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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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folgte ein kurzer Wortwechsel zwischen ihr und ihrem Vater auf Türkisch. »Meinen Bruder habe ich zuletzt im November gesehen«, sagte sie dann.
    Schon anhand der wenigen Worte konnte Hackenholt heraushören, dass sie fast akzentfreies Deutsch sprach. Er merkte aber auch, dass sie nicht gewillt war, mit ihm zu reden – zumindest nicht im Beisein ihrer Eltern.
    »Wo hat Ihr Sohn gearbeitet?«, wandte er sich wieder an den Vater.
    »Er war Lastwagenfahrer. Bis vor ein paar Monaten bei einer kleinen Spedition in Röthenbach an der Pegnitz, aber im Sommer hat er gewechselt. Seither war er für ein Logistikunternehmen in Forchheim überall in Europa unterwegs.«
    Hackenholt sah, wie Damla Ünlü bei den Worten ihres Vaters aufblickte, Luft holte, als wolle sie etwas sagen, sich dann jedoch auf die Unterlippe biss und den Kopf wieder senkte. Einen Augenblick lang erwog er, sie zu fragen, ob die Informationen nicht stimmten oder sie noch weitere beizutragen hatte, verwarf aber den Gedanken. Sie würde ihm nichts sagen, solange ihr Vater neben ihr saß. Also erkundigte er sich nach dem Namen der Firma.
    »Yilmaz-Logistics. In Forchheim.«
    Stellfeldt machte sich eine Notiz.
    »Können Sie uns jetzt noch den Namen des Zahnarztes nennen, bei dem Ihr Sohn in Behandlung war?«
    Der Vater sagte etwas auf Türkisch, und die Mutter antwortete.
    »Der Arzt heißt Dr. Blank. Er hat seine Praxis in Röthenbach an der Pegnitz«, übersetzte Damla Ünlü.
    »Wie lang wird es dauern, bis Sie uns sagen können, ob es wirklich Bülent ist?«, fragte Alkan abschließend.
    »Wir werden Sie so schnell wie möglich benachrichtigen. Spätestens morgen Vormittag.«
    Alkan nickte und nannte Hackenholt zum Abschied zwei Telefonnummern, unter denen er zu erreichen war.
    »Wollen wir nach dem Besuch beim Zahnarzt noch zu Yilmaz-Logistics fahren und uns erkundigen, warum Bülent Alkan dort bislang nicht vermisst wurde?«
    Hackenholt reagierte nicht, sondern konzentrierte sich auf die verschneite Straße. Mittlerweile hatten sie Röthenbach an der Pegnitz erreicht, und er versuchte, den Wagen souverän durch die S-Kurve den Berg hinunterzusteuern, der die schlecht gestreute Hauptstraße derzeit zu einer nicht gerade geringen Herausforderung machte. Da half es auch nicht, dass sie mit dem großen BMW unterwegs waren – Hackenholt hasste Fahrzeuge mit Heckantrieb. Trotzdem gelang es ihm, das Auto nur minimal aus der Spur ausbrechen zu lassen.
    »Was hast du gesagt?«, fragte er schließlich, nachdem sie den sich auf der anderen Seite anschließenden Berg wieder hinaufgeschlichen waren.
    »Yilmaz-Logistics. Wollen wir da nachher noch hinfahren?«
    Hackenholt schüttelte den Kopf. »Nein, das machen wir morgen, wenn wir die Analyse vom Zahnstatus haben.« Er bremste und hielt vor einem Neubau in der Speckschlagstraße. »Wir sind übrigens da. Dort drüben ist die Praxis.«
    Wegen der an den Straßenrändern hoch aufgetürmten Schneemassen war weit und breit kein Parkplatz in Sicht, sodass Stellfeldt allein in die Zahnarztpraxis gehen musste. Zehn Minuten später kam er mit einem großen braunen Briefkuvert zurück.
    »Ich habe vorsorglich Kopien für die Akten mitgenommen, aber die Arzthelferin hat die Unterlagen bereits in meinem Beisein direkt ins Leichenschauhaus gefaxt. Wir haben Glück. Dr. Puellen ist noch dort. Er hat zurückgerufen und gesagt, dass der Tote ein sehr eigenwilliges Gebiss hat. Bis wir wieder in Nürnberg sind, sollte die Untersuchung abgeschlossen sein.«
    Kaum hatte Hackenholt in seinem Büro Platz genommen, kam Christine Mur herein.
    »Nanu?« Der Hauptkommissar sah sie erstaunt an. »Was machst du denn hier? Bei dem Chaos, das in der Wohnung geherrscht hat, kannst du mit deiner Arbeit doch unmöglich schon fertig sein.«
    »Im Moment sind die Spezialisten vom LKA vor Ort, um den Tatort mit ihrem 3-D-Laserscanner zu vermessen. Ich habe sie gleich heute Morgen angefordert. Der Scanner ist ein probateres Mittel als unsere Foto- und Videoaufzeichnungen. Mit einer Computersimulation könnt ihr den Kampf, der in der Wohnung zweifellos stattgefunden hat, endlos oft aus verschiedenen Perspektiven nachstellen. Ich mache jetzt für heute Schluss. Wir sehen uns dann morgen früh bei der Obduktion.«
    Hackenholt nickte und griff zum Telefonhörer, bevor er die Nummer des Westfriedhofs wählte, um sich nach dem Zahnstatus zu erkundigen. Ein Mitarbeiter bestätigte ihm seine Vermutung, dass es sich bei dem Toten in der Tat um Bülent Alkan
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