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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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»Stehe zu allen gewünschten Erklärungen bereit, Miss Ruth«, säuselte er und beugte sich über einen der Apparate. Hinter seinem Rücken deutete Ruth auf den Schrank in der Ecke.
    Die drei ??? verstanden. Unverzüglich bauten sie hinter dem Mann eine Mauer auf und verwickelten ihn in ein ausführliches Gespräch über Sinn, Zweck und Geschichte des Hollerith-Verfahrens mit den gelben Lochstreifen, über die spannende Frage, ob auch Fernschreiber mit chinesischen Schriftzeichen hergestellt wurden, und über die Fortschrittlichkeit moderner Faxgeräte. Abgeschirmt in ihrem Rücken hantierte Ruth unterdessen lautlos mit einigen Aktenordnern.
    »Sie müssen wissen«, sagte sie, als sie gefunden hatte, was sie suchte, »meine Freunde kommen vom Land. Da kennt man das alles nicht.«
    Nur mit Mühe konnten die drei ??? ihr Lachen zurückhalten, bis sie wieder in Ruths Büro waren.
    Aber so witzig hatte Ruth, wie sich dann herausstellte, das gar nicht gemeint. »Land, das passt irgendwie zu euch. Ihr seid anders als die meisten Jungs, die ich in New York kenne. Nicht so arrogant wie die.« Sie blies die Backen auf und führte vor, wie Jungs aus der großen Stadt an der Ostküste durch die Gegend stolzierten. Wieder prusteten sie los.
    Dann hielt Ruth plötzlich einen Zettel in der Hand. Diesmal gab sie ihn gleich dem Anführer der drei ??? hinüber. Justus bemerkte es mit Genugtuung.
    Eine Telefonnummer und ein Datum standen darauf.
    »Die Iden des März«, deklamierte Justus betont düster.
    »Die was?« Peter glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ein ungebildeter Mensch«, sagte Bob entschuldigend zu Ruth. Dann wandte er sich Peter zu und hob den Zeigefinger. »Hör zu. Bei den alten Römern hießen so die Tage in der Mitte des Monats. Meistens war es der 15., und im März der 13.«
    Ruth nickte anerkennend. »Ist wohl dein Lieblingsfach?«
    Bob grinste. »Geschichte und Literatur.«
    »Da war doch was, an diesen Iden des März.« Peter hatte seine Stirn in Falten gelegt. Dahinter arbeitete es mächtig.
    »Sehr richtig.« Justus schwenkte die Kopie durch die Luft. »An diesem Tag wurde dieses Blatt hier an diese Nummer gefaxt.« Er sah den Freund listig an. »Oder an was denkst du?«
    »Ihr braucht euch nicht über mich lustig zu machen. An den Iden des März haben Brutus und die anderen Cäsar erstochen.«
    »Na also, Shaw. Gut. Setzen.« Justus puffte ihn in die Seite. »Im Moment ist das hier allerdings noch wichtiger. Deinen Kriminalfall haben schon andere gelöst.« Er wandte sich wieder an Ruth. »Du hast doch sicher ein Buch mit den Faxanschlüssen.«
    Ruth brachte ihm das örtliche Verzeichnis von Sedona, und als Erstes schlug er unter W wie Walton nach. Aber die Nummer stimmte nicht mit der überein, an die Alysia ihren Text geschickt hatte.
    Ruth sah sich die Nummer noch einmal an. »Könnte drüben in der Nähe des Flughafens sein. Der hat auch eine Achter-Nummer.«
    »In der Nähe des Flughafens?«, echote Bob. »In der Nähe des Flughafens ist Potter’s Playground .« Er sah in die Runde. »Leider.«
    Bob hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Blatt war tatsächlich an das Musikunternehmen gefaxt worden. Und zwar um 20.47 Uhr, kurz vor Redaktionsschluss jener Ausgabe, die dank der Wachsamkeit eines Setzers und der Entschlusskraft des Chefredakteurs dann doch ohne Alysias Geschichte erschienen war.
    »Was hat das nun wieder zu bedeuten?« Ruth sah ratlos in die Runde.
    »Dass wir noch einen Verdächtigen haben«, sagte Justus. »Und den werden wir uns gleich vorknöpfen.«
    Vorher bestanden Peter und Bob allerdings darauf, ihren Hunger zu stillen. Außerdem erinnerten sie Justus daran, dass er selbst einen Termin im Rathaus arrangiert hatte.
    »Oder hast du den etwa vergessen in deinem geschwächten Zustand?«, fragte Peter, als sie an einem Hamburgerstand stoppten. »Dann sollten wir vielleicht doch erst noch in die Apotheke.«
    Statt einer Antwort biss Justus so herzhaft in seinen Cheeseburger, dass Bob und Peter beschlossen, sich vorerst keine weiteren Sorgen zu machen.
     
    Es war genau so heiß wie am Vortag. Vor dem Rathaus sprengten gewaltige Wasserfontänen den Rasen. »Vier Milliarden für einen einzigen Kanal«, sagte Bob verächtlich.
    Peter fand einen Platz im Halbschatten. Er packte Jeans Unterlagen, dann stiegen sie die Treppen zum Eingang hinauf. Die Absperrungen waren inzwischen abgeräumt, aber noch immer standen zahlreiche Kamerateams im Foyer. Auf einem der Flure gab van Well
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