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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld
Autoren: Carter Brown
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ein«, ich warf
einen Blick auf meine Uhr, »es ist beinahe halb drei Uhr. Ich sollte jetzt
gehen.«
    »Da ist noch etwas, das ich
wissen möchte«, sagte Mona entschlossen. »Was hast du dabei empfunden, als du
zu Mrs. Millers Haus gingst und die ganze Zeit über
wußtest, daß es sich um eine Falle handelte und daß die anderen, sobald du
einmal drin wärest, versuchen würden, dich umzubringen? Ich meine, du hättest
doch leicht einen Haufen Männer hinter dem Haus verstecken können, so daß du
nur hättest zu schreien brauchen und aus der Bredouille gewesen wärst — aber
das hast du nicht getan.« Sie seufzte liebevoll. »Das interessiert mich, Al,
Süßer. Wo hast du diesen kaltblütigen Mut her?«
    »Ganz einfach«, sagte ich
bitter. »Man braucht nur dumm zu sein — so wie ich. Nein, das stimmt nicht — es
ist nicht einfach. Man muß es sich erarbeiten, um so dumm zu sein wie ich.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
fragte sie verdutzt.
    »Ich dachte, Gail Miller sei
die eigentliche Mörderin gewesen«, sagte ich gequält. »Ich dachte nicht im
Traum daran, daß die anderen auftauchen würden. Ich dachte, wir seien lediglich
zu zweit und ich könnte aus zwei Gründen allein mit ihr fertig werden: Sie wog
höchstens hundertundfünf Pfund — und sie war eine
Frau!«
    Ich stand von der Couch auf.
»Ich bin fertig — im wahrsten Sinn des Wortes«, murmelte ich. »Bis morgen,
Süße.«
    »Al?« Ihre Stimme klang
erschreckt. »Du gehst doch nicht etwa?«
    »Wie ich gesagt habe — ich bin
fertig«, sagte ich mit Festigkeit. »Es gibt Zeiten im Leben eines Mannes, wo er
einfach ins Bett gehen muß — und schlafen.«
    Ich konnte das kalte Schweigen
hinter mir förmlich spüren, als ich langsam aus dem Wohnzimmer in den winzigen
Eingangsflur trat. Wie dem auch sein mochte, ich konnte nichts daran ändern — was
immer ich sagte, Mona würde in jedem Fall beleidigt sein, und ich war zu müde,
um zu streiten.
    Ich wollte eben mit der Hand
nach dem Türknauf greifen, als ich hinter mir das leise Trapsen nackter Füße
hörte. Dann flatterte etwas über meine Schulter weg und sank langsam vor mir
auf den Boden. Ich starrte einen Augenblick lang verdutzt darauf, bevor ich! es
erkannte — dann ergaben das Flamingorosa , das
umgekehrte V und die elfenbeinfarbene Stickerei insgesamt einen Sinn. Es war,
ganz ohne Zweifel, das Poncho-Oberteil eines Pyjamas. Während ich noch darauf
hinunterstarrte, flatterte wieder etwas leise durch die Luft, und die
Pyjamahosen ließen sich gelassen vor meinen Augen neben dem Oberteil nieder.
    Von irgendwoher hinter mir kam
ein tiefes spöttisches Lachen.
    » Olé !« sagte eine rauhe und verschmitzte, tief aus der Kehle
dringende Stimme. » Olé , toro !«
    Ich zog meine Hand mit der
plötzlichen freudigen Gewißheit vom Türknauf zurück, daß es Zeiten im Leben
eines Mannes gibt, in denen ihm klar wird, daß er zehn Jahre jünger ist, als er
dachte.
     
     
     
    ENDE
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