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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn
Autoren: N. Singh
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eisig, im Gegensatz zu der Hitze der anderen. Zu ihrem Entsetzen musste Elena feststellen, dass Raphael recht gehabt hatte, der älteste Erzengel war möglicherweise wahrhaftig unsterblich geworden, hatte den Tod hinter sich gelassen. Da begegnete sie Adrians Blick.
    Feuchte, dunkle Augen schauten sie geduldig an … unendlicher Schmerz lag darin. Er wusste es jetzt, wusste, was er war. Doch trotz allem spürte sie seine Ergebenheit, es tat Elena in der Seele weh. Adrian trat hinter Lijuan, strich ihr das Haar aus dem Nacken. Der Erzengel schien es nicht zu bemerken, vielleicht war er als ihre Schöpfung so sehr Teil von ihr, dass sie seine Nähe einfach hinnahm.
    Als Adrian seinen Kopf neigte und seine Lippen auf Lijuans Hals drückte, hielt Elena es einfach für eine makabere Geste, einen Kuss zu Ehren der Göttin. Dann aber sah sie eine einzelne Träne auf seiner mitternachtsfarbenen Haut glitzern – er liebt sie, dachte Elena voller Mitleid, aber gefangen in der Stummheit, ihrem Geschenk an ihn, sah er auch die Gräuel in ihr. Noch bevor die Träne sein Kinn erreicht hatte, fing Lijuan an zu bluten. Zwei dünne rote Rinnsale schlängelten sich ihren Hals hinab, wurden von dem durchsichtigen Stoff ihres Kleides aufgesogen.
    Lijuan geriet ins Taumeln. »Adrian?« Vor lauter Verblüffung klang sie fast menschlich. »Was machst du denn da?«
    »Er tötet dich«, sagte Raphael. »Du hast deinen eigenen Tod erschaffen.«
    Sie versetzte Adrian einen solchen Stoß, dass er gegen Favashi stieß und sie mit zu Boden riss. Der persische Engel war Sekunden später schon wieder auf den Beinen, aber der Wiedergeborene blieb leblos liegen.
    »Ich bin der Tod«, sagte Lijuan, und obwohl ihr das Blut nach wie vor in das Kleid rann, war ihre Stimme schon wieder kräftig. »Ihr habt kein Recht, hier in diesem Land zu sein. Wenn ihr es sofort verlasst, werde ich euch verschonen.«
    Elias schüttelte den Kopf. »Deine Wiedergeborenen sind ansteckend.«
    Elena folgte seinem Blick, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie sah, dass die Frau, die Adrian umgebracht hatte, aufzustehen versuchte. Ihre Finger scharrten über die Pflastersteine, während ihr die Leute ringsum ungläubig zusahen.
    Um Gottes willen.
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    »Ich werde nicht zulassen, dass sich die Seuche auch über meine Länder ausbreitet.« Neha, Lijuans unmittelbare Nachbarin, trat als Letzte in den Kreis, endlich hatte ihr Zorn ein Ventil gefunden.
    Lijuan machte eine rasche Bewegung mit der Hand, und ohne Ausnahme begannen alle Erzengel aus Schnitten an Gesicht und Brust zu bluten. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Welt nur noch einen Erzengel hat.«
    Elena fragte sich, ob die anderen Engel bemerkten, dass auch Lijuan nach wie vor blutete. Und dass ihr Blut sich langsam dunkel, fast schwarz färbte. Elenas Blick wanderte zu Adrians leblosem Körper hinüber. Einen Vampir schuf man, indem man ihn mit dem Gift eines Engels vollpumpte. Wenn alles seinen gewohnten Gang ging, dann wandelte das Gift den Menschen in einen Vampir, und dadurch wurde das Gift für Engel und Vampir gleichermaßen ungefährlich. Aber – Was geschah mit dem Gift, wenn ein Vampir von den Toten erweckt wurde? Wenn er ein Wiedergeborener war?
    Raphael streifte sie mit dem Flügel. Anscheinend wurde das Gift selbst auch wiedergeboren. Und damit noch stärker, tödlicher.
    Wird es sie töten?
    Nein. Aber es wird es einfacher machen, sie zu besiegen. Sanft berührte er ihren Geist. Du würdest diesen Kampf nicht überleben. Zieh dich aus der vordersten Front zurück und nimm die anderen mit.
    Elena stockte das Herz. Wenn du stirbst, dann zwinge ich sie, dich von den Toten zurückzuholen.
    Das würdest du mir nicht antun, Elena. Eine frische Meeresbrise durchflutete ihre Sinne. Außerdem habe ich nicht die Absicht zu sterben – wir haben noch nicht im Himmel getanzt.
    Dann war er aus ihrem Kopf verschwunden. Sie unterdrückte ihre Angst und ihren Schmerz und wandte sich Aodhan zu, um Raphaels Wunsch zu entsprechen. Zusammen mit Jason und überraschenderweise auch Nazarach und Dahariel gelang es ihnen, die Höflinge mit Feuer in die Flucht zu schlagen. Nur die Wiedergeborenen blieben zurück.
    »Tötet die Wiedergeborenen«, befahl Elena, ihr Mitgefühl hatte sie in der hintersten Ecke begraben. »Wenn Lijuan sie erst einmal ruft …«
    »Lijuan könnte Raphael und den übrigen Kader ausschalten.« Jason blickte auf die Pistole in Elenas Hand. »Köpfen geht am schnellsten.« Und er zog
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