Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
durch das Fenster ins Weite. Justus glaubte zu wissen, was in ihm vorging. Jaubert verstand sich selbst als Künstler, und am liebsten hätte er sich geohrfeigt, dass er sich in der Not mit einem Geldmenschen wie Walton eingelassen hatte. Jedenfalls war ihm dies alles offenbar fürchterlich peinlich.
    Der Geschäftsführer von Potter’s Playground wandte sich wieder der Runde in seinem Büro zu. Sein Rücken straffte sich etwas. Justus ahnte, dass ihr Gegenüber jetzt seinen letzten Trumpf ausspielen würde. »Einmal habe ich versucht dafür zu sorgen, dass das Ganze an die Öffentlichkeit kommt«, sagte Jaubert. Niemand erwiderte etwas und seine Worte hingen sonderbar in der Luft. Jaubert seufzte und setzte dann seine Selbstanklage fort, als ob er eingesehen hätte, dass auch diese kleine Entlastung ihn nicht mehr retten würde. »Aber dann habe ich Alysia Hancock im Stich gelassen.«
    »Du spinnst«, fauchte Walton verächtlich. »Du bringst uns um Millionen.«
    Der Franzose sah an ihm vorbei. »Und du hast mich seit Monaten um meinen Schlaf gebracht.«
    Wieder klopfte es. Hank steckte den Kopf zur Tür herein. »Was ist denn hier los?«, fragte er fröhlich. »Wir wären so weit, Mister Walton, Ihre Preisträger warten.«
    Ohne die Versammlung eines weiteren Blicks zu würdigen, stolzierte der Unternehmer hinaus.
    Justus baute sich vor Jauberts Schreibtisch auf. »Von Ihnen hatte Alysia ihre Informationen, stimmt’s?«
    Jaubert nickte. »Sie hat eine wirklich gute Geschichte geschrieben. Aber dann …« Er suchte nach den passenden Worten. »Als ich sie gelesen habe, schwarz auf weiß, hatte ich auf einmal keinen Mut mehr.«
    »Alysia ist wieder in der Stadt. Ich habe vorhin mit ihrem Bruder telefoniert.« Justus sah auf die Uhr. »Zurzeit besuchen sie René im Gefängnis.«
    »Ich fahre hin.« Jaubert stand entschlossen auf. »Gleich nach der Verleihung der Stipendien.« Er kramte wieder in seinen Unterlagen, klemmte sich eine Mappe unter den Arm und ging wortlos hinaus.
    Justus hielt noch immer die Erdprobe in der Hand.
    »Darf ich das mal sehen?«, brach Jean das Schweigen.
    Justus nickte. »Ist aber nicht weiter von Bedeutung«, sagte er und sah etwas beklommen auf Mrs Brown. Am Telefon hatte er ihr von vergifteter Erde berichtet. Jetzt musste er den Bluff zugeben. Joan Brown sah ihm die Notlüge nach.
    »Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, alle hier zusammenzutrommeln?«, wollte Jean wissen. Nach Peters Ansicht gab sie sich dabei etwas zu wenig Mühe, ihre Bewunderung zu verbergen.
    »Alysias Artikel ist hierher gefaxt worden. Die Frage war, wer das warum tat. Wahrscheinlich geschah es nicht, um sein Erscheinen zu verhindern.« Justus kratzte sich am Kopf. »Also kam mir die Idee, dass sie mit Jaubert zusammenarbeitete. Und dann wollte ich einfach den Überraschungseffekt ausnutzen.« Justus lächelte. »Je mehr Leute, desto besser, dachte ich. Eigentlich hätten Ruth und Chosmo auch noch kommen sollen. Aber die haben alle Hände voll damit zu tun, in der morgigen Ausgabe der Sedona Tribune die ganze Wahrheit über den Erpressungsfall zu enthüllen.« Er zwinkerte Peter und Bob zu. »Auch wenn es Mister van Well und der Polizei überhaupt nicht in den Kram passt.«
    Peter stand schmollend, die Hände fast bis zu den Ellenbogen in seinen Hosentaschen vergraben, in der Ecke. »Ich hab nur noch einen Wunsch«, brummelte er.
    »Erfüllen wir«, verkündete Justus, »nicht wahr, Bob?«
    Der nickte.
    »Dass du nie mehr Predigten gegen Alleingänge hältst.«
    Das hatte Justus Jonas nicht erwartet. »Ihr seid so scharf auf den Rundgang hier und auf die Proben für das Konzert gewesen …«, stotterte er.
    »Das Konzert!«, rief Bob und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Das hätten wir jetzt fast vergessen«, ergänzte Jean lachend, »aber dafür haben wir ja dich.«
    »Kriegt die Justiz die beiden jetzt dran?«, fragte Justus die Amtsleiterin, während sie vom Bürogebäude zum Hangar gingen, aus dem begeisterter Applaus zu hören war.
    »Kommt ganz auf den Anwalt an«, gab Joan Brown zurück.
    »Das habe ich heute schon einmal gehört«, sagte der Erste Detektiv nachdenklich. Aber die wieder einsetzende Musik war schon so nah und laut, dass das niemand mehr mitbekam.
     
     
     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher