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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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die Sprünge.«
    »Ist schon ein bisschen her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich bin’s, der Renners Peter.«
    Am Schreibtisch sitzend, riss der Hauptkommissar überrascht die Augen auf. »Das darf ja wohl nicht wahr sein! Mensch, Peter, ich hab dich wirklich nicht erkannt.«
    Renner hatte vor Jahren wie Hackenholt bei der Mordkommission Münster gearbeitet. Allerdings hatte der fünfzehn Jahre ältere Kollege einige Monate vor Hackenholt die Dienststelle gewechselt und war dem Ruf des Landeskriminalamts nach Düsseldorf gefolgt. Das musste mittlerweile fast sieben Jahre her sein.
    »Bist du noch in Düsseldorf, oder hast du dich wieder zurück an die Front versetzen lassen?« Wegen der Rufnummernunterdrückung konnte Hackenholt nicht erkennen, aus welcher Stadt Renner sich meldete.
    »Die Front ist überall, aber beim LKA darf man noch seltener seine Meinung sagen als in den Kreispolizeibehörden.«
    Hackenholt lachte. Renner war schon immer ein Freund ungeschönter Formulierungen gewesen. Dass das in einer Dienststelle, die ihre Weisungen vom Innenministerium erhielt, ein nicht unbedingt hilfreicher Wesenszug war, stand außer Zweifel.
    »Was kann ich für dich tun, Peter? Oder ist das ein Sozialanruf, weil dir die Decke auf den Kopf fällt und du an deinen alten Kollegen denken musstest?«
    »Erinnerst du dich noch an die Fingerabdrücke, die wir damals am Wandtelefon im Stall gefunden haben? Ich habe dir gleich gesagt, dass mit denen etwas nicht stimmen kann.«
    Hackenholt runzelte verwirrt die Stirn, doch bevor er nachfragen konnte, wovon Renner eigentlich redete, fuhr der schon fort.
    »Ich bin mir absolut sicher, dass die uns damals ein Märchen aufgetischt haben.«
    »Peter, ich kann dir beim besten Willen nicht folgen. Worum geht’s?«
    »Na, um die Schweinsbergers natürlich.« Plötzlich klang Renner gereizt.
    Der schroffe Ton war von Hackenholt nicht unbemerkt geblieben. Was war denn mit dem Kollegen los? Und: Was wollte er nach so langer Zeit mit den ollen Kamellen? Selbstverständlich erinnerte sich Hackenholt noch an ihre damaligen Ermittlungen im Mordfall Anton Schweinsberger. Ein tragischer Fall: Die Kripo war durch einen anonymen Anruf informiert worden, dass auf einem einsam gelegenen Gehöft in der Nähe von Münster der Familienvater ermordet worden war. Als die Beamten auf dem Bauernhof der Russlanddeutschen eintrafen, der zu einer Zobelfarm umfunktioniert worden war, hatten sie zwar keine Leiche, dafür aber jede Menge Blutspuren gefunden. Zunächst behauptete der Sohn, der Vater sei auf Geschäftsreise, konnte aber nicht sagen, wo genau er sich befand. Dann erklärte die Ehefrau, ihr Mann sei nach Russland zurückgekehrt, weil seine Mutter im Sterben lag. Doch die folgenden Ermittlungen hatten zutage gefördert, dass die Mutter schon vor der Übersiedlung nach Deutschland beerdigt worden war.
    Je intensiver die Beamten bei den einzelnen Familienmitgliedern nachbohrten, desto stärker begannen diese, sich in Widersprüche zu verstricken. Schlussendlich war die damals dreiundzwanzigjährige Tochter damit herausgerückt, dass der Vater sie jahrelang sexuell missbraucht hatte. Konfrontiert mit dieser Tatsache, räumte die Mutter schließlich diverse weitere häusliche Gewaltdelikte ein: Der Vater habe die gesamte Familie tyrannisiert, und Schläge seien bei Weitem nicht das Schlimmste gewesen. Irgendwann waren Mutter und Sohn bei den Vernehmungen umgekippt und hatten gestanden, den Ehemann und Vater gemeinsam erschlagen zu haben, nachdem er wieder einmal betrunken aus der Dorfkneipe nach Hause gekommen war und sich an der Tochter hatte vergehen wollen. Die Leiche hätten sie in den Aasee geworfen.
    Einige Wochen vergingen, dann widerriefen sowohl die Ehefrau als auch der Sohn auf Anraten ihrer Anwälte die Geständnisse. Sie machten geltend, von der Polizei bei den Vernehmungen dermaßen unter Druck gesetzt worden zu sein, dass sie alles zugegeben hätten, nur um endlich in Ruhe gelassen zu werden. Da der Körper des Familienvaters trotz intensiver Suche verschwunden blieb, wurden die Angeklagten vom Landgericht Münster in Ermangelung stichhaltiger Beweise freigesprochen, obwohl das Gericht davon überzeugt war, dass sich die Tat so, wie von den Kripobeamten dargestellt, ereignet haben musste.
    Nur Peter Renner hatte damals schon nicht an die Theorien und Indizien geglaubt und wollte nun anscheinend den alten Fall wieder aufwärmen. Offenbar war ihm beim LKA schrecklich langweilig,
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