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GK0148 - Der Voodoo-Mörder

GK0148 - Der Voodoo-Mörder

Titel: GK0148 - Der Voodoo-Mörder
Autoren: Jason Dark
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fieberhafte Tätigkeit.
    Zuerst löste er die Fesseln des Mädchens und verstaute den Draht sorgfältig wieder im Handschuhfach. Er mußte sich beeilen. Er hatte sowieso schon zuviel Zeit verloren. Die Flucht des Mädchens hatte ihm nicht ins Konzept gepaßt.
    Normalerweise hatte er seine Opfer blitzschnell überwältigen können und letzten Widerstand mit dem äthergetränkten Wattebausch erstickt.
    Die Taschenlampe gab für seine Arbeit genügend Licht. Victor Jory griff in den Koffer, holte einige Räucherstäbchen hervor und steckte sie so um das Mädchen herum in den Boden, daß sie die Form eines Pentagramms ergaben. Dann zündete er eine Kerze an und hielt die Flamme gegen die einzelnen Stäbchen.
    Augenblicklich wölkte Rauch auf und zog träge über das am Boden liegende Mädchen. Ein süßlicher, aber doch ekelhaft beißender Geruch zog in die Nase des Mannes.
    Jory hatte inzwischen in den Koffer gegriffen und seine beiden Handflächen mit Lehm bedeckt.
    Es war ein besonderer Lehm. Dämonenerde, vermischt mit dem schwarzen Blut der Höllendiener. Es gab diesen Lehm nur an einem Platz der Erde, und der wiederum war nur wenigen Eingeweihten bekannt.
    Victor Jory kannte ihn gut, sehr gut sogar, denn dieser Platz sollte einmal die Stätte seines großen Triumphes werden.
    Im Schneidersitz hockte der Engländer am Boden. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen zu Sicheln verengt, und seine Finger umschlossen die Dämonenerde.
    Sie bohrten sich in den Lehm, kneteten ihn durch, formten, modellierten, und während Jorys Lippen geisterhafte Beschwörungen murmelten, entstand unter seinen geschickten Fingern eine Figur.
    Eine Frauenfigur.
    Jory arbeitete selbstvergessen. Er war in einen tranceähnlichen Zustand gefallen, schien die Umwelt völlig vergessen zu haben, und nur an der Tätigkeit seiner Finger war zu erkennen, daß überhaupt Leben in ihm steckte.
    Die Zeit verrann.
    Die kleine Figur wurde glatter, die Hüften rundeten sich, Brüste waren entstanden.
    Jetzt war das Gesicht an der Reihe.
    Jorys Fingerkuppen formten eine Nase, den Mund, Ohren, Augen. Beinahe jede Falte wurde nachmodelliert. Als die Figur fast fertig war, folgte der wichtigste Teil der Arbeit.
    Jory öffnete das Kästchen und holte die Haare des Mädchens hervor. Er preßte sie in den Lehm, glättete die Stelle mit dem Handballen und hatte das fertige, etwa unterarmgroße Abbild einer Frau vor sich.
    Jory nahm die kleine Figur und legte sie auf den Körper der ohnmächtigen Marion Baumann.
    Träge zog der beißende Rauch der Räucherstäbchen durch den Wald und legte sich wie ein weißgrauer Nebel auf den Körper des Mädchens.
    Jetzt begann der letzte Teil des Rituals.
    Victor Jory kniete sich hin, hob die Arme und drehte die Handflächen nach außen.
    Er öffnete den Mund. Seltsame abgehackte Laute drangen über seine Lippen. Es war eine Sprache, die auf der Welt nicht mehr gesprochen wurde – es sei denn, besonders gefährliche Situationen erforderten es.
    So wie jetzt!
    Die Luft schien sich plötzlich zu verdichten. Der Rauch ballte sich zusammen, wirkte wie eine feste plastische Masse.
    Victor Jory sprach immer schneller. Er selbst war in Schweiß gebadet. Die Beschwörung kostete ungeheuer viel Kraft, doch dann hatte er es geschafft.
    Aufseufzend ließ er die Arme sinken, saß minutenlang in völliger Regungslosigkeit und nahm dann die Räucherstäbchen aus dem Boden, die so gut wie abgebrannt waren. Sorgfältig verstaute Jory die Stäbchen wieder in den dafür vorgesehenen Taschen, schloß den Koffer und legte ihn auf den Rücksitz.
    Dann erst wandte er sich dem immer noch bewußtlosen Mädchen zu.
    Mit spitzen Fingern nahm Jory die Puppe hoch, hielt sie gegen das Licht der Taschenlampe.
    Der Engländer hatte Mühe, einen Triumphschrei zu unterdrücken.
    Die Beschwörung war gelungen und damit ein unheimliches Karussell in Gang gesetzt worden.
    Die Puppe hatte jetzt das Gesicht der ohnmächtigen Marion Baumann!
    ***
    Victor Jory lachte böse. Sein Herz hüpfte vor Freude. Wieder ein Opfer mehr. Aber das Mädchen wußte nichts davon. Es würde sich wundern, wenn es erwachte.
    Der Engländer wickelte die Puppe vorsichtig in ein Tuch ein.
    Sie war jetzt hart geworden, und es mußte schon Kraft aufgewendet werden, um die äußere Schale zu zerstören.
    Victor Jory beseitigte die letzten verräterischen Spuren und schloß die Tür des Wagens. Bevor er sich hinter das Lenkrad setzte, blieb er einige Zeit neben der Bewußtlosen
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