Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
sagte Justus.
    »Ich hatte nie etwas anderes vor. Aber vorher möchte ich euch etwas zeigen.« Er stand auf.
    Justus merkte es den beiden anderen an, dass sie sich genauso wenig wohlfühlten in ihrer Haut wie er. Es war ausgeschlos-sen, dass sie mit einem Erpresser zusammenarbeiteten. Auch wenn er seine Drohung – angeblich – nie wahrmachen wollte. Allerdings gab es in Sedona offensichtlich noch viel größere Gauner als den, der jetzt traurig in ihrer Mitte stand und auf sie wartete.
    »Also gut«, entschied Justus. »Ich gehe mit.« Er sah Bob und Peter an. »Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, fahrt ihr in die Stadt und holt die Polizei.«
    Die kleine Höhle verdiente tatsächlich die Bezeichnung Büro. Auf einem kleinen Tisch stand eine Schreibmaschine. Die mit den höheren i-Punkten, wie Justus an dem angefangenen Brief mit einem einzigen Blick feststellte. Sogar mit Tonband und Funktelefon war Hancock ausgerüstet.
    »Tritt der Erpresser noch einmal in Aktion?«, fragte Justus und deutete auf das Schreiben.
    Alysias Bruder zögerte. »Hatte ich ursprünglich vor. Bis ich euch bei Walton gesehen habe.«
    In einem abschließenden Brief an nicht weniger als hundert Adressaten in der Stadt wollte René Hancock auf die Geschichte seiner Schwester hinweisen. In der Hoffnung, dass wenigstens ein paar der anwesenden Journalisten das Thema aufgreifen würden.
    »Jetzt habe ich eine andere Idee«, erklärte er und bot Justus höflich einen der beiden Campingsessel an. Er ging zu einem großen schwarzen Flugkoffer, der geschlossen in der Ecke stand. Der Erste Detektiv folgte konzentriert jeder seiner Bewegungen. Er hielt ihn zwar nicht für unberechenbar, sonst wäre er ihm auch nicht in die Höhle des Löwen gefolgt, aber man konnte nie wissen.
    Hancock nahm weder einen Totschläger noch eine Pistole aus dem Koffer, sondern eine rote Mappe. »Ihr wart doch gestern bei der Tribune «, sagte er.
    »Sie wissen ja wirklich fast alles«, antwortete Justus verwundert. Hancock zog ein Blatt Papier und eine Zeitung aus der Mappe. Es war ein Teil von Alysias Manuskript, allerdings nur der Anfang.
    Justus sah ihm über die Schulter und überflog den Text. Konkrete Vorwürfe wurden darin nicht erhoben. Dieses Blatt hatte Hancock in den Unterlagen seiner Schwester gefunden, nachdem sie Hals über Kopf zu den Indianern aufgebrochen war. Die Zeitung trug ein Datum vom vergangenen März.
    »Darf ich?« Justus nahm das Blatt in die Hand. »Eine Kopie«, sagte er mehr zu sich selbst. Er hielt sie gegen das Sonnenlicht, das durch den schmalen Höhleneingang fiel.
    »Noch etwas«, sagte Hancock. Seine Stimme klang belegt. »Alysia hat sich das alles so zu Herzen genommen, dass sie angefangen hat, Drogen zu nehmen. Seit vier Monaten ist sie bei den Hopis auf Entzug, weil es nirgendwo einen Therapieplatz für sie gegeben hat.«
    Justus ließ die Kopie sinken. Hancock sah verzweifelt aus.
    Sie schwiegen.
    Justus hielt das Blatt noch einmal gegen die Sonne. »Was ist das?« An der linken unteren Seite war ein Zeichen zu sehen, ein kleiner Kreis mit einem Kreuzchen darin.
    »Das Zeichen des Herstellers vielleicht.«
    Justus zupfte an seiner Unterlippe. Er hatte solche Kreise schon mal gesehen. Aber wo? Er ließ die infrage kommenden Gelegenheiten in Gedanken an sich vorüberziehen. Der Campingwagen schied aus, der Schrottplatz ebenfalls, genauso Tante Mathildas Küche. Er dachte an Peters und Bobs Zimmer. »Schule«, sagte er halblaut. Vor seinem geistigen Auge erschien das Faxgerät im Sekretariat der High School von Rocky Beach. Wenn Miss Greenwood, die Sekretärin, ein Fax abschickte, kamen die Vorlagen unten mit genau so einem Zeichen wieder heraus.
    Justus sah Hancock an und entschied, ihm seine Entdeckung jetzt noch nicht mitzuteilen.
    »Was ist mit Schule?«, fragte der.
    »Nichts.« Justus wechselte rasch das Thema. »Warum haben Sie nach der Tribune gefragt?«
    »Ich kann da nicht hin, mich kennen einige. Aber ihr könntet doch mal im Archiv nachsehen, ob ihr was findet.«
    »Klar. Wenn ich dieses Blatt bekomme«, sagte Justus schnell. »Und wenn Sie sich noch heute der Polizei stellen.«
    Hancock nickte müde.
    »Und die Zeitung, in der es gelegen hat.«
    Mit ein paar Handgriffen verstaute René alles in dem Flugkoffer und überreichte ihn Justus. »Schade«, sagte er leise, »dass ich euch nicht früher kennengelernt habe. Ihr seid wirklich patente Kerle.«
    »Wie viel haben Sie zu erwarten?«, fragte Justus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher