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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn
Autoren: N. Singh
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ganz besonders zum Leuchten. Er war überirdische Schönheit und kriegerischer Herrscher in einem, jemand, der sich nicht scheuen würde, Blut zu vergießen.
    »Mit ihrer Anwesenheit habe ich eigentlich nicht gerechnet.«
    Als Elena seinem Blick folgte, erkannte sie Neha, die einen schmucklosen weißen Sari trug und ihr Haar zu einem strengen Knoten geschlungen hatte. Hasserfüllt bohrte sich der Blick ihrer dunklen Augen in Michaela.
    Michaela schien das nicht zu kümmern, ein knöchellanges Kleid in den Farben der untergehenden Sonne umschmeichelte ihren Körper. Sie hatte sich bei Dahariel untergehakt, auf dessen Gesicht sich noch nicht einmal der Anflug eines Lächelns zeigte. Er wirkte unbeteiligt wie ein Raubvogel, an den nur noch die Flügel erinnerten. Doch gab es keinen Zweifel, dass zwischen den beiden eine sexuelle Spannung herrschte.
    Elena wandte die Augen ab, und ihr Blick kreuzte sich mit dem Nehas, die gerade in diesem Augenblick zu ihr und Raphael herüberschaute. Elena erstarrte. Neha war eine eiskalte Kreatur ohne Seele und Gefühle, älter als das ganze Menschengeschlecht. Elena gefror das Blut in den Adern, als sie sich ihnen, entgegen ihrer sonstigen Grazie, mit unbeholfenen Schritten näherte.
    Flügel raschelten, Aodhan und Jason tauchten aus dem Dunkel auf, flankierten sie.
    Neha sah niemanden außer Raphael. »Ich vergebe dir, Raphael«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Anoushka hat unser wichtigstes Gesetz gebrochen. Dafür musste sie sterben.«
    Schweigend sah Raphael zu, wie Neha sich umdrehte und sich ohne ein weiteres Wort zu einer Gruppe von Vampiren begab, deren dunkle Augen und Haut von einem uralten heißen Land und gefährlicher Hinterlist und Gewalt kündeten, gleich den Tigern, die die Wälder dieses Landes durchstreiften.
    »Was sollte das bedeuten?«, fragte Elena und nahm die Hand wieder von der Pistole.
    »Alles und nichts.« Neha wird sich wie ein Erzengel verhalten, aber der Hass vergiftet ihre Seele.
    Elena hatte gar nicht gemerkt, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Nun ließ sie die Luft erleichtert wieder entweichen und ihre Blicke zu den Treppenstufen schweifen, die ganz offensichtlich zu einem Thron hinaufführten. Lijuan saß auf einem kunstvoll geschnitzten Stuhl aus Elfenbein. Neben ihr standen drei Männer: Xi mit seinen rot gemusterten Flügeln auf grauem Grund, ein chinesischer Vampir mit glattem Gesicht und der Wiedergeborene, der Elena und Raphael am ersten Abend den Tee serviert hatte. Doch nun war er nicht mehr der Einzige seiner Art.
    Um die Menge herum standen sie, eine stumme Armee, die mit ihren Augen alle Bewegungen der Anwesenden verfolgte. Ein seltsamer Glanz lag in ihrem Blick, ein Hunger, der Elenas Instinkte in Alarmbereitschaft versetzte. Fleisch, dachte sie, und rief sich noch einmal den Bericht ins Gedächtnis zurück, den sie in Jessamys sonnigem Klassenraum gelesen hatte: Sie ernährten sich von Fleisch. »Ihre Wiedergeborenen umzingeln uns«, sagte sie und wunderte sich, dass die anderen Gäste die Verwesung und den Moder geschändeter Gräber nicht riechen konnten.
    Raphael nahm seine Augen keinen Moment von Lijuan, doch seine Worte verrieten ihr, dass ihm trotzdem nichts entging. »Ein Engel ohne Flügel ist ein Krüppel, eine leichte Beute.«
    Elena atmete tief durch, Bilder von dem wilden Garten in der Abendsonne drängten sich in ihren Geist, verschwommen sah sie Illiums Schwert vor Augen, das Michaelas Wachen die Flügel amputierte. Instinktiv zog sie ihre eigenen Flügel noch enger an den Körper, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Thron zuwandte.
    Um festzustellen, dass Lijuan sie jetzt direkt ansah.
    Selbst noch aus dieser Entfernung spürte Elena das Bezwingende ihres Blicks. Und es überraschte sie nicht im Mindesten, dass die gesamte Gesellschaft verstummte, als Lijuan sich erhob.
    »Heute Abend«, sagte Lijuan, und ihre Stimme übertrug sich mühelos mittels unheimlicher, warmer Luftströme, »feiern wir den Beginn einer neuen Ära, die Erschaffung eines Engels.«
    Die Köpfe der Anwesenden folgten Lijuans Blick, bis Elena ihre Aufmerksamkeit spürte. Neugier, Argwohn, Böswilligkeit schlugen ihr entgegen. Und … Die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf. Das Böse. Es strich über sie hinweg, ein vergifteter Kuss, den sie bis zum letzten Atemzug bekämpfen wollte. Aber sie blieb unbewegt, still. Sollten sie doch ruhig glauben, sie merke nichts, sei nicht vorbereitet.
    »Elena«, fuhr Lijuan fort und
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