.
    »Ich freue mich auch«, sagte sie matt.
    »Du hattest ziemliches Glück, wenn man bedenkt, wie schwer dein Unfall war. Wir haben versucht, deine Familie zu verständigen, aber die Leitung war ständig besetzt.«
    »Wie du bestimmt noch weißt, ist mein Stiefvater ein Workaholic. Er hängt oft bis Mitternacht am Telefon. Außerdem weiß niemand, dass ich komme. Nur Molly weiß Bescheid. Erinnerst du dich an meine Cousine Molly?«
    »Klar. Cousinen ersten Grades und dicke Freundinnen. Sie war immer bei euch zu Hause, wenn ich Doug besuchen kam. Wir rufen sie gleich an. Zuerst habe ich aber einige Fragen an dich. Wer hat Moby Dick verfasst?«
    »Soll das ein Witz sein?« Clay schüttelte den Kopf. »Herman Melville.«
    »Gut. Wann hat William Faulkner den Pulitzerpreis bekommen?«
    »Du kannst vielleicht Fragen stellen!« Rebekka warf die Stirn in gedankenschwere Falten und verkündete: »Es war der Nobelpreis, und den erhielt er 1949.«
    »Alles in Ordnung mit deiner Birne!«, frohlockte Clay hämisch. 
    »Du hast mich auf die Probe gestellt?«
    »Ich musste mich vergewissern, dass dein Gedächtnis keinen Schaden genommen hat.«
    »Als ob er wüsste, wann Faulkner seinen Preis gewonnen hat«, scherzte die Krankenschwester.
    »Sie schien ihrer Sache sicher zu sein, und wer Moby Dick geschrieben hat, weiß ich wohl.« Clay stand auf und nahm Rebekkas Hand, als hätten sie sich erst gestern verabschiedet. »Du bist noch genauso hübsch wie früher, trotz der Schnittwunden auf deiner Stirn.«
    Und er hatte nichts von. seinem Charme eingebüßt, obwohl sie sicher war, dass er seine Worte nicht besonders ernst meinte. Wahrscheinlich hatte er heute schon vielen Frauen gesagt, dass sie hübsch waren. »Danke, Clay. Werden Narben zurückbleiben?«
    »Nein. Die Schnitte sind klein, und ich bin ein Meister im Nähen.«
    »Und sehr bescheiden.« Die Schwester lachte.
    Clay blickte Rebekka treuherzig an. »Da siehst du's, Sterndeuterin, man hat
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