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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Spritze mit Reinstetters hepatitisinfiziertem Blut in den Hals
rammen. »Sie haben mich … benutzt. Und ich hätte doch alles für Sie getan.
Warum haben Sie mich nicht eingeweiht?«
    Auch diesen Ausbruch quittierte der Chefarzt mit einer stoischen
Miene und dem Satz: »Meine Herren – haben Sie Beweise für diese
Schauergeschichten?« Er ärgerte sich, dass sein weiterer Plan nicht mehr zum
Tragen gekommen war: Riesle auf verstecktem Weg eine Kopie der Klage seines Hauses
gegen die Ausbaupläne der Fernblickklinik zukommen zu lassen. Das hätte den
Verdacht gegen Walger verstärkt, der Tannenklinik Böses zu wollen.
    Schon dieser Hilbert war Winterhalter unsympathisch gewesen. Bei
Krieg musste sich der Beamte jetzt aber so richtig beherrschen. Er suchte nach
einem Schimpfwort, das deftig, aber nicht justiziabel war. Letztlich hatte er
sich aber doch im Griff und fragte nur: »Wie hän Sie denn des mit dem Gift
genau g’macht?«
    Doch aus diesem Weißkittel war nichts herauszubringen. Es würde ein
Indizienprozess werden. Aber die Schlinge würde sich zuziehen, dieses arrogante
Getue dem Professor schon noch vergehen, glaubte Winterhalter. Er würde gleich
einen Durchsuchungsbeschluss beim Staatsanwalt anleiern und die Klinik auf den
Kopf stellen …
    »Ein hochwohlgeborener Chefarzt hat doch überall Zugriff und die
Möglichkeit, etwas Gift in die Küche oder die Vorratskammer einzuschleusen«,
vermutete Reinstetter. »Und meinen Bruder hat er vermutlich bei einer spontanen
Visite während des Essens in seinem Zimmer umgebracht … Wahrscheinlich hat er
ihn abgelenkt und ihm dann persönlich die Überdosis in die Mahlzeit getan.«
    »Erledigt!«, schaltete sich Hummel noch einmal ein. »Sie haben Erledigt!!! auf den Brief des Organtransplantationszentrums
geschrieben. Jetzt bekommt das eine ganz neue Bedeutung! Nicht nur hatte sich
die geplante Transplantation mit Ihrer Tat erledigt: Sie hatten damit auch die
beiden Reinstetters sozusagen erledigt. Liquidiert!«
    Der Chefarzt betrachtete ihn scheinbar völlig ungerührt.
    »Eine wichtige Frage habe ich noch«, meinte Hummel weiter. »Wer von
Ihnen beiden hat denn nun eigentlich mich erpresst?«
    Krieg schwieg weiter, Reinstetter zuckte die Schultern – und Riesle?
    Der fotografierte eifrig den in Handschellen dasitzenden Krieg, was
dieser wiederum äußerlich gefasst, aber offenbar nun doch etwas aufgebracht
kommentierte: »Falls eines dieser Fotos in der Zeitung erscheint, werde ich Sie
verklagen müssen. Sie befinden sich hier auf dem Territorium meiner Klinik.«
    Riesle fotografierte weiter, als habe er nichts gehört.
    »Für Ihren ersten Artikel werden Sie ohnehin noch Probleme
bekommen«, prognostizierte Krieg, der trotz allem in Tonfall und Wortwahl
völlig sachlich blieb.
    Da öffnete sich erneut die Tür zum Chefarztbüro, und Thomsen stürmte
herein. »Das wird Folgen haben!«, polterte er in Richtung Winterhalter. »Sie
sind ohne mich losgefahren und haben eigenmächtig gehandelt.«
    »Sie waret halt wieder mol nit auffindbar!«
    »Ich war bei den Einbruchskollegen«, erläuterte Thomsen, was
Winterhalter mit einem leisen Stöhnen kommentierte. Selbst die beiden
Uniformierten schauten sich an – offenbar kannten sie die Geschichte auch
schon.
    »Doch jetzt zu diesem Fall«, riss Thomsen das Heft wieder an sich.
»Herr Hummel – ich habe hier einen Durchsuchungsbeschluss für Ihr Zimmer in
dieser Klinik. Es besteht der begründete Verdacht, dass Sie der Polizei
wertvolle Hinweise vorenthalten.«
    Hummel schaute Riesle an, dem schwante, dass das die Folge seines
versuchten Tauschgeschäftes zwischen ihm und seinem Nachbarn Thomsen war.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, dem Kommissar dabei von dem
brisanten Dokument mit der geplanten Organtransplantation zu erzählen.
    »Chef«, sagte nun Winterhalter. »Lasset Sie’s gut sei – der Fall
isch ebe geklärt worde.«
    »Diese Geschichte hier darf ich aber exklusiv verwerten«, brachte
sich Riesle in Erinnerung.
    Thomsen brauchte einige Sekunden, um zu verdauen, dass er wirklich
zu spät gekommen war. Dann drehte er sich ganz langsam zu Riesle um. »Sie
werden vor allem eine zweite Geschichte exklusiv verwerten dürfen: Journalist
bricht bei Kriminalhauptkommissar ein – Fingerabdrücke entlarven den Täter!«
    »Das heißt?«, wagte sich Hummel vor.
    »Übereinstimmung!«, triumphierte Thomsen. »Ihr Freund war in meiner
Wohnung! Und das wird Folgen haben. Er war sich seiner Sache
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