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GK0074 - Die Insel der Skelette

GK0074 - Die Insel der Skelette

Titel: GK0074 - Die Insel der Skelette
Autoren: Jason Dark
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gefragt.
    »Warum? Nein!« schnappte Paul Cassidy.
    »Sie halten sie immer auf dem Rücken.«
    »Ach so!« Cassidy lachte unecht. »Eine alte Angewohnheit von mir. Noch aus den Kriegszeiten.«
    »Ah, Sie waren Offizier?«
    »Ja, bei der Luftwaffe.«
    Paul Cassidy war froh, daß das Gespräch in eine andere Richtung gelenkt worden war.
    Etwa dreißig Minuten vergingen. Paul Cassidy hielt seine rechte Hand jetzt immer in der Hosentasche. Er hatte sich wieder gefangen und war ein blendender Erzähler. Das Ziehen auf seinem Handrücken beachtete er nicht.
    Bis er zufällig die Hand aus der Tasche zog.
    Paul Cassidy dachte, ihn träfe der Schlag.
    Auf dem gesamten Handrücken war die Haut weggeplatzt. Die blanken Knochen lagen vor ihm. Selbst das Fleisch war nicht mehr vorhanden.
    Paul Cassidy hatte Mühe, einen Schrei zu unterdrücken. Mit einer hastig gemurmelten Entschuldigung ließ er seine Gesprächspartner stehen und suchte einen der Waschräume auf.
    Der Waschraum war luxuriös eingerichtet. An den Wänden befanden sich kostbare Kacheln, und auf dem Boden lag ein dicker Teppich. Natürlich besaßen die Becken vergoldete Hähne, das war ja bei einer gewissen Schicht heute so üblich.
    Doch Paul Cassidy hatte für diese Dinge keinen Blick. Er taumelte zu einem Waschbecken und stützte sich schwer auf. Seine Augen starrten die rechte Hand an.
    Sie hatte nichts Menschliches mehr an sich, war zu einer Totenklaue geworden.
    Langsam zog Paul Cassidy mit der Linken den Ärmel seines Jacketts hoch.
    Dann öffnete er den Manschettenknopf und krempelte den Hemdsärmel um.
    Der Knochenfraß war schon bis zum Ellenbogen vorgedrungen.
    »Ich werde wahnsinnig«, flüsterte Paul Cassidy. »Ich – ich… Das gibt es nicht. Verdammt, das gibt es nicht!«
    Der Fabrikant begann zu schreien und endete in einem Schluchzen.
    Wie im Fieber schlugen seine Zähne aufeinander. Langsam hob er den Kopf und blickte in den über dem Waschbecken hängenden Spiegel.
    Das Grauen traf ihn wie ein Vorschlaghammer.
    Sein Gesicht – es war ebenfalls von dem Knochenfraß betroffen. Über den Augen, am unteren Ende der Stirn war die Haut weggeplatzt. Knochensplitter lugten hervor.
    Und jetzt erst fiel Paul Cassidy die Szene in dem kleinen Pavillon wieder ein. Klar und deutlich erinnerte er sich an die Worte des Skeletts.
    »In kurzer Zeit werdet ihr genauso sein wie ich. Das ist der Preis für die Unsterblichkeit.«
    Paul Cassidy hatte diesen Preis gezahlt.
    Behutsam fuhr er sich mit der linken Hand über das Gesicht, erreichte die Stelle, an der die Haut abgeblättert war, und könnte feststellen, daß er sich die Haut einfach vom Gesicht ziehen konnte.
    Wie Pergament.
    Bis zu dem Mundwinkel lagen von seiner rechten Augenbraue aus die blanken Knochen vor ihm.
    Es war ein gräßliches Bild.
    Seltsamerweise erschrak Paul Cassidy nicht mehr vor seinem eigenen Anblick. Ein anderes Gefühl machte sich in ihm breit.
    Der Haß!
    Haß auf all die, die anders aussahen als er.
    Immer stärker wurde das Gefühl. Und mit jeder Minute platzte mehr Fleisch von seinen Knochen.
    Nur noch die untere Gesichtshälfte war so wie früher.
    Paul Cassidys Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. Aus leeren Augenhöhlen starrte er auf seine linke Hand, die ebenfalls schon die Knochenfinger besaß.
    Paul Cassidy würde auf einmal bewußt, daß er keine Augen mehr hatte, aber trotzdem sehen konnte.
    Welche höllischen Kräfte mußten hier ihre Hände im Spiel haben.
    Der Fabrikant wandte sich um. Mit steifen Bewegungen stakste er zur Tür.
    Heftig zog er sie auf.
    Im gleichen Augenblick sah ihn ein Diener.
    Der Mann, der ein volles Tablett in der Rechten trug, riß den Mund zu einem Schrei auf. Das Tablett rutschte ihm aus der Hand. Die Gläser klatschten auf den Teppich.
    Paul Cassidy handelte rein automatisch.
    Ehe der Mann den Schrei ausstoßen konnte, war er bei ihm und umklammerte mit seinen Knochenfingern den Hals des Dieners.
    Töte ihn! schrie eine Stimme in seinem Innern. Töte ihn!
    »Ja!« keuchte Paul Cassidy und drückte noch fester zu…
    ***
    Die ungeheure Kraft des Skeletts erstickte den Widerstand des Obers schon im Keim.
    Die Augen des Livrierten quollen aus den Höhlen, das Gesicht verzerrte sich zu unsagbarer Qual.
    Paul Cassidy spürte, daß es ihm Spaß machte, sein Opfer langsam zu töten.
    Aus dem Mund des Dieners drang nur noch ein schwaches Röcheln. Sekunden höchstens, dann war es aus mit ihm.
    In diesem Augenblick fuhr der gellende Schrei
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