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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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misstrauisch an. Auch seine Frau stellte bei der Erwähnung des Namens ihres Sohnes das Bügeleisen zur Seite. Während sie mit ihrem Mann auf Türkisch sprach, gesellte sie sich zu ihm und musterte die Beamten von Kopf bis Fuß.
    »Was hat Ihre Frau gesagt?«, wandte sich Hackenholt an Alkan.
    »Sie will wissen, warum Sie nach Bülent fragen.«
    »Lassen Sie uns zum Sofa gehen, damit sich Ihre Frau setzen kann.«
    »Das ist nicht nötig«, widersprach Alkan barsch. »Warum fragen Sie nach unserem Sohn?«
    »Wir hätten gern gewusst, wann Sie das letzte Mal Kontakt mit ihm gehabt haben.«
    »Das ist schon eine ganze Weile her.«
    »Geht es vielleicht auch etwas genauer?«, mischte sich jetzt Stellfeldt ins Gespräch ein.
    »Er hat Kurban Bayrami mit uns gefeiert. Das Opferfest. Unser höchster Feiertag.«
    »Wann war das?«
    »Am 6. November.«
    »Und seither haben Sie nichts mehr von ihm gehört?« Hackenholt gelang es nicht, seine Verwunderung zu überspielen. Seit dem Fest war fast ein ganzer Monat vergangen. »Ich rede nicht nur davon, wann Sie Bülent zum letzten Mal gesehen haben, sondern meine jeglichen Kontakt zu ihm. Auch durch ein Telefonat oder eine SMS .«
    Alkan schüttelte den Kopf.
    »Und Ihre Frau?«
    »Die ebenfalls nicht.«
    »Könnten Sie sie bitte fragen?«
    Alkan sagte ein paar Worte, ohne seine Frau dabei anzusehen. Als sie ihm antwortete, klang ihre Stimme zunehmend atemlos.
    »Auch sie hat seit Anfang November nicht mehr mit Bülent gesprochen«, erklärte Özgür Alkan nachdrücklich.
    Doch Hackenholt entging nicht, dass die Frau bei seiner Frage unruhig von einem Fuß auf den anderen getreten war und ihre Hände seither mit dem Stoff ihres Kleids spielten. Er ärgerte sich, dass er an keinen Dolmetscher gedacht hatte. Nun, sobald die Identität des Toten feststand, würde eine Befragung im Präsidium stattfinden, an die er anders herangehen würde.
    »Weshalb haben Sie so lange schon keinen Kontakt mehr zu Ihrem Sohn?«, fragte Stellfeldt den Vater.
    »Wir haben unterschiedliche Ansichten. Warum wollen Sie das alles wissen?«
    Endlich erklärte Hackenholt den Grund ihres Besuchs. Der Vater erbleichte. Sofort bemerkte Frau Alkan die Veränderung im Gesicht ihres Mannes, griff mit beiden Händen nach seinem Arm und schüttelte ihn, während sie auf ihn einredete. Ihre Stimme wurde immer höher, schriller und lauter, je länger er ihr nicht antwortete. Passanten blieben neugierig vor dem Laden stehen und starrten durch das Schaufenster. Stellfeldt drehte sich schließlich um und zog die Glastür zu. Hackenholt beobachtete währenddessen genau die Veränderungen, die äußerlich mit den Eheleuten Alkan vorgingen. Als die Türkin ins Wanken geriet, stützte er sie und führte sie zusammen mit ihrem Mann in den hinteren Teil des Ladens, wo sich die beiden auf das Sofa sinken ließen.
    »Was genau ist passiert?«, fragte Alkan.
    »Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen«, erklärte Hackenholt unbestimmt.
    »Wurde Bülent ermordet?«
    »Wie kommen Sie darauf?« Hackenholt musterte den Vater mit durchdringendem Blick.
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Was sonst sollte der Grund dafür sein, dass er tot ist? Er war jung und gesund.«
    »Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nicht ausschließen, dass Ihr Sohn Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist, aber die genaue Todesursache lässt sich nur bei der Obduktion feststellen. Im Moment müssen wir erst einmal klären, ob es sich bei dem Toten zweifelsfrei um Ihren Sohn handelt. Dafür können wir eine DNA -Analyse heranziehen, schneller würde es jedoch anhand seines Zahnstatus’ gehen. Dafür bräuchten wir allerdings Name und Adresse des behandelnden Arztes.«
    In dem Moment drückte eine bildhübsche junge Frau mit langen dunklen Haaren die Glastür des Ladens einen Spaltbreit auf und zwängte sich herein. Stellfeldt wollte sie aufhalten, doch sie drängte sich mit einem türkischen Wortschwall an ihm vorbei. Vor Frau Alkan ging sie in die Knie, ergriff ihre Hände und redete hastig auf sie ein. Nachdem der Schneider etwas gesagt hatte, schlug sie die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen.
    »Unsere Tochter Damla«, erklärte Alkan den Beamten, während er zur Seite rutschte, damit sie sich neben die Mutter aufs Sofa setzen konnte.
    »Wann haben Sie das letzte Mal Kontakt mit Ihrem Bruder gehabt, Frau Alkan?«, fragte Hackenholt nach einer Weile.
    »Ich heiße Ünlü. Damla Ünlü«, murmelte sie und starrte auf den Boden. Es
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