Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Ceclina reden, Señor…«
    »Rivera. Diego Rivera heiße ich.«
    »Darf ich eintreten?«
    »Natürlich. Selbstverständlich. Ich hatte gerade in der Küche zu tun. Sie entschuldigen…«
    »Aber ja.«
    Rivera führte Vicky in ein hässliches Wohnzimmer. Die Möbel waren alt. Die Tapeten waren dunkelbraun. Hier drin kam wohl niemals heitere Stimmung auf.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Rivera. Er nahm das Geschirrtuch, das er vor dem Bauch hängen hatte, schnell ab und warf es auf die Kommode.
    »Danke, nein«, gab Vicky zurück. »Nur ein paar Fragen; dann gehe ich wieder.«
    »Wie Sie wollen«, nickte Diego Rivera.
    Vicky erzählte ihm, dass sie aus England hier hergekommen sei, weil sie diese Garrottenmorde interessierten. Sie sagte dem Spanier, dass sie darüber ein Buch schreiben wolle, und das war auf jeden Fall nicht gelogen. Alles weitere verschwieg sie ihm. Wozu sollte sie ihm mehr erzählen, als er zu wissen brauchte.
    »Es war schlimm, als ich erfuhr, was mit Ceclina passiert war«, sagte Diego Rivera mit traurig gesenktem Blick.
    »Haben Sie sie geliebt?«
    »Ja.«
    »Wie war das an jenem Abend, Señor Rivera?«
    »Wir waren zu Hause. Sie verfiel mit einem Mal in Schweigen. Ich dachte, sie wäre wegen irgendeiner Äußerung, die ich gemacht hatte, beleidigt. Das kam schon mal vor. Wir redeten nichts mehr miteinander. Sie kam mir vor, als würde sie mit offenen Augen träumen. Plötzlich erhob sie sich, zog ihren Mantel an…« Er schüttelte den Kopf. »Ich fragte sie, was sie vorhabe. Sie gab keine Antwort. Sie ging einfach.«
    »Haben Sie nicht versucht, sie zurückzuhalten?«, fragte Vicky.
    Rivera hob die Schultern.
    »Ich habe sie niemals zurückgehalten. Wir waren nicht miteinander verheiratet. Sie war mir keine Rechenschaft schuldig und ich ihr nicht. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Ich war bloß ihr Lebensgefährte.«
    »Hat Ceclina Ihre Liebe erwidert?«
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht?«
    »Ganz genau weiß man das doch nie.«
    »Hat sie niemals gesagt, dass sie Sie liebt?«, fragte Vicky.
    »Manchmal. Wenn wir… im Bett … Sie wissen schon. Wenn sie mit mir zufrieden gewesen war, hatte sie es manchmal gesagt. Aber in einer solchen Situation sagt man das sehr leicht. Wenn man es sonst niemals sagt, ist das nicht besonders ernst zu nehmen.«
    »Wie lange lebten Sie mit Ceclina zusammen?«, wollte Vicky Bonney wissen.
    »Ein halbes Jahr.«
    »Sie war mal verheiratet«, sagte Vicky.
    »Ja, das war sie.«
    »Man sagt…«
    »Ich weiß, was man sagt, Miss Bonney.«
    »Und?«
    »Was – und?«
    »Wie denken Sie darüber?«
    »Ein Gerücht. Eine bösartige Verleumdung. Ceclina mag vielleicht ein bisschen sonderbar gewesen sein. Aber ihren Mann hat sie gewiss nicht vergiftet.«
    »Wussten Sie von diesem… diesem Gerücht, als Sie sie kennen lernten?«
    »Natürlich. Alle im Haus haben es mir brühwarm erzählt.«
    »Hatten Sie trotzdem keine Angst, zu ihr zu ziehen? Ich meine, Sie konnten ja nicht wissen, ob die Leute logen oder die Wahrheit sagten. Und wenn sie schon mal jemanden vergiftet hatte, war doch zu befürchten…«
    Diego Rivera schüttelte unwillig den Kopf.
    »Es war nichts zu befürchten, Miss Bonney. Wirklich nicht. Sie hat ihren Mann nicht umgebracht. So war Ceclina nicht.«
    »Wie erklären Sie sich dann die Geschichte mit der rächenden Garrotte?«, fragte Vicky geradeheraus. »Die Zeitungen schreiben davon, dass die Garrotte einer ausgleichenden Gerechtigkeit gleichkommt.«
    Rivera wischte sich nervös über die Augen.
    »Unsinn, Miss Bonney. Ceclina war keine Mörderin.«
    »Dann hätte sich die Garrotte also in ihrem Fall geirrt.«
    »Ganz bestimmt!« Rivera sagte das, als wäre er felsenfest davon überzeugt. »Ceclina Palamos fiel einem heimtückischen Irrtum zum Opfer.«
    »Hat sie manchmal mit Ihnen über ihren Mann gesprochen?«
    »Sie wollte es tun. Aber ich habe ihr das bald abgewöhnt. Es war mir zuwider, immer mit dem Verstorbenen verglichen zu werden, verstehen Sie?«
    »O ja, Señor Rivera. Das kann ich sehr gut verstehen.«
    »Hatte Ceclina in den letzten Tagen vor ihrem Tod manchmal das Gefühl, beobachtet oder verfolgt zu werden?«
    »Nein… Jedenfalls ist mir das nicht aufgefallen.«
    »Sie sind also der Meinung, Ceclina ist von der Garrotte nicht hingerichtet, sondern ermordet worden.«
    Diego Rivera nickte fest.
    »Stimmt genau, Miss Bonney.«
    ***
    Ich traf in Angel Carronas Haus, das nun Esmeralda Carronas Haus war, neben der schwarz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher