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Gier

Gier

Titel: Gier
Autoren: Arne Dahl
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Westvleteren Twaalf wurden auf den Tisch gestellt, woraufhin sie kurz miteinander anstießen, an ihrem Bier nippten und schließlich genussvoll seufzten.
    Â»Ja, das ist wirklich lecker«, pflichtete Sara Chavez bei und leckte sich die Lippen.
    Â»Danke übrigens für einen ausgezeichneten Job in Hästhagen«, sagte Paul. »Gibt es bei diesem Pädophilenring schon Ermittlungsergebnisse?«
    Â»Können wir nicht über etwas anderes als über die Arbeit reden?«, fragte Jorge. »Und einfach den Abend und das außerordentlich gute Trappistenbier genießen?«
    Â»Das ist leider leichter gesagt als getan«, antwortete Kerstin Holm. »Noch sieht es nicht gerade gut aus. Aber die Abteilung für Kinderpornografie hat sich des Falles angenommen und ist dabei, ihn neu aufzurollen. Wir können ihnen nur die Daumen drücken.«
    Â»Oder auch Däumchen drehen«, meinte Jorge. »Das ist oftmals zum Verwechseln ähnlich.«
    Â»Und du?«, fragte Kerstin. »Sicher, dass mit dir alles okay ist? Das war ja eine ziemlich heftige Geschichte in dieser Berliner Bank.«
    Â»Wenn man schon einmal mit Blut besudelt wurde, ist das zweite Mal nicht mehr so schlimm«, antwortete Jorge. »Aber das Schlimmste ist, dass ich das ernst meine und hier nicht bloß den Macho geben will.«
    Â»Ich meinte eigentlich, ob du Hilfe brauchst«, verdeutlichte Kerstin ihre Frage.
    Â»Die beste Hilfe, die ich bekommen kann, sitzt hier«, meinte Jorge und beugte sich über den Tisch, um Sara zu umarmen.
    Danach wirkte sie fast etwas gerührt.
    Â»Aber du machst einen etwas mitgenommenen Eindruck, Sara«, fand Paul. »Bist du okay?«
    Â»Mann, was für ein Geschwafel, ob hier jeder okay ist.« Sara lachte. »Ja, ich bin okay. Aber zugegebenermaßen bin ich etwas mitgenommen. Der Fall hat ganz schön reingehauen.«
    Â»Da kann ich dir nur zustimmen«, sagte Paul. »Er hat sich gewissermaßen tief in einen hineingegraben. Nicht nur, weil ich zwei Mitarbeiter in den Tod geschickt habe. Sondern weil die Welt einem hinterher irgendwie anders vorkommt.«
    Â»Vielleicht weil man sie deutlicher wahrnimmt«, warf Kerstin ein. »Du hast jedenfalls einen super Einsatz bei Johannes Stiernmarck geleistet, Jorge. Wie viele Gitarrenstunden habt ihr absolviert?«
    Â»Acht«, antwortete Jorge. »Aber bei mir musst du dich nicht bedanken, dank lieber Sara. Sie war ziemlich hartnäckig.«
    Â»Und, hat er Talent?«, fragte Paul.
    Â»Unbedingt«, antwortete Jorge. »Ein gutes Grundgefühl, aber keine Technik. Hoffentlich wird sie jetzt etwas besser. Das Ganze hat mir übrigens Lust gemacht, auch selbst wieder zu spielen.«
    Â»In gewisser Weise haben wir echt Glück, dass wir einander ablösen«, meinte Sara mit einem schiefen Lächeln.
    Â»Es war schon irgendwie merkwürdig mit Johannes«, sagte Kerstin. »Er hat sozusagen den gesamten Fall in sich aufgesogen, ohne ihn selbst zu verstehen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, er würde jeden Moment explodieren. Oder eher implodieren.«
    Â»Ach nein«, wandte Sara ein und ließ ihren Blick hinaus in den dunklen Abend von Den Haag schweifen. »Die Gefahr bestand eher nicht.«
    Â»Jetzt hat er jedenfalls die Möglichkeit, sich abzureagieren«, meinte Paul. »Das freut mich für ihn. Wo auch immer auf dieser Erde er gelandet sein mag.«
    Â»Es ist wohl das Beste, wenn wir es nicht wissen«, sagte Sara und erhob ihr Glas.
    Sie prosteten einander erneut zu. Dann stellte sich eine besonnene Ruhe ein.
    Â»Ich hätte Lust, ein Gesellschaftsspiel zu spielen«, sagte Paul schließlich. »Zum Beispiel Scrabble.«
    Â»Was ist das denn?«, fragte Kerstin.
    Â»Ein altes Spiel aus den Siebzigern«, antwortete Paul. »Ein auf den ersten Blick simples Kreuzworträtsel.«
    Â»Bloß nicht«, wandte Jorge ein. »Gesellschaftsspiele spielt man, wenn die Dinge dem Ende zugehen. Aber für uns hat es ja gerade erst angefangen.«
    Â»Da hast du natürlich recht«, gab Paul zu. »Aber das hängt hauptsächlich damit zusammen, dass die Gewalt nie endet. Ist eine Gesellschaft ohne Gewalt und Übergriffe heutzutage überhaupt denkbar? Früher konnte ich es mir vorstellen. Heute bin ich mir nicht so sicher.«
    Sie schwiegen eine Weile. Schließlich sagte Kerstin: »Solange es so etwas gibt, werden sie nicht die Oberhand
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