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GK0117 - Wenn der Werwolf heult

GK0117 - Wenn der Werwolf heult

Titel: GK0117 - Wenn der Werwolf heult
Autoren: Jason Dark
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blaurot schimmernden Lohe.
    Ben Strom, der durch den unerwarteten Stoß zu Boden gefallen war, sah mit weit aufgerissenen Augen, wie sich die Ärztin zu verwandeln begann.
    Während sie in der feurigen Lohe eingeschlossen war, begann ihr Körper zu wachsen. Er streckte sich, veränderte seine Form.
    Haare wuchsen, lange rote Haare, die aussahen wie Seide. Zuerst entstanden sie nur an den Beinen, doch dann wuchsen sie in Windeseile weiter, erreichten die Hüften, den Oberkörper, den Hals – und das Gesicht.
    Innerhalb von Sekunden verdichteten sie sich zu einem rötlich schimmernden Pelz.
    Eine gräßliche Wolfsschnauze stach aus den Flammen hervor. Vivian Delano war zu einer Werwölfin geworden! Gleichzeitig fielen die Flammen zusammen. Das kalte Höllenfeuer flackerte noch ein letztes Mal und verlöschte. Kein Grashalm war verbrannt. Nichts. Nach wie vor lag die Lichtung so, wie sie vorher gewesen war, im Schein des Mondes. Die Wölfin wandte den Kopf. Rote Augen funkelten triumphierend, als sie über ihre zwölf Diener blickte. Auch sie hatten sich verwandelt, waren zu Werwölfen geworden!
    Wie auf Kommando standen sie auf. Schrittweise zogen sie den Kreis um die Werwölfin und den Holzfäller enger.
    Nun war die Entscheidung gekommen. Die Sekundenzeiger der Uhren näherten sich der Geisterstunde. Jetzt triumphierte die Hölle.
    Die Werwölfe blieben stehen. Sie hatten den Kreis so eng gezogen, daß Ben Strom keine Möglichkeit mehr blieb, zu entkommen. Er hatte sich entschieden und sollte nun den Preis zahlen. Er war das dreizehnte Opfer, das Vivian Delano brauchte, um von dem grausamen Fluch erlöst zu werden. Die Wölfin fletschte die Zähne. Und dann drang Vivian Delanos Stimme aus dem gräßlichen Körper. »Willst du mich immer noch, Ben Strom?«
    Der Holzfäller hatte sich aufgerichtet. Sein Blick fieberte. »Ja!« rief er. »Dann komm!«
    ***
    »Halt!« Wie das Grollen eines Donners hallte John Sinclairs Stimme über die Lichtung.
    Der Oberinspektor stürmte vor, durchbrach mit zwei wuchtigen Stößen den Kreis der Bestien. Und dann stand er vor Vivian Delano.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung riß er ihr Ben Strom aus den Pranken.
    John wußte, daß er hier einer Überzahl von Gegnern gegenüberstand. Ein Befehl nur von der Wölfin, und sie würden ihn zerfleischen.
    Deshalb mußte er die Initiative an sich reißen und das Schlimmste verhindern.
    »Du Narr!« schrie die Wölfin. »Du hirnverbrannter Narr! Glaubst du im Ernst, gegen mich ankämpfen zu können? Dieses lächerliche Spielzeug in deiner Hand wird dir nichts nützen! Gar nichts!«
    »Dieses lächerliche Spielzeug ist mit geweihten Silberkugeln geladen«, sagte John.
    Die Wölfin zuckte zusammen. John spürte, daß sie seine Worte getroffen hatten. Ihr Blick – vorhin noch siegessicher – wurde ängstlich.
    »Du bluffst, John Sinclair!« rief sie.
    »Nein«, erwiderte John. »Ich bin nicht zufällig hier. Und du bist auch nicht die erste Höllenkreatur, die mir über den Weg läuft. Man nennt mich den Geisterjäger, und ich werde auch diesmal meine Pflicht erfüllen.«
    Da griff die Wölfin zum letzten Mittel. Sie wollte ihre Helfer einsetzen. »Packt ihn!« brüllte sie. »Bringt ihn um…«
    John feuerte. Zweimal.
    Die peitschenden Echos übertönten die Worte der Wölfin. Beide Kugeln hatten getroffen.
    Mit einem gellenden Schrei brach Vivian Delano zusammen. Das Fell, vor wenigen Sekunden noch dicht und fest, schrumpfte zusammen. Ein nackter Frauenkörper kam zum Vorschein.
    John Sinclair wirbelte herum. Noch waren die anderen da.
    Doch das makabre Spiel war schon beendet.
    Nach dem Tod der Werwölfin hatten auch die anderen Bestien wieder ihre normale Gestalt angenommen.
    John Sinclair sah in ratlose Gesichter, in denen sich Angst, Hilflosigkeit und Grauen spiegelte.
    Die Männer sahen an sich hinab. Ihre Kleidung war zum Teil aufgeplatzt, die Nähte gerissen.
    John Sinclair warf noch einen letzten Blick auf die tote Vivian Delano. Er bückte sich und schloß ihre Augen. »Jetzt hast du deinen Frieden«, sagte er.
    Und dann gab er einige Erklärungen ab. Er war gerade damit fertig, als Pfarrer Harker die Lichtung betrat.
    Der Pfarrer brauchte Sekunden, um zu begreifen. Doch dann begannen seine Augen zu leuchten.
    »Der Fluch ist getilgt, das Böse ist besiegt. Hawick kann wieder aufatmen.«
    Man brauchte kein Spezialist zu sein, um zu erkennen, daß in der Stimme des Pfarrers der Glaube an das Gute in dieser Welt wie eine Fanfare
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