Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
gekleideten Witwe auch einen Mann namens Lorenzo Caldes an. Er sagte mir selbst, dass er an der Party, die der Industrielle gegeben hatte, teilgenommen hatte. Er erinnerte sich, mit Pierre Mathieu, Herrmann Wolf und Esmeralda längere Zeit geplaudert zu haben, ehe das Schreckliche mit Angel Carrona passierte. Caldes war breitschultrig und kräftig. Er hatte einen unehrlichen Blick und wich meiner Frage, welchen Beruf er ausübte, mit vielen Redewendungen, die nichts besagten, geschickt aus. Vermutlich schmarotzte er sich durch die Gegend. Aber das war sein Problem, nicht meines.
    Obwohl Esmeralda Carrona eine ungemein anziehende Frau war, gefiel sie mir nicht.
    Sie schien ein Herz zu haben, das aus Stein geformt war.
    Ihr Gesicht war hart. Sie konnte wohl kaum jemals verzeihen.
    Zu meiner großen Verblüffung sagte sie: »Ich gönne ihm den Tod, Mr. Ballard. Gewiss ist das nicht richtig. Aber niemand kann aus seiner Haut. Er hat mich all die Jahre erniedrigt. Er hat jede Gelegenheit wahrgenommen, um mich zu betrügen. Ich wünschte ihm alles Schlechte, doch er hatte immer nur Glück. Die Mädchen liefen ihm nach. Sie machten es ihm leicht. Auch Kirsten Wolf machte es ihm leicht.«
    Ich sah ein Feuer in ihren Augen, das mich zutiefst erschreckte.
    Gott, wie musste sie ihren Mann gehasst haben.
    Von Lorenzo Caldes erfuhr ich alles über Kirsten Wolf, deren Mann und über Angel Carrona.
    Es war inzwischen zum offenen Geheimnis geworden, dass Carrona und Kirsten sich aus eindeutigen Gründen im Schlafzimmer des Industriellen eingefunden hatten.
    »Sehen Sie mich an«, verlangte Esmeralda Carrona verbittert. »Bin ich so hässlich, dass er mir das antun musste?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie sind sehr attraktiv.«
    »Warum hat er mich dann fortwährend betrogen?«
    »In einem solchen Fall hat Schönheit nur eine sekundäre Bedeutung, Señora Carrona«, sagte ich. »Primär kommt es darauf an, ob sich ein Mann von einer Frau physisch und psychisch angezogen fühlt oder nicht.«
    »Sie meinen, er fühlte sich von mir abgestoßen?«, fragte die Witwe wütend.
    »Damit schießen Sie über das Ziel hinaus, Señora Carrona.«
    Ich wollte mich nicht länger mit ihrem Problem befassen. Damit musste sie allein fertig werden. Was mich interessierte, war, ob es stimmte, was man sich über Carrona hinter der vorgehaltenen Hand erzählte.
    Hatte er seinen Kompagnon ermorden lassen? Ja oder nein?
    Ich stellte meine Frage hart und präzise.
    Und Esmeralda Carrona antwortete ohne Umschweife: »Ich weiß es nicht.«
    »Halten Sie so etwas für möglich?«
    Esmeralda kniff die Augen zusammen. Sie durchbohrte mich mit ihrem Blick.
    »Wenn Sie mich so fragen, Mr. Ballard, muss ich sagen: Ja. Ja, ich halte so etwas für möglich. Mein Mann war kein Heiliger. Er war skrupellos und in seinen Kreisen gefürchtet. Er hat viele Freunde ruiniert, ohne deswegen Gewissensbisse zu haben. Er hat sie belogen und betrogen, genau wie mich. Trotzdem konnte er nachts besser schlafen als ich. Sein Kompagnon machte ihm jedoch wider Erwarten schwer zu schaffen. Angel wollte ihn aus der Firma haben, aber es klappte nicht. Angel wandte jeden gemeinen Trick an. Als das alles nichts nützte, wurde sein Kompagnon plötzlich ermordet. Natürlich nicht von Angel selbst. Und er scherte sich keinen Deut darum, was die Leute über ihn redeten. Niemand konnte ihm nachweisen, dass er sich seines Kompagnons auf diese Weise entledigt hatte. Und nur das war ihm wichtig.«
    Ich ließ mir Kirsten Wolfs Adresse geben.
    Immerhin hatte sie aus nächster Nähe den Garrottenmord miterlebt.
    Möglicherweise hatte sie eine Wahrnehmung gemacht, die mich einen Schritt näher an das schreckliche Geheimnis heranbrachte.
    Ich durfte nichts unversucht lassen.
    ***
    Als Lance Selby in Manuel Fuentes Stammkneipe trat, erntete er feindselige Blicke.
    Die Bohlen, über die er schritt, waren schwarz und dreckig.
    Stinkender Rauch hing im Lokal. Es gab keinen Ventilator, der ihn abgesaugt und die Luft dadurch etwas erträglicher gemacht hätte.
    Professor Selby setzte sich an einen der zerkratzten Tische.
    Der Wirt kam und fragte ihn, was er haben wollte. Selby wirkte hier drinnen wie ein Fremdkörper. Er war zu gut angezogen. Er war rasiert und frisiert. Die anderen waren es nicht.
    Sie stanken nach Fisch und Knoblauch. Ihre sehnigen Finger waren schmutzig, die Hemdmanschetten zerfranst.
    »Einen Tequila!«, verlangte Lance.
    »Einen Tequila!«, wiederholte der Wirt. Er war groß und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher