Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang
Autoren: Andreas Geist
Vom Netzwerk:
ihn um seine Gelassenheit, denn er hatte eher ein Gefühl wie nach zu viel Kaffee. Er hatte Magenschmerzen vor Aufregung und seine Hände waren feucht. Silvia drehte sich zu ihnen um und nickte.
    „Es geht los. Sobald wir den Wagen verlassen haben, wird jede unnötige Unterhaltung eingestellt. Wir werden uns mit Handzeichen verständigen, und Christopher führt uns mit seinem GPS-Empfänger exakt zu dem Ort, an dem wir graben werden“.
    „Der GPS-Empfänger wird nicht mehr funktionieren, sobald wir die Kirche betreten“, wandte Christopher ein.
    „Richtig“, bemerkte Silvia, „ich habe hier ein Bild, das ich bei Google Earth ausgedruckt habe. Das Fadenkreuz auf dem Kirchendach entspricht genau den Koordinaten auf der goldenen Kalenderscheibe. Ich habe die Abstände zu den vier Ecken abgemessen und auf diesen Plan des Kircheninneren übertragen. Es ergibt sich ein Grabungsfeld von ungefähr sieben mal sieben Metern. Das ist zu ungenau, deshalb haben wir vier Verstärker, die das GPS-Signal an den kleinen Fenstern einfangen und dann in die Kirche abstrahlen, sodass die Ortung mit der Uhr dennoch funktioniert“.
    Sie zeigte Christopher die vier kleinen, unscheinbaren, schwarzen Kästchen, die sie aus dem Handschuhfach zauberte. „Max wird sie auf den Fenstersimsen im Inneren der Kirche positionieren, bis wir ein Signal auf einen halben Meter Genauigkeit haben. Die GPS-Uhr, die das Beste ist, was es gerade auf dem Markt gibt, nutzt sowohl die Signale des alten Global Positioning Systems wie auch der Galileo Satelliten, sodass wir im günstigsten Fall eine Ortung im Zentimeterbereich realisieren können“.
    „Hoffentlich war die Vision von Quetzalcoatl genau genug“, spottete Christopher und erntete damit einen scharfen Blick von Silvia.
    „Die Uhr ist bereits auf die Koordinaten eingestellt und piepst, sobald Christopher die exakte Position erreicht hat“, fuhr Silvia fort. „Mit dem Bodenradar können wir Gegenstände in der Erde bis auf wenige Zentimeter orten, aber da es vermutlich von Sandsteinbrocken nur so wimmelt, wird die Auswertung eines Bildes eher was für Spezialisten. Wir haben es dabei, doch ich hoffe, dass wir es nicht brauchen werden“. Da es keine weiteren Einwände oder Fragen gab, öffnete einer der Männer ohne Namen die Schiebetüre des Transporters, und sie sprangen auf das Kopfsteinpflaster des Platzes. Jeder überprüfte nochmal seine Ausrüstung, und dann gingen sie einzeln das kurze Stück zum Hauptportal der Kirche.
    Max bewies erneut seine Virtuosität im Umgang mit den selbst gefertigten Dietrichen, sodass sie nach wenigen Minuten, die sie gemeinsam im Schatten des alten Sandsteingemäuers ausgeharrt hatten, lautlos in die Kirche schlüpfen konnten. Max verriegelte die Türe von innen, dann setzten sie die Infrarotlampen auf und knipsten sie an.
    Es war kein Licht im sichtbaren Bereich des Spektrums zu sehen, doch als sie ihre Nachtsichtgeräte angeschaltet hatten, sahen sie, dass die Stirnlampen sehr wohl funktionierten. Auf dem Ständer für die Opferkerzen zuckten ein paar gelbe Flammen auf rußigen Dochten und verbreiteten erneut jenen Duft, den Christopher aus seiner Zeit als Ministrant nur zu gut kannte.
    Er schaute hin und bereute es sofort. Das Nachtsichtgerät verstärkte das Kerzenlicht um den Faktor tausend, sodass er das Gefühl hatte, in eine explodierende, grelle Mittagssonne zu blicken.
    Er stöhnte und Max fuhr ihn an: „Sie Idiot. Passen sie doch auf. Das gilt für Euch alle. Das grelle Licht ruiniert die empfindliche Elektronik“.
    „Ich habe mehr Angst um meine Augen“, brummte Christopher eingeschnappt. Max ging zu den Kerzen und drückte die kurzen Dochte mit dem Handschuh in das weiche Wachs. Nun war es vollkommen dunkel. Er hatte sich schon wieder abgewandt und rückte einen der Stühle, die neben den Kirchenbänken aufgestellt waren, unter die winzigen Fenster der romanischen Kirche. Er platzierte die kleinen Kästchen auf den abschüssigen Fenstersimsen, die durch die dicken Mauern gebildet wurden. Die Fenster lagen sehr hoch, sodass Max zwei Stühle übereinanderstellte und dann auf die aus der Wand ragenden Steinquader der Apostelleuchter stieg, um sie zu erreichen. Die Konstruktion war wenig stabil und Max, der aus reiner Muskelmasse bestand, war ein Koloss von mindestens hundertzwanzig Kilo.
    Christopher wunderte sich, weshalb niemand an eine Leiter gedacht hatte, doch andrerseits wäre eine Gruppe finsterer Gestalten mit einer Aluleiter mitten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher