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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn
Autoren: N. Singh
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wie fliehende Engel immer höher stiegen. Doch Jason und Aodhan blieben stoisch an ihrer Seite, obwohl sie so schwach und so langsam war.
    Feuer leckte ihr am Hals. Das Flammenmeer war direkt hinter ihnen. »Runter!«, schrie sie. »Runter!«
    Die Welle überholte sie mit tonnenschwerer Wucht, zerquetschte ihnen die Flügel und schmetterte sie mit ihrer ganzen Gewalt auf den Boden.
    Lijuan umzubringen war unmöglich, das war Raphael schon gleich nach ihrer ersten Angriffswelle klar gewesen. Sie hatte Leben und Tod miteinander vereint, ihr gelang der Spagat zwischen den Welten.
    Immer noch lief ihr das Blut den Hals hinunter, schwarz und zähflüssig, doch ihre Macht wuchs unaufhörlich. Ihre Flügel leuchteten im Widerschein des blendenden Lichts, bis sie ganz in ihm aufgegangen waren. Der Kader hielt mit ihrem Machtzuwachs mit, zügelte aber dennoch die Lichtwelle, die die Welt zerstören konnte. Schon jetzt hatten vermutlich Tausende den Tod gefunden. Wenn der Kader jetzt aufgab und Lijuan ihre Wut mit ungeminderter Kraft entlud, würde die Zahl der Todesopfer immer weiter wachsen.
    Doch nicht aus diesem Grund kämpften Raphaels Mitstreiter. Menschenleben bedeuteten den meisten von ihnen wenig. Sie kämpften um ihr eigenes Leben und weil Lijuan einen Fehler gemacht hatte. Noch immer spürte Raphael ihren Schock, als Adrian den unglückseligen Vampir, der so gebannt von Lijuan war, in Stücke gerissen hatte. Das Blut und der Tod waren nichts Neues. Aber die Macht, die sie als Alleinherrscherin über ihre Wiedergeborenen hatte, und mit welcher Leichtigkeit diese die Vampire niedergemetzelt hatten … kein Erzengel wollte einer solchen Armee gegenübertreten. Und dass diese Armee eine Seuche war, die sie eines Tages alle ausrotten würde – all dies hatte sie in ihrem Entschluss bestärkt, gemeinsam den Kampf gegen Lijuan aufzunehmen.
    Man kann mich nicht aufhalten. Niemand wird mich aufhalten.
    Lijuans klare, von keinem Irrsinn getrübte Stimme hallte in ihren Köpfen wider, und das war noch viel verstörender, als Urams Grausamkeiten es damals in New York gewesen waren. Beijin stand in Flammen. Und irgendwo unter den Trümmern lag Elena. Verzweifelt kämpfte Raphael gegen den Wunsch an, sie zu suchen. Doch er musste die Stellung halten. Denn seine Kriegerin mit dem allzu menschlichen Herzen würde nichts anderes von ihm erwarten.
    Wieder und wieder wirkten ungeheure Kräfte auf ihn ein, bis schließlich eine Sehne in seinem linken Flügel nachgab. Nur Favashi, die noch jünger als er war, zeigte ähnliche Ermüdungserscheinungen.
    »Dann wird sie dich töten. Sie wird dich sterblich machen.«
    Raphael war schwächer, als er eigentlich hätte sein sollen, gleichzeitig aber auch stärker. Aus Lijuans Gesicht war jede Menschlichkeit gewichen, nur noch namenlose Dunkelheit stand in ihm. »Jetzt«, sagte Raphael zu den sie umringenden Erzengeln, Lijuan selbst hörte schon längst nichts mehr. Jetzt!
    Wogen der Macht konzentrierten sich auf ein einziges Ziel. Lijuan krümmte sich unter dieser Macht, und einen kurzen Augenblick lang war der Himmel taghell erleuchtet. Als die Nacht zurückkehrte, war Zhou Lijuan verschwunden, die Verbotene Stadt nur noch ein schwarzer Krater, Beijin lediglich eine Erinnerung in den Köpfen sterblicher und unsterblicher Seelen.
    Und die Qualen der Sterbenden wurden nur noch von der Stille des Todes übertönt.
    Begraben unter den Flügeln seiner beiden Sieben fand er sie. Jason und Aodhan waren bewusstlos, ihre Beine unnatürlich verdreht. Aber solche Verletzungen waren für Unsterbliche ihres Alters nicht weiter schlimm. Sie würden schon durchkommen. Elena aber war wesentlich jünger.
    Allerdings hatte sie die Zähigkeit einer geborenen Jägerin.
    Raphael spürte ihren beharrlichen Überlebenswillen, als er ihren geschundenen Körper schließlich ganz vor sich sah. Ihre Hände waren aufgerissen, im Gesicht hatte sie Prellungen, aber der Rest ihres Körpers … Als er sie mit den Händen abtastete, konnte er nur ein paar gebrochene Knochen feststellen. Unbedeutend. Selbst für einen solch jungen Engel. Eigentlich hätte er sie weiterschlafen lassen sollen, aber er konnte die Stille nicht ertragen.
    Elena.
    Ihre Lider flatterten.
    Da er seine Kräfte im Kampf gegen Lijuan fast ganz aufgebraucht hatte, konnte er ihre Heilung nicht beschleunigen. Es würde einige Zeit dauern, bis sie sich ganz erholt hatte.
    Meine Jägerin.
    Aus blassen silbernen Augen sah sie ihn an.
    Und während er sie an
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