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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld
Autoren: Carter Brown
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beschränken könnte«, sagte ich.
    Lavers schloß fest die Augen. »Jetzt
reicht es mir«, sagte er mit zitternder Stimme. »Wenn Sie noch da sind, nachdem
ich bis fünf gezählt und die Augen wieder geöffnet habe, kann ich für das, was
passieren wird, nicht mehr einstehen.«
    »Wir wollen uns nichts
vormachen, Sheriff«, sagte ich und war schon halbwegs aus der Tür, »das haben
Sie noch nie können.«
    Als ich die Tür zum Büro des
Sheriffs fest hinter mir schloß, klingelte eben das Telefon auf Annabelle
Jacksons Schreibtisch. Sie nahm den Hörer ab und blickte mich dann an. »Es ist
für Sie, Al.« Sie bedeckte mit der Hand die Sprechmuschel. »Klingt ganz so, als
handelte es sich um eine Ihrer intimeren Freundinnen — der Typ, der in einem
rosa Satinmorgenrock mit vielen Bändern ausgestreckt auf der Couch liegt — eine
große Schüssel Trauben neben sich.«
    »Himmel!« Ich starrte sie mit
aufgerissenen Augen an. »Mit einer solchen Phantasiebegabung sollten Sie sich
in der Werbebranche betätigen.«
    Ich nahm ihr den Telefonhörer
ab und sagte: »Wheeler.«
    »Al?« Die Stimme klang tief und
intim und machte mir sofort klar, daß Annabelle den Nagel auf den Kopf getroffen
hatte — mit Ausnahme der Trauben vielleicht.
    »Ja?« sagte ich.
    »Hier ist Gail Miller. Es tut
mir so leid, daß ich nicht da war, als Sie heute nachmittag hierherkamen.«
    »Macht nichts«, sagte ich.
    »Ich wollte Sie sowieso
anrufen«, fuhr sie fort, »und mich dafür entschuldigen, daß ich neulich so
ungezogen zu Ihnen war.« Ihre Stimme liebkoste mein Ohr in einer sinnlichen
Weise. »Können Sie mir jemals verzeihen?«
    »Klar!« sagte ich. »Vielleicht
lag es daran, daß Ihnen beim Essen etwas nicht gut bekommen war.«
    Sie lachte leise. »Das mir! Im
Ernst, ich würde mich gern persönlich bei Ihnen entschuldigen, Al. Ob Sie
wohl...? Haben Sie diesen Abend etwas vor?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Ach, das freut mich!« Sie
atmete schwer, und ich wartete auf das knisternde Geräusch, das demnächst durch
die schmelzende Isoliermasse der Telefonleitung hervorgerufen werden mußte.
»Wollen Sie nicht zu mir kommen — sagen wir um acht Uhr? Ich werde den
Hausangestellten noch eine Zulage geben und sie für den Abend wegschicken, so
daß wir zwei allein sein werden. Dann kann ich mein schlechtes Benehmen Ihnen
gegenüber wieder gutmachen, ohne daß wir dabei gestört werden.« Sie schwieg für
ein paar Sekunden, und ich lauschte erneut ihrem schweren Atem. »Ich werde
alles tun, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen«, fügte sie als
entscheidenden Faktor hinzu.
    »Das klingt großartig, Gail«,
sagte ich mit Wärme. »Ich werde kommen.«
    »Ich freue mich so. Oh —
vielleicht bringen Sie besser gleich eine Zahnbürste mit?« Sie legte so sanft
auf, daß ich diese Tatsache erst fünf Sekunden später realisierte.
    »Was benutzen Sie als Köder?«
fragte Annabelle, als ich auflegte. »Dreidollarscheine?«

ZWÖLFTES KAPITEL
     
    S ie trug etwas, was in den
Werbekatalogen als »Schlafrock« bezeichnet wird, und war genau von der Sorte,
die garantiert jedes männliche Wesen die Nacht über wachhielt. Er bestand aus
champagnerfarbenem Satin und hatte einen runden Auschnitt ,
den man als sittsam hätte bezeichnen können, wenn der Einsatz aus feiner Spitze
nicht gewesen wäre, der vom Hals bis dahin reichte, wo selbst die
allergewagtesten Ausschnitte vorher haltzumachen pflegen. Der Schlafrock war
vorn zugeknöpft und endete mit überraschender Plötzlichkeit etwa fünf
Zentimeter oberhalb ihrer Knie.
    »Kommen Sie herein!« Sie
öffnete mir weit die Tür.
    Ich trat in den Flur, und sie
schloß die Tür. Dann warf sie die Arme um meinen Hals und küßte mich mit der
unbeherrschten Wildheit, auf die man immer hofft, aber die man so selten
findet. Ich spürte die weiche Wärme ihres Körpers durch den dünnen Satin
hindurch, als sie sich begierig an mich schmiegte und ihre Lippen mit
eindringlich fordernder Leidenschaft gegen die meinen preßte. Einen flüchtigen
Augenblick lang überlegte ich, ob Wallace J. Miller wohl je während seiner
ehelichen Karriere einen solchen Willkomm erlebt hatte — dann erlosch meine
Fähigkeit, Überlegungen anzustellen, völlig.
    Als sie schließlich die Arme
von meinem Hals löste und zurücktrat, zitterte sie heftig.
    »Ich brauche etwas zu trinken.«
Sie lachte nervös. »Wir sind ja noch nicht einmal bis zum Wohnzimmer gekommen.«
    Im Wohnzimmer war alles
wohlvorbereitet, und nur über der Bar
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