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Gier

Gier

Titel: Gier
Autoren: Arne Dahl
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entgegenzunehmen und Daten abzugleichen.
    Â»Im Grunde ist es ganz einfach«, fuhr Paul Hjelm fort. »Die internationale Kriminalität ist dabei, uns über den Kopf zu wachsen. Um wenigstens eine geringe Chance gegen die organisierte Kriminalität zu haben, die sich ja nie auf nur ein Land beschränkt, muss die Polizei ebenfalls international aufgestellt sein. Bis jetzt ist das von den Regierungen aber noch nicht abgesegnet. Wir sind also der Vortrupp, die Avantgarde, die heimlichen Wegbereiter. Wir werden erproben, ob es überhaupt möglich ist, polizeiliche Ermittlungen auf europäischer Ebene durchzuführen.«
    Er hielt inne und ließ den Blick aus seinen blauen Augen über die Zuhörerschaft schweifen. Die erfahrenen Kriminalbeamten aus allen Ecken Europas tauschten skeptische Blicke aus. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen. Er hoffte nur, dass sie seine eigene Skepsis nicht bemerkten.
    Es war, wie erwartet, Corine Bouhaddi, die das Ganze auf den Punkt brachte: »Aber wie, bitte schön, sollen wir polizeiliche Ermittlungen im Geheimen durchführen?«
    Â»Sehr gute Frage«, entgegnete Paul Hjelm. »Natürlich sieht die Praxis anders aus. Wir dürfen nur nicht herumposaunen, dass es diese Opcop-Gruppe gibt. Notfalls müssen wir immer auf die Polizeibehörden unserer jeweiligen Nationen verweisen können. Weitere Direktiven sind euch heute Morgen per Mail zugesandt worden.«
    Â»Dürfen wir Waffen benutzen?«, fragte die Rumänin Lavinia Potorac.
    Â»Wenn wir erfolgreiche Ermittlungen durchführen wollen, müssen wir auch bewaffnet sein, die Antwort lautet also Ja. Wir müssen uns aber bewusst machen, dass bei einem Schusswechsel etwas mehr als sonst auf dem Spiel steht. Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass keine Spuren bis zu unserer Gruppe zurückverfolgt werden können, es ist aber keineswegs sicher, dass mir das immer möglich ist.«
    Jutta Beyer reckte den Arm in die Luft. Die übrigen Anwesenden im Raum sahen sie verwundert an. Selbst Hjelm wirkte ein wenig irritiert und erteilte ihr mit einer kleinen Handbewegung rasch das Wort.
    Â»Was passiert«, fragte sie, »wenn uns eine Ermittlung in ein EU-Land führt, das nicht durch die Gruppe vertreten ist? Zum Beispiel Ungarn oder Holland?«
    Paul Hjelm nickte bedächtig. »Die EU hat aktuell siebenundzwanzig Mitgliedsstaaten. Eine Gruppe von siebenundzwanzig Polizisten wäre jedoch nicht nur so teuer, dass sich die Rechenkünstler der EU querstellen würden, sie wäre auch nicht handlungsfähig. Mehrere kleinere Länder werden sich daher bis auf Weiteres damit abfinden müssen, von einem Nachbarland repräsentiert zu werden. Wenn sich alles gut entwickelt, wird es später ein Rotationsprinzip geben. Ohne die großen Vier geht es aber nicht. Also sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien ständig vertreten. Schweden repräsentiert im Augenblick den Norden und Polen und Rumänien mit Litauen den Osten. Spanien steht für Südwesteuropa, Griechenland für Südosteuropa, Deutschland repräsentiert den deutschsprachigen Raum und die Beneluxländer und Großbritannien die Inselstaaten. Das ist nicht in jeder Hinsicht gerecht, und es gab auch bereits Proteste aus Holland, das sich jedoch momentan damit trösten muss, Gastgeberland unseres Hauptquartiers zu sein.«
    Paul Hjelm hielt einen Augenblick inne und rieb sich den Nacken, dann fuhr er fort: »Und wie ihr seht, sind über das Wochenende in unserem Versammlungsraum einige Veränderungen durchgeführt worden.«
    Die Polizisten sahen sich um. In die holzgetäfelten Wände waren Bildschirme eingepasst worden, die ausgeschaltet erst auf den zweiten Blick zu erkennen waren. Und wenn man sie zählte, was mindestens die Hälfte der Mitglieder der Opcop-Gruppe gerade zu tun schien, stellte sich heraus, dass es siebenundzwanzig Stück waren.
    Â»Ziemlich kunstvolle Tischlerarbeit, oder?«, fragte Hjelm mit einem schiefen Lächeln.
    Â»Eurovision Song Contest, meine Güte!«, rief Marek Kowalewski aus.
    Â»Aber nur für Eingeweihte«, konterte Corine Bouhaddi trocken.
    Â»Für die siebenundzwanzig Eingeweihten.« Paul Hjelm nickte. »Bleibt nur zu hoffen, dass wir sie nicht allzu oft brauchen, aber wir werden in jedem Fall regelmäßig Vollversammlungen mit sämtlichen nationalen Opcop-Beauftragten
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