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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld
Autoren: Carter Brown
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alt — , aber jedesmal wenn Sie ein- und ausatmen zittert er, und das gefällt mir. Es liegt in der
Natur der Sache — Sie stammen ja schließlich aus dem Süden. Gedeihen sie dort
nicht besser? So wie Baumwolle — Tabak — Melonen — . Warum also sollte Ihr...?«
    »Noch ein Wort«, zischte sie
wütend, »und ich erdroßle Sie mit dem Farbband!«
    Ich erinnerte mich an den alten
Spruch, daß es von dem, der kämpft und dann wegläuft, dumm ist, überhaupt
Streit anzufangen. Zwei Sekunden später befand ich mich im Büro des Sheriffs,
die geschlossene Tür als Schutzwall zwischen mir und dem Stolz von Virginia.
    »Ich glaube, er zieht Leichen
magnetisch an«, sagte Sheriff Lavers in
nachdenklichem Ton. »Es gibt eine Menge Leute, die magnetisch Unfälle anziehen,
nicht wahr? Bei Wheeler sind es Leichen — . Wenn irgendwo im Umkreis von drei
Kilometern eine Leiche fällig wird, dann kann man Gift darauf nehmen, daß sie
ihm tot vor die Füße fällt.«
    Doc Murphy schauderte heftig.
»Was für eine gräßliche Todesart!«
    Ich warf den beiden einen
würdevollen Blick zu. »Wenn ich meine magnetische Anziehungskraft ausstrahle,
dann nicht auf Leichen«, versicherte ich ihnen. »Und bevor Sie die nächste
Frage stellen, sage ich Ihnen gleich, daß Sie das, verdammt noch mal, nichts angeht.«
    Lavers nahm die Zigarre aus dem Mund
und blickte sie milde an, als erwarte er, sie gäbe ihm jetzt gleich die geheime
Telefonnummer irgendeines Hollywooder Starlets
bekannt.
    »Erzählen Sie mal, wie die
Sache mit der Leiche war, Wheeler«, sagte er mit allzu glatter Stimme. »Ich
möchte jede Einzelheit wissen.«
    »Es gibt nichts zu erzählen.«
Ich zuckte die Schultern. »Er kam in die Bar herein und fiel tot um.«
    »Einfach so?«
    »Tot«, wiederholte ich. »T-o-t —
wie eine Leiche.«
    Lavers rammte sich die Zigarre wieder
in den Mund und blickte dann Murphy mit beinahe selbstgefälligem Ausdruck an.
»Haben Sie das gehört, Doktor?«
    »Haben Sie sein Gesicht
beobachtet, als es passierte, Al?« fragte Murphy vorsichtig. »Haben Sie irgend etwas Seltsames bemerkt? Sah es so aus, als ob er
plötzlich Schmerzen hätte?«
    Ich überlegte einen Augenblick,
bevor ich antwortete. »Soweit ich mich erinnere, nicht. Er blieb plötzlich
stehen, als ob ihn eine Kugel getroffen hätte; aber sein Gesichtsausdruck
änderte sich nicht im geringsten. Es war mehr so, als ob er schlagartig
eingefroren wäre. Es war keine Gefühlsregung zu erkennen.« Ich starrte die
beiden mißtrauisch an. »Seit wann ist diese Aufregung wegen eines Herzinfarkts
üblich?«
    Lavers schüttelte bedächtig den Kopf.
»Es war kein Herzinfarkt, Wheeler — es war ein Mord.«
    »Aber ich war doch da, erinnern
Sie sich?« sagte ich geduldig. »Niemand hat geschossen oder ein Messer
herausgezogen — nichts! Woran ist er dann gestorben — nur so zum Spaß?«
    Murphy betrachtete die
Fingernägel seiner rechten Hand mit kunstvoller Sorgfalt. »Haben Sie je von
einem Gift namens Curare gehört?«
    »Klar«, sagte ich. »Jedes Kind,
das je ein Comic-Heft gelesen hat, kennt...«
    Dann begriff ich schlagartig,
sank in den nächsten Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen. »O nein!«
murmelte ich heiser. »Sie werden mir doch nicht diese Pfeilgiftgeschichte
aufbinden wollen — von den kleinen braunen Männern in Sarongs ,
die sich blitzartig in den Verkehr auf den Autostraßen stürzen und dann ebenso
schnell wieder verschwinden?«
    Der Sheriff zuckte sichtlich
zusammen. »Sagen Sie das nicht«, knurrte er. »Ich sehe bereits die
entsprechenden Schlagzeilen in den Zeitungen!«
    »Sie behaupten, es stimmt
wirklich?« Ich hob den Kopf und warf ihm einen wilden Blick zu.
    »Fragen Sie Murphy! Es war in
erster Linie seine Idee.«
    »Ich habe es doppelt und
dreifach nachgeprüft«, sagte der Doktor in agressivem Ton. »Es ist Curare, das Miller umgebracht hat — auf seinem linken Handrücken
war ein Kratzer, durch den das Gift in die Blutbahn eingeführt wurde.«
    »Nun, das dürfte nicht allzu
schwierig sein.« Ich lächelte schwach. »Wir wissen ja bereits, wie der
Verdächtige aussieht.«
    »Ja?« sagte Lavers hoffnungsvoll.
    »Klar — ein kleiner brauner
Bursche, einsfünfzig bis einsfünfundfünfzig groß, mit einem Sarong und einem Knochen durch die
Nase gezogen. Als er zuletzt gesehen wurde, trug er ein Blasrohr.«
    »Halten Sie die Klappe!«
brummte Lavers .
    »Nicht nur die kleinen braunen
Männer benutzen Curare«, sagte Doc Murphy milde. »Es wird
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