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GK187 - Der Geisterberg

GK187 - Der Geisterberg

Titel: GK187 - Der Geisterberg
Autoren: A.F.Morland
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zusammengeschrumpft, und brach nun an manchen Stellen auf.
    Nur dieser eine Tote schickte sich an, seinen Korb, die letzte Ruhestätte, zu verlassen.
    Die anderen Leichen blieben in ihren Astgabeln leblos hocken.
    Je mehr der Tote seine Gelenke bewegte, desto geschmeidiger wurden sie. Vorsichtig kletterte die unheimliche Gestalt zur Erde hinab. Die dürren Füße berührten den Boden. Der mumifizierte Leichnam blieb aufrecht stehen. Seine leeren Augenhöhlen starrten lange in die Dunkelheit.
    Und dann begann der Tote mit eckigen Bewegungen zu gehen. Er verließ den schaurigen Friedhof. Seine Schritte waren von gespenstischen, schleifenden Geräuschen begleitet.
    Immer weiter entfernte sich das grauenvolle Monster vom Friedhof. Eine unselige Kraft verlieh ihm neues Leben. Mit stakenden Schritten schlug der lebende Leichnam die Richtung ein, in der sich das Lager der amerikanischen Filmleute befand…
    ***
    Die Regiebesprechung endete in einem Tumult. Die schwüle Nacht erhitzte die Gemüter noch mehr. Kendal Blake freute sich diebisch darüber, daß Dorothy Fosse und Angus Portland gleich am ersten Tag hart aneinandergeraten waren. Dieser Streit wäre sowieso nicht ausgeblieben. Also war es besser, wenn er so bald wie möglich ausgetragen wurde. Natürlich gab sich der Regisseur keiner Täuschung hin. Es war heute zu einem ersten starken Erdbeben gekommen. Viele Nachbeben würden folgen. Aber sie würden allmählich schwächer werden. Und schließlich würden sich Dorothy und Angus zusammengerauft haben.
    Ella Gauss war eine der ersten, die das Zelt des Regisseurs verließ. Der Rauch von vielen Zigaretten brannte ihr in den Augen. Sie hatte den Wunsch, vor dem Schlafengehen noch ein paar Schritte an der frischen Luft zu tun.
    Ein Ast knackte unter ihrem Schuh, als sie darauftrat.
    Ella war ein nettes blondes Mädchen mit einem sanften Teint und himmelblauen Augen. Mit vierzehn Jahren hatte sie den Entschluß gefaßt, zum Film zu gehen. Heute war sie vierundzwanzig – und beim Film. Aber sie war nicht da, wo sie eigentlich hätte sein mögen. Skriptgirl war nicht der Job gewesen, den sie sich erträumt hatte. Sie hatte das werden wollen, was Dorothy Fosse war. Ein Star. Verbissen hatte sie in New York Schauspielunterricht genommen, und sie hatte lange Zeit nicht glauben wollen, was ihr Lehrer sagte: »Mädchen, ein Besenstiel hat mehr Talent als du.«
    Der Lehrer hatte Mitleid mit ihr und brachte sie in einem Stück am Broadway unter. Nie würde Ella den Tag vergessen, als sie die Kritiken las.
    Sie hatte sich eingeredet, ihr Lehrer wäre nicht objektiv genug.
    Aber als sie dann die vernichtenden Kritiken studiert hatte, wußte sie, daß er es nur gut mit ihr gemeint hatte.
    Sie schluckte noch am selben Tag Veronal. Der Nachbar fand sie halb tot in ihrer Wohnung. Man brachte sie ins Krankenhaus. Sie pumpten ihr den Magen aus. Das Leben ging weiter.
    Heute war sie darüber hinweg. Ihr Job machte ihr Freude. Und letztenendes war sie ja doch ungefähr da, wohin sie immer schon gewollt hatte: beim Film.
    Ella Gauss blieb stehen. Sie hatte die Zeltstadt hinter sich gelassen. Nun war sie allein. Sie genoß die Ruhe. Der Dschungel ringsherum schlief. Hin und wieder knisterte es irgendwo im Unterholz.
    Plötzlich war da ein Geräusch, das so laut war, daß es sie erschreckte. Zwischen den hohen Farnen regte sich etwas. Ella hielt unwillkürlich den Atem an. Eine Gestalt. Hager. Jetzt war sie wieder weg.
    Das Skriptgirl leckte sich nervös die Lippen. Großes Unbehagen befiel sie. Sie liebte die Dunkelheit nicht. Sie hatte Angst, wenn es Nacht wurde. Erst jetzt kam ihr in den Sinn, daß sie hier um diese Zeit nichts zu suchen hatte.
    Wer kam da?
    Ella strengte die Augen an, um die Dunkelheit zu durchdringen. Wer hielt sich dort zwischen den Farnen auf? Einer aus der Film-Crew?
    Ein Eingeborener?
    Herrje! dachte Ella Gauss mit einem Mal bestürzt. Es war ihr eingefallen, daß die Kuka-Kukas, die hier lebten, vor wenigen Jahrzehnten noch als kriegerische Kannibalen gefürchtet gewesen waren. War diese Zeit tatsächlich schon vorbei? Gehörte der Kannibalismus hierzulande wirklich der Vergangenheit an?
    Ella schluckte aufgeregt.
    Sie wollte sich umdrehen und zu den anderen laufen. Aber irgend etwas hielt sie auf eine unerklärliche Weise gefangen. Sie war wie gelähmt. Sie konnte denken und fühlen, aber sie vermochte sich nicht zu bewegen.
    Ihr Herz trommelte mit einem mal aufgeregt gegen die Rippen.
    Da. Wieder eine vage
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