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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei
Autoren: Carlene Thompson
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Sinclair scheint dir gut zu bekommen.«
    »Ich liebe New Orleans«, antwortete Rebekka und schob dabei ihre Waren näher an die Kasse. »Und wie geht's dir?«
    »Gut. Ich bin sehr glücklich verheiratet.«
    »Gut. Freut mich, dass es klappt zwischen Doug und dir.«
    »Natürlich tut es das. Wir haben uns immer schon geliebt«, verkündete Lynn, als erwarte sie Widerspruch. »Ich hatte erwartet, dass du zu unserer Hochzeit kommen würdest. Immerhin ist Doug dein Stiefbruder.«
    »Ich wusste doch, dass du mich nicht dabei haben wolltest, Lynn.«
    »Und warum hätte ich auch? Du hast mir viel Kummer bereitet, Rebekka.«
    Rebekka seufzte. »Lynn ... «
    »Ist das alles?« Lynn sah plötzlich verärgert drein. »Aspirin gibt's im Sonderangebot. Mit all diesen sogenannten außersinnlichen Wahrnehmungen, die dir im Kopf rumschwirren, musst du ziemlich oft Kopfschmerzen haben.«
    Und schon ist es wieder so weit, dachte Rebekka unglücklich. Diese unheimliche Gabe des zweiten Gesichts, die sich zum ersten Mal bemerkbar gemacht hatte, als sie neun Jahre alt gewesen war, verfolgte sie auf Schritt und Tritt, fast wie ein Fluch.
    »Wir können nicht ändern, was gewesen ist, Lynn«, sagte Rebekka ruhig. »Tut mir Leid, wenn ich dich verletzt habe, aber könnten wir das Kriegsbeil nicht begraben, da du doch jetzt zur Familie gehörst?«
    Diese Worte klangen auch in Rebekkas Ohren ein wenig salbungsvoll, und so wunderte sie sich nicht über Lynns verächtliche Miene. »Vergessen soll ich, was gewesen ist? Das könnte dir so passen!« Lynn griff nach der Zahnpasta und hämmerte den Preis in die Kasse. »Zuerst machst du hier alles kaputt, dann gehst du fröhlich deiner Wege, lässt es dir in New Orleans gut gehen und vergisst ganz einfach, wie viel Schaden du hier angerichtet hast.« Sie tippte Rasierklingen und Hundefutter ein. »Und ein Buch hast du angeblich auch geschrieben. Versuchst du, aus dem Mord an deinem Bruder Geld zu schlagen? Dann hast du aber bestimmt nicht erwähnt, dass dich deine sagenhaften Visionen zur gegebenen Zeit im Stich gelassen haben und du ihn nicht retten konntest.«
    Rebekka ließ sich den Schmerz nicht anmerken, den ihr diese Bemerkung verursachte. Kaum zu glauben, dass diese Frau mit der messerscharfen Stimme einmal ihre Freundin gewesen war.
    »Mein Buch handelt nicht von Jonnie«, rechtfertigte sie sich. »Es kommt zwar ein Mord darin vor, aber die Geschichte ist rein fiktiv. «
    »Wer's glaubt! Jedenfalls werd ich es auf keinen Fall lesen, so viel steht fest. Und du schuldest mir 22 Dollar 73.«
    Rebekka gab ihr 30 Dollar, nahm das Wechselgeld entgegen und griff sich die Plastiktüte, in die Lynn die Waren gepackt hatte. »Auf Wiedersehen, Lynn.«
    »Ich werde Doug Grüße von dir bestellen, obwohl du dich nicht mal nach ihm erkundigt hast«, rief Lynn ihr bissig hinterher, während Rebekka auf die Tür zusteuerte.
    Rebekka schloss die Augen, als sie hörte, wie Matilda Vinson ihrer Angestellten einen scharfen Rüffler erteilte. Geschieht ihr ganz recht, dachte Rebekka, wusste aber, dass sich Lynns Groll gegen sie damit nur verschärfen würde.
    »Rebekka!«, rief Miss Vinson. »Rebekka, meine Liebe, bitte nehmen Sie es Lynn nicht übel, sie hatte einen langen Tag.«
    Rebekka lächelte die kleine, sechzigjährige Frau an, die an einen wirbelnden Derwisch erinnerte und seit nunmehr fast vierzig Jahren in der Drogerie arbeitete. »Ist schon gut. Lynn und ich wissen, was wir voneinander zu halten haben.«
    »Verstehe«, Matilda sah immer noch besorgt aus. »Sind Sie zu Besuch hier, oder kommen Sie für immer zu uns zurück?«
    »Nur zu Besuch.« Lynns silbergrauer Blick schien sich durch Rebekka hindurchzubrennen, und sie wollte so schnell wie möglich aus dem Laden flüchten. »Ich reise in etwa einer Woche wieder nach New Orleans zurück.«
    »Wie schade. Wir vermissen Sie hier. Ich weiß noch, wie Sie als kleines Mädchen mit Ihrem Vater zu mir in den Laden kamen. Ich habe Ihnen immer ein Sahnebonbon geschenkt, und Sie haben sich gefreut, als wäre es ein Goldstück.« Matilda sah aus dem Fenster. »Um Gottes willen, was hat sich da für ein böses Wetter zusammengebraut! Sie können jetzt nicht raus. Nehmen Sie sich ein Glas Eiscreme-Soda und warten Sie ab, bis das Schlimmste vorbei ist.«
    »Wir schließen aber gleich«, verkündete Lynn.
    »Wann wir schließen, bestimme ich!« Matilda Vinsons Wangen färbten sich rot, und Rebekka dachte bei sich, dass Lynn nicht viel an ihrer Arbeitsstelle
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