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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei
Autoren: Carlene Thompson
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waren. Sinclair gehörte wohl kaum zu den Städten mit erhöhter Kriminalität.
    »Geht's dir nicht gut?«, fragte Clay.
    »Nein. Warum?«
    »Du runzelst die Stirn und kaust auf deiner Unterlippe herum.«
    »Meinem Kopf ging es schon mal besser, und der Sicherheitsgurt hat mir eine ziemliche Zerrung verpasst, aber sonst geht's mir gut. Ich mache mir Sorgen um Sean.«
    »Nun, wir sind jetzt vor Dormaine's Restaurant. Hier steht dein Auto. Du meine Güte, sieh dir bloß mal die Haube an!«
    »Muss ich?«
    »Nicht, wenn es dir dann schlecht geht.«
    »Es ist ein Mietwagen. Ich habe keinen persönlichen Bezug dazu«, sagte Rebekka und bemühte sich um einen möglichst beiläufigen Ton. »Ich kann es einfach nicht glauben, welchen Schaden ich da angerichtet habe.«
    »Nur am Wagen. Wenn ich daran denke, wie du ausgesehen hast, als man dich in die Notaufnahme gebracht hat. Man sagte mir, wer du warst, und ich dachte schon, du seist blind ...« Clay holte tief Luft. »Ich hatte ganz schön Angst um dich.«
    Rebekka war überrascht, wie bewegt seine Stimme klang. Sie hatte ihn acht Jahre lang nicht gesehen, und bei ihrem letzten. Treffen war sie dünn wie ein Gespenst gewesen, hatte nur noch aus Haaren und dunklen Ringen unter den Augen bestanden. Die Trauer um ihren ermordeten Bruder Jonnie hatte sie völlig mitgenommen. Und davor war sie ein verkichertes, errötendes, unbeholfenes Gör gewesen, dessen Augen verliebt zu glänzen begannen, sobald sie ihn sah. Er erinnerte sich wahrscheinlich an sie, na schön — aber als ein eigenartiges Geschöpf, das von sich behauptete, das zweite Gesicht zu haben.
    »Wahrscheinlich hat das Gewitter den Abschleppdienst aufgehalten, sonst wäre das Auto schon längst weg«, sagte Clay. »Wo ist dein Gepäck? Im Kofferraum?«
    »Ja, aber du brauchst nicht ...«
    »Warum nicht? Jetzt sind wir schon mal hier. Ich wette, der Schlüssel steckt noch in der Zündung.«
    Er schien Recht zu haben, weil er binnen zwei Minuten den Kofferraum aufgemacht und Rebekkas Gepäck in seinem Wagen verstaut hatte. »Kein Aufwand, jetzt hast du heute Nacht deine Sachen alle bei dir«, sagte er. »Und nun suchen wir Sean.«
    Sie hatten die gesamte Straße für sich allein, und Clay wendete den Wagen und richtete die Scheinwerfer auf das Restaurant und seitlich daran vorbei. »Von einem Hund keine Spur. Aber wenn er die ganze Zeit hier gewesen wäre, hätten ihn die Sanitäter ja auch gefunden. Aber Alvin sagte, sie hätten keinen Hund gesehen.«
    Ein Gedanke schoss Rebekka durch den Kopf. »Der Pfleger Alvin. Ein ungewöhnlicher Name. Er kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Alvin Tanner. Er ist Earls Sohn.«
    »0 Gott«, flüsterte Rebekka, die sich plötzlich wieder erinnerte. Earl Tanner war vor einer Bar hier in Sinclair, dem Gold Key, erstochen worden. Die Polizei hatte sofort einen männlichen Tatverdächtigen verhaftet. Die Indizien waren erdrückend, aber dann hatte die 12-jährige Rebekka ihrem Onkel Bill Garrett, einem Polizisten, erzählt, dass Earl von einer Frau namens »Slim« erstochen worden sei, die ihm in einer Seitenstraße vor der Bar aufgelauert hätte. Slim Tanner war Earls Frau gewesen. Wie Rebekka vorhergesagt hatte, hatte die Polizei unter dem Rhododendronstrauch auf dem Rasen der Tanners ein Messer ausgegraben, das mit Earls Blut befleckt war. Slim hatte schließlich ausgesagt, sie habe Earl getötet, weil er sie und Alvin andauernd verprügelt hätte. Trotzdem hatte man sie zu lebenslanger Haft verurteilt.
    »Was ist los?«, fragte Clay.
    »Du weißt doch, was ich Alvins Mutter angetan habe.«
    »Ich weiß, was Alvin Tanners Mutter seinem Vater angetan hat. Sie hat ihn nicht etwa in Notwehr umgebracht ... sie hat ihm aufgelauert. Das war ein eiskalter, geplanter Mord. Du hast einen Unschuldigen davor bewahrt, für Slim Tanners Tat ins Gefängnis zu wandern.« Rebekka sagte nichts, verlor sich in ihren Erinnerungen. »Neben dem Restaurant ist ein verlassenes Gebäude«, sagte Clay. »Vielleicht hat Sean sich hier verkrochen, wenn er keine Menschen mag.«
    Clay hielt seitlich an, riet ihr, im Wagen zu bleiben, und stapfte mit einer Taschenlampe durch das feuchte Gras. Nach wenigen Minuten kam er zurück, und sein blondes Haar hing ihm feucht in die Stirn. »Hinter einem Stapel nasser Kisten habe ich einen Hund gesehen. Ich bin nicht näher an ihn rangegangen, weil er mich nicht kennt und ich ihn nicht verscheuchen will. Auf dem Rücksitz liegt eine von Gypsys Leinen. Nimm sie dir und
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