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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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handelte.
    Schweren Herzens rief Hackenholt in der Schneiderei an, in der jedoch nur der Anrufbeantworter ranging. Also versuchte er es unter der Privatnummer der Alkans. Der Vater meldete sich nach dem ersten Klingelzeichen.
    Nachdem Hackenholt ihm die Nachricht des Todes seines Sohnes überbracht hatte, entstand am anderen Ende der Leitung eine kurze, lautstarke Diskussion. Schließlich wurde der Hörer weitergegeben.
    »Ich bin Bülents Onkel«, sagte eine fremde Stimme. »Mein Schwager und ich wollen den Toten sehen. Wohin müssen wir kommen?«
    Hackenholt gab zu bedenken, dass der Leichnam stark entstellt sei und keinen schönen Anblick bot, doch der Mann war hartnäckig und pochte auf die Rechte enger Familienangehöriger.
    »Geben Sie mir bitte noch einmal Herrn Alkan.«
    Als sich Bülent Alkans Vater erneut meldete und die Forderung wiederholte, gab sich Hackenholt geschlagen. »Kommen Sie mit Ihrer Frau und Ihrer Tochter bitte morgen Vormittag um elf Uhr ins Polizeipräsidium am Jakobsplatz. Wir haben noch ein paar Fragen an Sie, aber anschließend wird Sie ein Beamter ins Leichenschauhaus begleiten.«
    Sophie saß an ihrem Computer und arbeitete noch, als Hackenholt in der Meuschelstraße die Wohnungstür aufsperrte.
    »Du bist schon daheim?« Verwundert sah sie auf die Uhr. »Ach, verdammter Mist!«
    »Na, das nenne ich eine freudige Begrüßung nach einem langen Arbeitstag.« Hackenholt wandte sich ab, um seine Jacke aufzuhängen.
    Sophie stand auf, lief zu ihm und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Du weißt ganz genau, dass das nicht auf dich bezogen war.« Schnell stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. »Ich wollte heute eigentlich noch in der Stadt beim Wurzelsepp ein paar Gewürze besorgen. Wenn ich jetzt nicht bald mit dem Plätzchenbacken anfange, ist Weihnachten vorbei. So spät wie dieses Jahr war ich noch nie dran. Und alles nur wegen dem blöden Haus.« Ihre Stimme war leiser geworden.
    »Wer weiß, wofür es gut ist! Vielleicht …« Ratlos ließ er den Satz unbeendet, denn eigentlich glaubte er selbst nicht daran, dass etwas Besseres folgen würde. Das Anwesen wäre für sie ideal gewesen. »Es hat einfach nicht sein sollen. Wir werden bestimmt etwas anderes finden. Etwas, wovon wir beide bislang noch nicht wissen, dass wir danach suchen.«
    »Ich will aber nicht in die Pampa ziehen!«
    Hackenholt lächelte in sich hinein, während er seine Nase in Sophies Haaren vergrub. »Natürlich bleiben wir in Nürnberg. Es genügt schließlich, dass alle meine Kollegen außerhalb wohnen.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen!« Er küsste sie aufs Haar. »Wie geht es dir?«
    »Passt schon.« Sophie schaute auf die Uhr. »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch in die Stadt, bevor der Wurzelsepp zumacht. Anschließend könnten wir irgendwo zu Abend essen. Vielleicht im Bratwursthäusle, was meinst du? Das liegt genau auf dem Weg, zwischen hier und …« Mit einem Mal zitterte ihre Unterlippe.
    Hackenholt wusste, dass sie in Gedanken wieder an dem Haus direkt unterhalb vom Ölberg hängen geblieben war.
    »Lass uns ein andermal in die Stadt gehen. Nicht ausgerechnet heute«, sagte er rasch. Noch immer hielt er sie in seinen Armen und streichelte ihr sanft über den Rücken. »Bedeutet der Vorschlag, irgendwo etwas essen zu gehen, etwa, dass dir nicht mehr übel ist?«, fragte er nach einer Weile mit Bedacht.
    »Ja, ich glaube, es geht wieder.«
    »Wir könnten nach Kalchreuth fahren, oder gibt es ein Restaurant in deinem Gutscheinbuch, das du lieber ausprobieren möchtest?«
    Damit brachte er sogar Sophie in ihrer jetzigen Stimmung zum Lachen, denn sie wusste, wie schwer es ihm fiel, sich auf die exotischen Restaurants einzulassen, die in ihrem Büchlein vertreten waren. Sein Angebot kam einem ultimativen Liebesbeweis gleich. Zärtlich strich sie ihm über die Wange.
    »Kalchreuth ist in Ordnung.«
    »Sag mal, kann es sein, dass du allmählich eine Lesebrille brauchst?« Sophie beobachtete Hackenholt, wie er in den Drei Linden die Speisekarte so unauffällig wie möglich fast eine Armeslänge von sich entfernt hielt und trotzdem noch die Augen zusammenkniff.
    »Was nimmst du?«, konterte er mit einer Gegenfrage.
    »Die Semmelknödel mit Pfifferlingen. Und du? Lendchen oder Schäuferle?«
    »Keines von beiden: Gänsebrust mit Rotkraut und Kloß.«
    »Es heißt Blaukraut ! Wenn deine Fortschritte in puncto fränkischer Sprache weiterhin so stagnieren, werde ich dir irgendwann noch
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