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GK0148 - Der Voodoo-Mörder

GK0148 - Der Voodoo-Mörder

Titel: GK0148 - Der Voodoo-Mörder
Autoren: Jason Dark
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auch ein nach den modernsten Erkenntnissen eingerichtetes Leichenschauhaus.
    Der Arzt sprach während der weiteren Fahrt kein einziges Wort mehr. Er ließ sich – als sie in der Victoria Street angelangt waren – sofort bei Chiefinspektor Tanner melden. Zum Glück war Tanner in seinem Büro.
    »Hallo, Doc«, sagte er leutselig. »Was gibt es denn?«
    Der Arzt ließ sich auf den Besucherstuhl fallen. »Eine Tote, Chiefinspektor.«
    Tanner zog die Augenbrauen zusammen. Er war ein Kerl wie ein Baum, hatte schlohweißes dichtes Haar, tief in den Höhlen liegende hellblaue Augen und ein markantes Gesicht, über das jetzt allerdings ein düsterer Schatten flog.
    »Wie soll ich denn das verstehen, Doc?« erkundigte er sich vorsichtig.
    »Wie ich es gesagt habe. Eine Leiche, Chiefinspektor. Und die vierte innerhalb von zwei Wochen. Wieder Herzanfall.«
    Tanner hob die Schultern. »Es werden auch noch mehr Leichen gefunden«, sagte er. »Das ist in einer Riesenstadt wie London doch ziemlich normal. Und solange es kein Mord ist…«
    Der Arzt war aufgesprungen. »Mal ehrlich, Chiefinspektor, wollen Sie mich nicht verstehen?«
    Tanner zündete sich gelassen eine Pfeife an. »Ich weiß nicht, was Sie mit Ihrem komischen Verdacht bezwecken. Ein Herzanfall ist doch heute nichts Besonderes. Mein Gott noch mal, Doc, Sie kommen jetzt schon das zweite Mal zu mir. Ich bin für Mord zuständig, aber nicht für Herzanfälle.«
    Der Arzt schlug sich gegen die Stirn. »Gut, von Ihrem Standpunkt aus haben Sie recht, Chiefinspektor. Aber es waren jeweils junge Frauen zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren, die diese Herzanfälle gehabt haben. Und das ist unnormal. Ich warte schon auf den nächsten Fall. Nein, zwischen diesen Toten muß es irgendeine Verbindung geben. Und da bitte ich Sie doch einzuhaken.«
    »Tut mir leid, Doc, aber das ist nicht mein Bier. Jetzt müssen Sie mich leider entschuldigen, ich habe zu tun.«
    Der Arzt lächelte gequält. »Danke, ich habe verstanden.« Mit müden Schritten ging er zur Tür.
    Chiefinspektor Tanner holte ihn ein und legte ihm seine breite Hand auf die Schulter. »Ich kann nicht mit ansehen, daß Sie so geknickt sind, Doc. Ich werde Ihnen noch einen kleinen Tip geben. Wenden Sie sich doch an Superintendent Powell. Sie wissen ja, er leitet die Sonderkommission, die sich mit außergewöhnlichen Fällen beschäftigt. Vielleicht kann der Ihnen weiterhelfen. Ich jedenfalls bin dazu nicht in der Lage.«
    Der Arzt wandte sich um und blickte dem Chiefinspektor ins Gesicht. »Danke, das werde ich auch tun. Und lassen Sie sich eins gesagt sein, mein lieber Tanner, hinter diesen Todesfällen steckt mehr, als wir heute überhaupt ahnen…«
    ***
    Marion Baumann stand an der Autobahn Frankfurt-Würzburg.
    Ein unangenehmer Aprilwind pfiff von den Höhen des Spessarts und bauschte den Parka des Mädchens auf.
    Marion war zweiundzwanzig Jahre jung und studierte Kunstgeschichte. Sie hatte ihr Abitur mit Ach und Krach geschafft und auch eigentlich nur durch Beziehungen einen Studienplatz gefunden. Nach vier Semestern schon hatte sie die Nase vorläufig voll gehabt, mit dem Studium kurzerhand ausgesetzt und sich vorgenommen, einmal Land und Leute kennenzulernen. Das hieß im Klartext, sie wollte durch Europa trampen.
    In Hamburg hatte sie sich an die Autobahnauffahrt gestellt, war mit einem älteren Ehepaar bis Köln gefahren, und von dort hatten sie zwei junge Burschen in einem alten VW nach Frankfurt mitgenommen. Am Frankfurter Verteiler hatte sie dann einen Vertreter gefunden, der sie bis zur Spessart-Raststätte mitgenommen hatte. Der Vertreter wollte hier die Nacht verbringen, und als Marion sich nicht bereit erklärte, mit ihm Zimmer und Bett zu teilen, hatte der Mann sie kurzerhand an die frische Luft gesetzt.
    Marion Baumann hatte das eigentlich nicht viel ausgemacht.
    Sie war kein Mädchen, das lange auf eine Mitfahrgelegenheit warten mußte. Dazu war sie zu hübsch und zu gut gewachsen, wenn auch unter dem weiten Pullover und den ausgewaschenen Jeans nicht viel von ihrer tadellosen Figur zu erkennen war.
    Marion hatte dunkelblondes glattes Haar, das bis auf den Rücken fiel. Ihr Gesicht war apart, und die vollen, sinnlichen Lippen schienen immer zu lächeln.
    Marion hatte ihre Reisetasche neben sich stehen. Sie war mit der Aufschrift einer Fluggesellschaft versehen. Marion hatte sich bewußt nicht an den Platz des Rasthauses gestellt, an dem die Fernfahrer hielten. Sie wollte – wenn es eben möglich
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