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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Hobbs
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Namen registriert ist, weitergegangen, dann zu noch einer und noch einer. Oslo, Stockholm, Bangkok, Caracas, São Paolo. Zehnmal wurde sie weitergereicht, und in jedem Posteingang blieb eine Kopie. Kapstadt, London, New York, L.A., Tokio. Jetzt ging sie in der großen Masse völlig unter, ließ sich nirgendwohin zurückverfolgen, war anonym. Die Information war fast zweimal um die Welt gereist, bevor sie bei mir angekommen war. Sie lag in allen diesen In-Boxen, aber mein Key-Code konnte nur eine davon freischalten. Ich gab mein Passwort ein und wartete darauf, dass die Nachricht entschlüsselt wurde. Die Festplatte lief an, und der Prozessor begann zu arbeiten. Fünf Uhr morgens.
    Der Himmel draußen war leer; nur in den Wolkenkratzern brannten ein paar Lichter, die aussahen wie Sternbilder im Nebel. Ich habe den Juli nie gemocht. Wo ich herkomme, ist es den ganzen Sommer hindurch unerträglich heiß. Die Überwachungsmonitore waren in der vergangenen Nacht für ein paar Sekunden ausgefallen, und ich hatte zwei Stunden damit zubringen müssen, sie zu überprüfen. Ich öffnete ein Fenster und stellte den Ventilator davor. Ich konnte das Dock unten riechen: alte Ladungen, Müll und Salzwasser. Hinter den Bahngleisen erstreckte sich die Bay wie ein riesiger Ölschlick. So früh am Morgen schnitt sich nur ein halbes Dutzend Autoscheinwerfer durch die Dunkelheit. Die Fischerboote streckten ihre Ausleger über die Netze, und die ersten Fähren verließen den Hafen. Von Bainbridge Island rollte der Nebel herein und durch die Stadt, wo der Regen aufhörte und der Schatten eines Güterzugs auf dem Gleis nach Osten zog. Ich nahm die Armbanduhr vom Fenstersims und legte sie an. Ich trage eine Patek Philippe. Sie sieht nicht besonders toll aus, aber sie wird noch die richtige Zeit anzeigen, wenn alle, die ich kenne, schon lange tot und begraben sind, wenn die Züge nicht mehr fahren und die Bay in den Ozean hineingeschwemmt wird.
    Mein Entschlüsselungsprogramm gab ein Signal. Fertig.
    Die Absenderadresse war bei jeder Umleitung getarnt worden, doch ich wusste sofort, von dem die Nachricht kam. Von den potentiell dreißig Personen, die wussten, wie sie mit mir Kontakt aufnehmen können, kannten nur zwei den Namen in der Kopfzeile, und nur einer wusste mit Sicherheit, dass ich noch lebte.
    Der Name war Jack Delton.
    Ich heiße nicht wirklich Jack. Ich heiße auch nicht John, George, Robert, Michael oder Steven. Mein Name ist keiner von denen, die auf meinen Führerscheinen stehen, und er steht auch nicht in den Pässen und auf den Kreditkarten. Mein wirklicher Name steht nirgendwo außer vielleicht auf einem College-Diplom und einem oder zwei Schulzeugnissen in einem Schließfach. Jack Delton war ein Deckname und wird längst nicht mehr verwendet. Ich hatte ihn fünf Jahre zuvor bei einem Job benutzt und danach nie wieder. Neben den Worten blinkte ein kleines gelbes Zeichen, das bedeutete, die Nachricht sei dringend.
    Ich klickte sie an.
    Sie war kurz. Bitte sofort anrufen. Dann kam eine Telefonnummer mit einer Vorwahl aus der Gegend.
    Ich starrte einen Moment lang auf das Display. Normalerweise würde ich bei solch einer Nachricht nicht eine Sekunde lang daran denken, die Nummer zu wählen. Die Vorwahl war dieselbe wie meine. Darüber dachte ich kurz nach und kam auf zwei mögliche Schlussfolgerungen. Entweder hatte der Absender außergewöhnliches Glück gehabt, oder er wusste, wo ich war. In Anbetracht des Absenders traf wahrscheinlich Letzteres zu. Es gab eine Handvoll Möglichkeiten, wie er es herausgefunden haben konnte, natürlich, aber keine davon dürfte einfach oder billig gewesen sein. Die bloße Möglichkeit, dass ich gefunden worden war, hätte eigentlich genügen müssen, um mich zu verjagen. Es ist mein Grundsatz, niemals eine Nummer anzurufen, die ich nicht kenne. Telefone sind gefährlich. Eine verschlüsselte Nachricht über eine Reihe von anonymen Servern hinweg zu verfolgen ist schwer. Doch jemanden über sein Mobiltelefon aufzuspüren ist einfach. Sogar die normale Polizei kann das, und die normale Polizei befasst sich nicht mit jemandem wie mir. Jemand wie ich kriegt das volle Programm: FBI , Interpol, Secret Service. Die haben haufenweise Agenten für so was.
    Ich betrachte den blinkenden Namen lange und angestrengt. Jack.
    Wenn die E-Mail von jemand anderem gekommen wäre, hätte ich sie jetzt schon gelöscht. Wenn die E-Mail von jemand anderem gekommen wäre, würde ich das Konto schließen und
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