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GK0117 - Wenn der Werwolf heult

GK0117 - Wenn der Werwolf heult

Titel: GK0117 - Wenn der Werwolf heult
Autoren: Jason Dark
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beiden Händen fest umklammert. Er hatte die Arme vorgestreckt, präsentierte der Bestie das geweihte christliche Symbol.
    »Weiche, Bestie! Hinweg mit dir!« rief Doyle mit hallender Stimme.
    Max Doyle glaubte an die Macht des Guten, doch in den nächsten Augenblicken zweifelte er daran. Die Pranke des Werwolf schnellte vor. Mit einem heftigen Schlag fegte sie dem Küster das Kreuz aus den Händen. Ratschend ging der Mantelärmel in Fetzen. Doyle begriff nichts mehr. Aus übergroßen Augen starrte er auf das am Boden liegende Kreuz. Er hatte all seine Hoffnung darauf gesetzt und jetzt…
    Der Werwolf nutzte die Chance, die ihm Max Doyle durch seine Bewegungsunfähigkeit bot. Er sprang den Küster an.
    Doyle spürte einen ungeheuren Schlag gegen die Brust und kippte nach hinten. Hart schlug er auf dem Boden auf. Er stieß sich irgendwo den Hinterkopf an, und für einen Sekundenbruchteil verschwamm alles vor seinen Augen. Der Werwolf triumphierte. Er hielt sein Opfer auf der Erde fest. Noch hatte der Küster beide Arme frei. Wild schlug er um sich, traf auch ein paarmal den Schädel der Bestie. Die Schläge steigerten deren Wut.
    Die haarige Tatze bohrte sich in Doyles Mund, erstickte jeden Schrei.
    Der Küster bekam keine Luft mehr. Ein weiterer Schlag gegen seinen Kopf löschte das Bewußtsein aus. Es war gut für Max Doyle. Ohne noch einmal aus der Ohnmacht zu erwachen, starb er einen schrecklichen Tod. Wenige Minuten später zog der Werwolf sein Opfer in das nahe Gebüsch. Die Tatzen fuhren nervös durch die Luft. Er sprang zurück auf den Weg und stieß ein schauriges Heulen aus.
    Langgezogen hallte die Siegesmelodie der Bestie über das weite Land.
    Und die Menschen in dem naheliegenden Ort atmeten auf, froh darüber, daß es diesmal nicht sie erwischt hatte. Aber der Werwolf würde zurückkommen. Vielleicht schon in der nächsten Nacht…
    ***
    Wieder lief der Werwolf durch den Wald. Doch diesmal waren die Bewegungen matter. Die Bestie torkelte mehr, als sie ging.
    Von Minute zu Minute floß die Kraft aus dem zottigen Körper.
    Der Werwolf konnte sich nur für eine Stunde verwandeln, dann nahm er wieder seine alte Gestalt an.
    Mit letzter Kraft erreichte er die Lichtung. Dort fiel er zu Boden.
    Wieder drang das seltsame Brennen in seinen Körper. Der Werwolf jaulte schmerzerfüllt, doch in dieses Jaulen mischte sich schon der erste menschliche Ton.
    Dann begann die Rückverwandlung. Der Körper schrumpfte zusammen, die Haare lösten sich wie welke Blätter, die Schnauze trat zurück, die Konturen eines menschlichen Gesichts entstanden.
    Aber davon merkte die Bestie nichts. Eine tiefe Ohnmacht hielt sie umfangen, aus der sie erst wieder erwachte, als die Verwandlung vollständig abgeschlossen war. Verwirrt richtete sich der Mann auf. Er blickte an seinem Körper hinunter und erschrak. Er war nackt.
    Ungläubig schüttelte der Irre den Kopf. Vergeblich versuchte er, die letzten Minuten oder Stunden zu rekonstruieren. Es fiel ihm nichts ein. In seinem Gehirn war eine absolute Leere. Der Irre lebte zwar in einer Anstalt, doch er selbst hielt sich für gesund. Was sogar stimmte. Denn dieser Mann, der völlig normal in eine Heilanstalt eingeliefert worden war, konnte nicht ahnen, welch ein schmutziges Spiel man mit ihm getrieben hatte. Ja, man wollte ihn zum Wahnsinn treiben, aber auf eine ganz gerissene Art und Weise. Doch davon ahnte der Mann nichts.
    Ihn fröstelte. Der kühle Nachtwind strich über seinen Rücken. Wie ein Häufchen Elend hockte der Mann auf der Lichtung. Er wandte den Kopf und entdeckte seine Kleider. Er griff nach den Sachen und zog sie über, ohne darüber nachzudenken, weshalb alles so gekommen war. Das Unterzeug war zerrissen, es fehlten auch die Knöpfe an dem grauen Anstaltskittel. Sie lagen verstreut im Gras zwischen dichten, braunschwarzen Haarbüscheln. Der Mann stutzte.
    Wie kamen die Büschel hierher? Er ließ ein paar Haare durch seine Finger gleiten. Der Pelz fühlte sich irgendwie borstig und widerstandsfähig an.
    Der Mann zuckte mit den Achseln und zog seinen Gürtel fest. Zum Glück war dieser nicht beschädigt worden. Der Mann wußte genau, wohin er sich zu wenden hatte. Zielsicher schlug er sich in die Büsche und gelangte wenig später auf einen schmalen, kaum erkennbaren Pfad. Jetzt konnte er schneller laufen.
    Wie ein großes Tier huschte der Mann durch den Wald. Ein Mensch, dessen Erinnerung für eine Stunde ausgesetzt hatte und der in dieser Zeit zu einem bestialischen
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