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GK170 - Die mordenden Bilder

GK170 - Die mordenden Bilder

Titel: GK170 - Die mordenden Bilder
Autoren: A.F.Morland
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Bibel weg und setzte sich an den Schreibtisch.
    Sobald er nach dem Stift griff, verstummte das Wispern und Raunen. Man wollte ihn bei der Arbeit nicht stören. Gespenstisch kroch der grün schimmernde Dunst näher. Brian hatte das Gefühl, von Hunderten Augen beobachtet zu werden.
    Der Zeichenstift flitzte über das weiße Blatt. Schon nach wenigen Strichen waren die Umrisse eines kantigen Totenschädels erkennbar.
    Weiter zuckte der Zeichenstift über das Papier. Schon in der Schule hatten Brians Zeichnungen allseits großen Eindruck gemacht. Der Junge war imstande, Gemälde anzufertigen, die dermaßen realistisch wirkten, dass der Betrachter meinte, die dargestellten Personen würden leben. Wahre Momentaufnahmen brachte Brian aufs Papier.
    In dieser Nacht führte außer Brian noch jemand den Zeichenstift.
    Eine unheimliche, gefährliche Macht.
    Unter dem Totenschädel wuchs allmählich ein bleiches Skelett aufs Papier. Black zeichnete mit fiebernder Hast. Nun nahm er sich den rechten Arm der gruseligen Gestalt vor. Die knöcherne Faust umklammerte den langen Stiel einer scharfen Sense.
    Der Tod war fertig.
    Jetzt hüllte Black die Schauergestalt zum Teil in ein bis auf den Boden wallendes Gewand. Eine weite Kapuze bauschte sich um den Grauen erregenden Totenschädel.
    Black legte den Zeichenstift weg und betrachtete sein unheimliches Werk. Nun musste Farbe daran. Der Umhang wurde purpurrot. Die Sense blitzte silbern. In die tiefen Höhlen der Augen kam das unergründliche Schwarz des Bösen.
    Brians Herz schlug aufgeregt. Was er da zustande gebracht hatte, war ohne Übertreibung ein Kunstwerk, das in jeder Gemäldegalerie einen Ehrenplatz erhalten hätte. Etwas Beklemmendes ging von der Gestalt auf dem Papier aus. Das war Gevatter Tod, wie er leibte und lebte.
    Nervös blätterte Black wieder in seinem schwarzen Buch. Er fand eine übersichtlich angeordnete Tafel mit Zeichen der schwarzen Magie. Einige davon malte er mit dem Pinsel im Quadrat um den Tod.
    Eine kurze Beschwörungsformel musste dazu gesprochen werden.
    Kaum hatte Brian die letzte Silbe über die Lippen gebracht, da geschah etwas, das ihn erschreckte und seinen Atem für einen Moment stocken ließ.
    Mit einemmal war ein geisterhaftes Röcheln zu hören. Es stieg dem Mann von seiner Zeichnung entgegen.
    Mit verblüfft geweiteten Augen starrte Brian Black auf den Brustkorb des Skeletts. Er hatte den Eindruck, als würde sich dieser langsam im Rhythmus des Atmens heben und senken.
    Plötzlich schien eine unsichtbare Faust nach der Zeichnung zu greifen.
    Das Zeichenblatt bekam unzählige Knitter. Es bäumte sich auf, knüllte sich zusammen, knisterte geisterhaft und glättete sich dann wieder vollends.
    Black schluckte. Er brauchte mehrere Minuten, um das Erlebte zu verarbeiten, sich wieder zu sammeln. Seine Freude überflutete ihn.
    Eine fanatische Begeisterung ergriff von ihm Besitz.
    »Ich habe es gewusst!«, stieß er überwältigt hervor. »Ich habe es gewusst! Es ist gelungen! Herr in der Hölle, wie soll ich dir nur danken!«
    Gevatter Tod starrte Black mit der lebenden Schwärze seiner unheimlichen Augen an.
    In diesem Moment hörte Brian, wie ein Wagenschlag zufiel. Seine Hand schnellte zur Schreibtischlampe. Das Licht ging aus. Gleichzeitig verschwand auch schlagartig der grüne Dunst, der sich an den Wänden niedergeschlagen hatte.
    Black erhob sich und huschte zum Fenster. Behutsam öffnete er einen der beiden Holzläden. Er sah ein Yellow Cab. Nora, seine Stiefmutter, kam auf das Haus zu. Das Taxi fuhr weiter.
    Mit hassglühenden Augen beobachtete Brian die junge Frau.
    »Hure!«, zischte er. »Dreckstück! Kanaille!«
    Vorsichtig schloss er den Fensterladen wieder und kehrte zum Schreibtisch zurück. Außer der Messingschüssel, in der sich jene grünen Körnchen befanden, benötigte Brian von all den Dingen, die auf seinem Schreibtisch herumlagen, nur noch die beiden schwarzen Kerzen. Und natürlich auch die schwarze Bibel.
    Er machte Licht und räumte weg, was er nicht mehr brauchte.
    Unten betrat Nora das Haus.
    Brian hörte sie die Treppe hochkommen. Sie ging nicht auf ihr Zimmer, sondern kam an seine Tür. Er nahm an, sie hatte bemerkt, dass bei ihm noch Licht brannte. Abwartend stand er vor seinem Schreibtisch.
    Es klopfte.
    »Ja?«, brummte Brian abweisend.
    Die Klinke bewegte sich nach unten. Die Tür ging auf. Nora trat ein. Erstaunen prägte ihr Gesicht.
    »Du bist noch auf?«
    »Was dagegen?«, fragte Brian kühl.
    »Darf ich
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