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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld
Autoren: Carter Brown
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auch in der modernen
Medizin angewandt — Tubocurarine zum Beispiel. Aber
niemand kann sich rein zufällig an etwas, das Curare enthält, einen Kratzer
zuziehen — also muß es absichtlich geschehen sein.«
    »Vielleicht war es ein
Selbstmord«, schlug ich eifrig vor.
    Lavers machte mich mit einem Blick
zur Schnecke. »Sie sind lange genug Polizeibeamter, um zu wissen, wie sich die
Leute umbringen, Wheeler! So jedenfalls nicht. Glauben Sie, er hätte sich zwei
Minuten bevor er in diese Bar gegangen ist, in der er mit Ihnen verabredet war,
vergiftet?«
    »Wahrscheinlich haben Sie
recht, Sheriff«, gab ich zu.
    »Vielleicht hat er sich an
Wheelers Umgangston wundgerieben«, sagte Murphy, bösartig grinsend. »Das
reicht, um jedermann zu vergiften.«
    »Vielleicht haben auch Sie’s
getan — als Abwechslung in Ihrem >Selbst-ist-der-Mann<-Projekt, bei dem
Sie freitags um Mitternacht immer Grabraub betreiben«, sagte ich kalt.
    »Hören Sie mit den Faxen auf!«
sagte Lavers gereizt. »Damit werden wir schon von
anderer Seite reichlich eingedeckt. Es ist Ihr Fall, Wheeler, und Sie fangen am
besten gleich damit an.«
    »Ja, Sir«, sagte ich lustlos
und stand auf.
    »Sie können Sergeant Polnik zu Hilfe nehmen«, sagte er mit großzügigem Grinsen.
    »Wer möchte schon Polnik haben?«
    »Ich nicht«, sagte er
selbstzufrieden. »Deshalb kriegen Sie ihn.«
     
    Gegen
halb elf Uhr fiel mein Blick auf das schablonierte Schild an der Tür, auf dem Berkeley & Wallace, Rechtsanwälte ,
stand. Ich ging hinein. Die Sekretärin im Vorzimmer war wie das Büro selbst — modern
und völlig auf der Höhe. Sie hatte rote Haare, und ihre Figur bestand aus einer
Reihenfolge großzügiger Rundungen, die vermittels eines eng die schmale Taille
umschließenden Gürtels unterteilt wurden. Die besagten großzügigen Rundungen
verhinderten die frische weiße Bluse und den plissierten dunklen Rock daran,
sich in irgendwelche Falten zu legen.
    Ihre aufrichtigen grauen Augen
betrachteten mich interessiert abschätzend von oben bis unten.
    »Guten Morgen«, sagte sie
freundlich. »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Sicher können Sie das, Süße«,
sagte ich ernsthaft. »Nachts ist es noch schlimmer als am Tag — dieses
Einsamkeitsgefühl wird immer schlimmer.«
    »Das kann ich verstehen.« Ihre
Stimme klang noch immer freundlich. »Wen wollen Sie sprechen?«
    »Mr. Berkeley.«
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein«, gestand ich betrübt.
»Nur ein HiFi -Gerät und einen vier Jahre alten
Austin-Healey-Sportwagen.«
    »Das kann ich auch verstehen.«
Sie lächelte und zeigte ihre gleichmäßigen weißen Zähne. »Sie sind natürlich
viel zu sehr auf die Sekretärinnen konzentriert, um Zeit zu haben,
Verabredungen zu treffen.«
    »Ich konzentriere mich nur auf
sehr wenige Sekretärinnen«, versicherte ich ihr. »Ich habe einen sehr guten
Geschmack. Würden Sie bitte Berkeley mitteilen, daß ich ihn sprechen möchte?
Lieutenant Wheeler.«
    »Sie überraschen mich,
Lieutenant«, sagte sie beiläufig, während sie an dem Klappenschrank neben ihr
einen Hebel umlegte. »Ich dachte, die Polizei sei eine moralische Institution.«
    »Ich bin die Ausnahme«, sagte
ich bescheiden. »Deshalb schicken sie mich ja immer weg, damit ich mich auf die
Sekretärinnen konzentriere.«
    Sie sprach ein paar Sekunden
ins Telefon und blickte dann zu mir auf. »Mr. Berkeley wird Sie sofort
empfangen, Lieutenant. Die zweite Tür links. Was für ein Typ HiFi -Gerät übrigens?«
    »Eins auf dem man Platten
spielt. Was sonst?« sagte ich. »Ich werde Ihnen eine detaillierte Schilderung
zukommen lassen, wenn ich wieder gehe.«
    »Ich kann’s kaum erwarten«,
sagte sie frostig, während ich auf die zweite Tür links zuging.
    Berkeley saß hinter seinem
Schreibtisch und stand auf, als ich eintrat, um mich zu begrüßen. Er war ein
kleiner zerbrechlich aussehender Bursche, der in seinem dunklen Anzug eine Spur
zu gut angezogen wirkte. Er sah gar nicht nach Westküste aus — die meisten der
Burschen, die ich dort kenne, knöpfen ihr Hemd am Hals nur zu, wenn es sich um
einen wirklich formellen Anlaß handelt.
    Er schüttelte mir die Hand, als
wäre ich ein Mandant, war sehr darum besorgt, daß ich es mir in einem wie eine
Schale geformten Sessel bequem machte, und zog sich dann wieder hinter seinen
Schreibtisch zurück. Seine wie schimmernde schwarze Knöpfe in dem klugen
Gesicht sitzenden Augen beobachteten mich aufmerksam.
    »Was kann ich für Sie tun,
Lieutenant?« Er sprach
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