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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang
Autoren: Andreas Geist
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in der Nacht etwas, an das man sich erinnern würde.
    Max hatte zur Verwunderung Christophers drei der vier Verstärker ohne Zwischenfall so in den Nischen zurechtgerückt, dass seine GPS-Uhr mit einem dicken Balken einen hervorragenden Empfang signalisierte. Am letzten Fenster passierte es. Max hatte das Kästchen gerade dicht vor das Fenster platziert, wobei er sich auf seine äußerste Länge streckte, da kippte auf dem Rückweg die Stuhlkonstruktion unter ihm weg. Er fluchte, doch er schaffte es irgendwie, sich mit den Händen am Sims festzuhalten. Er rutschte. Als er nur noch mit den Fingerkuppen an der abgerundeten Kante hing, blickte er nach unten, um seinen Absturz wenigstens so zu steuern, dass er sich nicht verletzte.
    In diesem Augenblick fiel er. Er prallte mit den Füßen auf die beiden kippenden Stühle, verlor den Halt, taumelte rückwärts und schlug mit dem Hinterkopf auf den harten Steinboden. Christopher war zuerst bei ihm. Er atmete, doch ein feines Rinnsal Blut lief aus seinem rechten Ohr, was nichts Gutes verhieß.
    „Wir müssen ihn sofort zum Arzt bringen“, rief Christopher den anderen zu.
    „Nicht so laut“, zischte Silvia. „Wir haben klare Instruktionen. Dieser Zwischenfall rechtfertigt keinesfalls den Abbruch der Aktion“.
    „Er hat einen Schädelbruch und stirbt vielleicht“, erwiderte Christopher empört, doch Silvia schien völlig unbeeindruckt.
    „Das war das Risiko, das er kannte. Wir werden nichts unternehmen, was unsere Operation gefährdet“.
    „Ach komm, es geht nur um ein archäologisches Artefakt. Außerdem ist das morgen auch noch da“, konterte Christopher, doch irgendwie fühlte er ein plötzliches Unbehagen in ihrer Nähe. Er erkannte in diesem Moment ihr wahres Wesen und wusste, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen gehen würde, und dass diese Option ihn selbst ebenso einschloss.

24.
     
    … doch ist das Wahre daran die veränderte Bewegung der die Erde umkreisenden Himmelskörper und die Vernichtung von allem, was auf der Erde befindlich ist, durch viele Feuer, welche nach dem Verlauf großer Zeiträume eintreten.
    (Platon, Timaios-Dialog)
     
    Das Weiße Haus hatte die beiden Observatorien in Puerto Rico und Hawaii besetzen lassen und sämtliche Ergebnisse der Beobachtungen des Schwarzen Loches unter strengste Geheimhaltung gestellt. Es wimmelte von Sicherheitsleuten und mit der Ruhe, die Steve Watson auf dem Mauna Kea so geliebt hatte, war es vorbei.
    Andauernd schaute ihm jemand über die Schulter, und er musste eine Scheckkarte mit sich führen, die von schweigsamen Bodybuildern in schicken Anzügen mit einem Laserscanner ausgelesen wurde, sobald er einen Raum betrat oder verließ, selbst wenn es nur die Toilette war.
    Sie könnten einen lückenlose Tagesablauf von ihm rekonstruieren und würden bemerken, dass er wenigsten einmal pro Stunde die uralte La Marzocco Espressomaschine aufsuchte, wodurch seine heimliche Affäre mit dem unwilligen kleinen Stahlungetüm enttarnt wäre.
    Er lächelte grimmig in sich hinein und war einerseits stolz, dass ihm so viel Aufmerksamkeit widerfuhr, andererseits machte ihm das, was er und Glenn Horn inzwischen herausgefunden hatten Angst. Die vermeintlich Wahnsinnigen, die die beiden Spiegel zerstörten, hatten erstaunlichen Weitblick an den Tag gelegt. Man konnte tatsächlich nichts tun, als sich in das Unvermeidliche zu fügen, und zu hoffen oder zu beten, dass das unsichtbare Ding in ausreichend großem Abstand das Sonnensystem passieren und auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe des Alls verschwinden würde, um vielleicht irgendwann, irgendwo einer anderen intelligenten Zivilisation auf die Nerven zu gehen.
    Sowohl Glenn als auch Steve konnten bestätigen, dass sich das Schwarze Loch mit einer enormen Geschwindigkeit auf die Erde zu bewegte. Von einer Kollision wollte niemand sprechen, doch dazu musste es nicht einmal kommen. Sollte diese gigantische Masse nahe genug an der Erde vorbeifliegen, so könnte sie die Mondbahn verändern, was unmittelbare Auswirkung auf die Stabilität der Erdachse und damit auf das Klima hätte.
    Daneben würde die globale Erwärmung aussehen wie die Wirkung eines Tauchsieders auf den Pazifischen Ozean.
    Auch Änderungen der anderen Planetenbahnen hätten katastrophale Folgen bis hin zu einer Kollision mit einem der Nachbarn. Welche unvorstellbaren Brocken das Monster mit ins Schlepptau nähme beim Passieren des Kuipergürtels konnte man sich beim besten Willen nicht ausmalen,
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