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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld
Autoren: Carter Brown
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irgendwie prima«, sagte Polnik respektvoll. »Irgendeine ausländische Lady,
was? Vielleicht eine Gräfin?«
    »Wenn ich es herausfinde, lasse
ich es Sie wissen«, versprach ich ihm.
    Nachdem sich die Tür hinter ihm
geräuschvoll geschlossen hatte, zündete ich mir eine neue Zigarette an und
wurde mir erst dann Doktor Murphys kalten, starren Blicks bewußt.
    »Ich möchte gern wissen, was
Ihre dreckige Bemerkung vorhin bedeuten sollte«, sagte er. »Ich meine, daß ich
eine sorgfältige Autopsie machen sollte, nicht wie üblich. Den Zweifel an
meinen professionellen Talenten überhöre ich, aber ich möchte gern wissen, was
in diesen vergorenen Restbeständen, die Sie spaßeshalber als Ihr Gehirn
bezeichnen, vor sich geht.«
    »Es handelte sich um eine
Verabredung«, sagte ich. »Er rief mich heute früh an — er bekam meine
Privatnummer vom Büro, als er mich dort nicht erreichte. Er behauptete, er habe
eine wichtige Information für mich, die er mir telefonisch nicht mitteilen
könne, und er wolle mich statt dessen irgendwo treffen. Diese Bar — und der
Zeitpunkt um acht Uhr abends — waren ausschließlich sein Vorschlag. Und dann
trifft er mausetot ein.«
    »Ein Herzschlag nimmt auf ein
zufälliges Zusammentreffen keine Rücksicht, Al.«
    »Und vielleicht ist die
Wahrheit noch seltsamer als das, was in den Romanen steht — wie das Mädchen in
der Hochzeitsnacht sagte«, stimmte ich zu. »Aber ich war nie besonders scharf
auf Zufälle, und dieser Herzinfarkt hat alle Kennzeichen eines Zufalls.«
    »Ganz klar«, sagte Murphy
vergnügt. »Er warf einen Blick auf Sie und fiel tot um. — Wer würde das nicht
tun?«
    Ich grübelte noch immer nach
einer Antwort auf diese Bemerkung, als ich durch die Bar hinaus zu meinem
Austin Healey ging, den ich am Straßenrand geparkt hatte. Eine halbe Stunde
später bog ich in die Zufahrt zu dem Haus am Cone Hill ein.
    Ich stieg langsam aus dem
Wagen, wobei ich mühsam versuchte, mir eine originelle Redewendung einfallen zu
lassen, um den voraussichtlichen Schrecken der Ehefrau zu lindern, sobald ich
ihr erzählen mußte, daß sie nun Witwe sei. Murphy hatte recht gehabt, ich hätte
klug sein und Polnik schicken sollen — dafür sind
Sergeanten schließlich da.
    Ein paar Sekunden nachdem ich
auf den Summer gedrückt hatte, öffnete ein Butler die Tür. Er starrte mich
fischäugig an, aber das beeindruckte mich nicht — ich hatte ihn erwartet. Für
die Leute, die sich leisten können, am Cone Hill zu
wohnen, bedeuten Butler dasselbe wie Fernsehapparate für die meisten anderen
Leute — , manchmal hat man es satt, sie auch nur anzusehen, aber sie bilden ein
notwendiges Statussymbol im Haus.
    »Ich möchte gern Mrs. Miller sprechen«, sagte ich.
    »Tut mir leid, Sir.« Seine
Stimme paßte zu seinem gestärkten Hemd. » Mrs. Miller hat sich für die Nacht zurückgezogen.«
    »Ist das ein Witz?« Ich blickte
auf meine Uhr und sah, daß es erst Viertel nach neun war. »Wer hat denn
gewonnen?«
    »Verzeihung?«
    »Wenn sie sich so früh
zurückgezogen hat, dann muß sie vorzeitig aufgegeben haben«, beharrte ich
logisch.
    »Gute Nacht, Sir.«
    Er wollte die Tür schließen,
ich legte die Hand dagegen und schob sie wieder auf. Einen Augenblick lang war
es wie bei einem wirklichen Wettkampf — dann verstieß ich gegen die Regeln und
sagte ihm, wer ich sei.
    »Sie hätten das gleich erwähnen
sollen, Sergeant!« Er blickte mich vorwurfsvoll an, während er die Tür weit
öffnete.
    »Es ist wichtig, daß ich Mrs. Miller spreche«, sagte ich. »Und außerdem bin ich
Lieutenant.«
    »Bitte kommen Sie herein,
Lieutenant«, sagte er kalt und enthielt sich mühsam der Aufforderung, ich solle
mir zuerst die Schuhe abwischen.
    Ich folgte ihm durch den
breiten Korridor in die Bibliothek. Alle Cone -Hill-Häuser
haben Bibliotheken. Sie werden zusammen mit der Klimaanlage und dem
nierenförmigen Swimming-pool gekauft. Während ich auf
das Auftauchen der Witwe wartete, betrachtete ich die Titel der Bücher in den
Regalen. Entweder waren die Millers Gründungsmitglieder des
Spatzengehirnbuchklubs oder — noch wahrscheinlicher — die Bücher waren vom
Gesichtspunkt der Farbzusammenstellung aus vom Innendekorateur angeschafft
worden. Ich treffe so viele Leute in meinem Leben, die dummes Zeug mit ihrem
Geld anstellen, anstatt es mir zu geben.
    »Sie wollten mich sprechen,
Lieutenant?« Eine kühle Stimme brachte mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
    Ich drehte mich um und warf
einen ersten
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