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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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einen Sprachkurs bei Saskia schenken.«
    »Oh ja. Damit würdest du mir wirklich einen lang gehegten Herzenswunsch erfüllen.«
    »Eigentlich könnten wir doch zu Nikolaus ein –«, begann Sophie, wurde jedoch durch das Piepen von Hackenholts Handy unterbrochen.
    Wie sich herausstellte, war es der Dienstgruppenleiter der PI West, der Hackenholt mitteilte, dass Bülent Alkans Nachbarin die Polizei alarmiert hatte, weil sie nebenan Geräusche gehört hatte. Mehrere Streifenwagenbesatzungen waren in die Denisstraße geschickt worden, wo sie Vater und Onkel des Ermordeten in der amtlich versiegelten Wohnung angetroffen hatten. Sich keines Vergehens bewusst, hatten die beiden bei ihrer Festnahme heftigen Widerstand geleistet.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein!«, fluchte Hackenholt mit nur schwer unterdrückter Wut.
    »Willst du herkommen und selbst mit ihnen reden?«, fragte der Kollege von der PI West. »Sie haben angegeben, dass sie sich nur umschauen wollten, weil die Polizei ihnen nichts erzählt, sondern sie auf morgen vertröstet hat.«
    »Was für einen Eindruck machen sie denn auf dich? Haben sie am Tatort etwas verändert beziehungsweise gesucht?«
    »Schwer zu sagen. Man kann in die Leute nicht reinschauen. Vielleicht ging es ihnen wirklich nur darum, nachzusehen, was passiert ist, vielleicht aber auch nicht. Um diese Uhrzeit werden wir das sicherlich nicht herausfinden. Die Spurensicherung wird sich erst morgen früh die Räume wieder vornehmen.«
    »Dann übergebt die Männer jetzt an die Kollegen vom Dauerdienst. Sie sollen sie befragen und nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft über Nacht dabehalten. Wir übernehmen sie im Lauf des Vormittags.«
    Sobald er das Gespräch beendet hatte, rief Hackenholt bei Stellfeldt an, um ihn über die aktuelle Lage in Kenntnis zu setzen. Außerdem bat er ihn, sich um eine weitere Vernehmung der beiden zu kümmern, während er selbst der Obduktion beiwohnen würde.
    »Das heißt also, der mumifizierte Tote ist auf deinem Schreibtisch gelandet?« Sophie runzelte die Stirn.
    »Woher weißt du denn schon von der Sache?«
    »Stand in der Onlineausgabe der Zeitung unter der Rubrik ›Aus dem Polizeibericht‹. Fakten wurden aber keine genannt. Nur dass der Tote noch nicht identifiziert ist, er aber seit Längerem in der Wohnung gelegen hat und die Leser auf dem Laufenden gehalten werden.« Sophie machte eine Pause. »Jetzt sag schon: Was ist passiert? Wäre es einfach ein Rentner, der nach seinem natürlichen Ableben zwei Wochen in seinem Bett gelegen hätte, würdest du wohl kaum damit zu tun haben.«
    »Stimmt. Der Tote ist kein Rentner, sondern ein junger türkischstämmiger Deutscher, der vermutlich erstochen wurde.«
    »Warum hat ihn niemand vermisst?«, begann Sophie ihr Verhör.
    »Er scheint keinen allzu innigen Draht zu seiner Familie gehabt zu haben.«
    »Aber sind das nicht eigentlich immer Großfamilien? Ganze Clans?«
    Hackenholt zuckte mit den Schultern.
    »Und was ist mit seinen Freunden? Die müssen doch –«
    »Schatz!«, unterbrach Hackenholt sie mit einem Stöhnen. »Ich hatte einen nicht ganz so tollen Tag. Ich wäre dir wirklich sehr dankbar, wenn du mir deine Fragen nach Einzelheiten ersparen würdest.«
    Als die Bedienung schließlich den verführerisch duftenden Semmelknödel vor Sophie abstellte, war ihr der Appetit offenbar bereits wieder vergangen. Lustlos stocherte sie in ihren Pilzen herum, während Hackenholt innerlich seufzte und sich über seine unbedachte Äußerung ärgerte.

Dienstag
    Da er spät dran war, fuhr Hackenholt am Morgen entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten mit dem Auto und nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Westfriedhof. Sophie hatte in der Nacht kaum geschlafen und sich am Morgen wieder übergeben müssen, und ihm selbst erging es nun während der Obduktion nur wenig besser. Der Geruch war unerträglich. Erst gegen zehn Uhr betrat er endlich sein Büro. Er fühlte sich gerädert wie nach einem Zwölf-Stunden-Tag. Gerade als er seine Winterjacke aufhängte, begann das Telefon zu klingeln.
    »Hallo, Frank, hier ist Peter«, schallte es ihm aus dem Hörer entgegen. »Wie geht’s dir?«
    Hackenholt zögerte. Kollegen mit diesem Vornamen kannte er mehrere, aber die raue, gehetzt klingende Stimme des Anrufers konnte er im Augenblick nicht einordnen.
    »Du erkennst mich wohl gar nicht mehr?«, brummte der Mann am anderen Ende der Leitung hörbar verstimmt, als Hackenholt nicht antwortete.
    »Hilf mir auf
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