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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich
Autoren: A.F.Morland
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kräftig. Das musste er wohl sein, um sich gegen diese Bande behaupten zu können. Seine Lider waren fleischig. Die Lippen waren wulstig. Und eine rote, wulstige Narbe zierte seine hohe Stirn.
    Der Wirt holte den Schnaps, brachte Salz und Zitrone mit und stellte alles vor Selby auf den Tisch.
    »Was soll ich mit dem Salz?«, fragte Lance.
    »Ausländer wissen nicht, wie wir Tequila trinken«, sagte der Wirt grinsend. »Sie müssen zuerst ein wenig Salz in den Winkel zwischen Daumen und Zeigefinger streuen. Dieses Salz müssen Sie ablecken. Dann beißen Sie kräftig in die Zitronenscheibe. Und hinterher kippen Sie den Tequila. Aber auf einen Ruck.«
    »Ein bisschen umständlich«, grinste Lance Selby.
    »Mag sein. Dafür haben Sie aber mehr vom Tequila, Señor.«
    Lance machte es so, wie der Wirt es gesagt hatte. Es schmeckte.
    »Noch einen Tequila?«, fragte der Wirt sofort.
    »Ja. Noch einen.«
    »Prima, Caballero!«
    Professor Selby bekam den zweiten Drink.
    Da erhob sich vom gegenüberliegenden Tisch ein finsterer Bursche. Er kam wankend zu Lance herüber, lümmelte sich rotzfrech auf den Tisch und verlangte: »Bestell mir auch einen Tequila, Gringo!«
    »Ich kann nicht einmal meine eigene Zeche bezahlen«, grinste Selby.
    »Geizkragen!«
    »Angenehm. Und mein Name ist Selby!«
    »Ich meinte, du bist ein verdammter Geizkragen!«
    »Ich bin bloß sparsam.«
    »Ich will einen Tequila haben!«, fauchte der Kerl wütend.
    »Da bist du bei mir nicht richtig, Junge. Der Wirt gibt sie aus, nicht ich.«
    Der Kerl riss plötzlich ein Klappmesser aus der Tasche. Die Klinge flog auf. Der Bursche setzte dem Professor das Messer an die Kehle.
    »Wenn du jetzt nicht sofort mit ein paar Peseten herüberkommst, passiert dir was!«, zischte der Mann mit glühenden Augen.
    Selby zögerte keine Sekunde. Er rammte dem Betrunkenen blitzschnell die geballte Rechte in den Magen. Der Bursche wurde zurückgeworfen. Sein Messer nahm er mit. Er krachte auf den Boden. Sein Gesicht war vor Wut und Schmerz verzerrt. Er schnellte sofort wieder hoch.
    Nun saß Lance Selby jedoch nicht mehr.
    Er erwartete den Angreifer mit kreiselnden Fäusten.
    Der Mann stach zu.
    Selby fiel seitlich aus und knallte dem Wutschnaubenden seine Faust genau zwischen die Augen.
    Niemand kam, um ihm zu helfen.
    Nicht einmal der Wirt.
    Professor Selby brauchte zum Glück keine Hilfe. Der Brocken, mit dem er es zu tun hatte, war zwar schwer und sicherlich in nüchternem Zustand sehr gefährlich. Dadurch aber, dass er ziemlich angetrunken war, reagierte er viel zu langsam. Selby hatte sogar Zeit, sich jeden Schlag genau zu überlegen. Mit einer kraftvollen Dublette schickte der Professor seinen Gegner endgültig auf die schmierigen Bohlen.
    Nun kam der Wirt.
    Er goss kaltes Wasser in das Gesicht des Betrunkenen, der ohne fremde Hilfe nicht mehr stehen konnte. Dann packte er ihn mit einem oft geübten Griff und warf ihn aus dem Lokal auf die Straße hinaus, mit der Auflage, er solle sich hier nicht mehr blicken lassen.
    »Diese verdammten Kerle vermiesen einem das ganze Geschäft«, sagte der Wirt zu Selby. »Ich wäre selbstverständlich dazwischengegangen, wenn ich gesehen hätte, dass Sie Hilfe brauchten. Der nächste Tequila ist gratis, Señor.«
    »Vielen Dank«, sagte Selby und setzte sich wieder. Die Leute in der Kneipe schauten ihn nun nicht mehr feindselig, sondern eher bewundernd an.
    Der Wirt brachte den Schnaps und setzte sich zu Lance.
    »Sagen Sie, wie kommt es, dass Sie sich ausgerechnet hier herein verirrt haben, Señor?«
    Lance Selby schmunzelte. »Ich habe mich nicht verirrt.«
    »Wollen Sie sagen, Sie sind absichtlich in meine Kneipe gekommen?«, fragte der Wirt erstaunt.
    »Es steckt reine Absicht dahinter«, nickte der Professor.
    Der Wirt fragte neugierig nach dem Grund. Und Selby nannte den Grund beim Namen. Er nannte als Grund Manuel Fuente.
    Plötzlich überschattete sich der Blick des Wirts.
    »Fuente war eine Kröte, Señor.«
    »Er war hier Stammgast.«
    »Ich bin auf jedermanns Geld angewiesen. Aber er hatte keine Freunde hier.«
    »Hat sich mal jemand nach ihm erkundigt, bevor er starb?«
    »Sie meinen, bevor er hingerichtet wurde.«
    »Ja.«
    »Nein. Es hat sich niemand nach ihm erkundigt.«
    »Wissen Sie, was er verbrochen hat?«, wollte Professor Selby wissen.
    Der Wirt zog die Brauen noch mehr zusammen.
    »Er hat Francisco Teruel ermordet.«
    »Man konnte ihm den Mord nicht nachweisen.«
    »Nein. Das konnte man nicht. Trotzdem waren wir
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