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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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die Nase zu.
    »Ich mache euch einen Vorschlag«, fuhr Justus fort, während er die entzündete Stelle vorsichtig mit der weißen Creme betupfte und dann einrieb. »Wir trennen uns. Ihr schaut euch um und ich pflege mich. In einer Stunde treffen wir uns hier wieder.«
    Bob und Peter ließen sich das nicht zweimal sagen. Bei solchen Streifzügen, wie sie sie jetzt vorhatten, war Justus doch immer nur ein Bremsklotz.
    Dass Justus sich nicht wohlfühlte, war nur ein Teil der Wahrheit. Er vergewisserte sich, dass niemand in den Büros war und mithören konnte. Dann ging er zu dem öffentlichen Telefon, das an der Wand hing. Kaum eine Viertelstunde später war er fertig und ging vor das Bürogebäude.
    »Jetzt nehmen die Dinge ihren Lauf«, sagte er laut zu sich selbst. Er blinzelte in die Sonne, die wieder wie ein Feuerball am Himmel stand. Auf einer verwitterten Holzbank, im Schatten eines riesigen Oleanders, machte er sich’s bequem.
    Leise begann er zu singen: »There’s a lady who’s sure …«

Ein Bluff ist erfolgreich
    Nach weit über einer Stunde wurde Justus von der Hitze wach. Die Bank, auf der er so selig geschlafen hatte, war aus dem Schatten des Oleanders herausgetreten. Von Peter und Bob war nichts zu sehen.
    Justus wartete noch drei Minuten, dann raffte er sich auf. Er ging hinüber ins Bürogebäude, und während er eintrat, sah er aus den Augenwinkeln die beiden Freunde in einiger Entfernung im Laufschritt auftauchen. Dass ihr jetzt den Anfang vom Ende nicht mitbekommt, dachte er, ist die gerechte Strafe für euer Zuspätkommen.
    Etwas energischer, als er es wollte, klopfte er an die Tür mit der Aufschrift »Jaubert«. Ohne auf eine Reaktion zu warten, trat Justus ein.
    Mister Jaubert saß an seinem Schreibtisch und kramte in Unterlagen. Etwas irritiert, aber nicht unfreundlich sah er seinem Besucher entgegen. Dann erkannte er ihn wieder. »Du bist doch einer der Jungs von NTV?«
    Der Erste Detektiv nickte. »Ich habe einen Termin mit Mister Walton«, sagte er. »Sein Büro hat mir mitgeteilt, dass ich ihn hier treffen kann.«
    Jaubert schien nicht überrascht. »Stimmt, er sollte eigentlich schon da sein.« Er sah über seinen mit Papieren überfüllten Schreibtisch, auf dem sich Musik- und Videokassetten stapelten. »Würdest du draußen warten?«, fragte er liebenswürdig. »Wir haben gleich diese Stipendienverleihung, ich muss noch …«
    »Nein«, unterbrach ihn Justus bestimmt. »Ich muss mit Ihnen reden. Was wissen Sie von Alysia Hancock?«
    Der Erste Detektiv war auf die verschiedensten Reaktionen Jauberts vorbereitet: dass er ihn rauswarf, anschrie oder einfach abfahren ließ. Nicht gefasst war Justus auf die hilflose Geste des anderen, mit der er die Arme fallen ließ und jetzt auf seinem Stuhl mehr hing als saß.
    »Alysia«, flüsterte er.
    Im selben Moment klopfte es. Wieder kam ein Besucher, der nicht auf eine Reaktion wartete. Mit einem einzigen großen Schritt betrat Hendrik Walton das Zimmer. Justus erkannte ihn sofort an dem überdimensionalen Stetson.
    »Hallo«, rief er, »wie geht’s dir, alter Franzose? Etwas gestresst siehst du aus, aber das ist ja auch kein Wunder bei diesem –« Erst jetzt fiel sein Blick auf Justus. Er verstummte, als hätte er gerade ein Geheimnis verraten.
    »Hallo, Hendrik«, sagte Jaubert matt. Er war blass geworden und tupfte mit einem Seidentaschentuch den Schweiß von der Stirn. »Das ist der Junge, der einen Termin mit dir hat.«
    »Mit mir?« Walton sah Justus scharf an. »Ich habe gleich mit drei aufstrebenden jungen Künstlern einen Termin, und sonst mit niemandem.«
    »Oh doch.« Justus ging zur Tür und winkte Peter und Bob herein. Sie standen so nah, dass Justus sie im Verdacht hatte, gelauscht zu haben. Dafür sprach, dass Bob ihm beim Hereinkommen zuzwinkerte, als ob er über alles bestens im Bilde wäre.
    »Was soll das hier sein?«, begehrte Jaubert auf. »Ein allgemeiner Volksauflauf, oder was?« Aber sein Versuch eines Protestes wirkte reichlich kläglich.
    »Schön ruhig bleiben«, sagte Justus. »Außerdem sind wir noch nicht komplett.« Dann wandte er sich an Walton, der noch immer stumm dastand. »Ich heiße Justus Jonas, und das hier sind meine Freunde Peter Shaw und Bob Andrews. Die Namen sollten Sie sich merken, die werden nämlich Ihr Leben verändern. So wie der von«, er sprach den Namen besonders langsam und deutlich aus, »Alysia Hancock.«
    Für einen Augenblick schnappte Walton nach Luft. Dann polterte er los. Er schrie
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